Junge, Junge!
20. Februar 2020Mit Kindern in der Familie und Gemeinde
20. Februar 2020In der Bibel lesen wir viel von der Brüderlichkeit. Immer wieder werden wir ermahnt, brüderlich miteinander umzugehen. Wie soll das jemand verstehen, der gar keine Geschwister hat, der als Einzelkind aufwuchs – so wie ich? Ich habe mir immer einen großen Bruder gewünscht und hatte klare Vorstellungen, wie er sein sollte: Er sollte mit mir spielen, mich beschützen und ich wollte voller Stolz zu ihm aufschauen. „Seht, das ist mein Bruder!“ wollte ich sagen. Natürlich würden wir uns nie streiten; das kam in meinen Gedanken nicht vor.
So wurde ich mit meiner Wunschvorstellung von Brüderlichkeit (Schwesterlichkeit) groß und hatte selbst keine Gelegenheit, es zu lernen, eine gute Schwester zu sein.
Meine Gelegenheiten, etwas über Brüderlichkeit zu erfahren und zu lernen, sollten etwas später kommen: in der Ehe, mit unseren Kindern und in der Gemeinde. Ich durfte lernen, dass ich in der Gemeinde viele Brüder und Schwestern habe. Wir sind alle Glieder am Leib Christi und haben einen gemeinsamen Vater im Himmel.
Jesus sagt: „Wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.“ Matthäus 12,50 .
„Bleibt fest in der brüderlichen Liebe.“ Hebräer 13,1 .
„Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich.“ Römer 12,10 .
„Erweist … in der Frömmigkeit brüderliche Liebe …“ 2. Petrus 1,5-7 .
Ist Brüderschaft mit Freundschaft gleichzusetzen? Sicher gibt es viele Parallelen. Lasst uns das genauer überprüfen!
Kann ich mir das aussuchen?
Freundschaft: Ja“Mein Sohn, wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht.“ Sprüche 1, 10
Brüderschaft: Nein
„… einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder.“ Matthäus 23,8
Entscheide ich darüber?
Freundschaft: Ja
„Wenn du mich nun für deinen Freund hältst…“ (Philemon 17)
Brüderschaft: Nein
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat …“ Röm. 15, 7
Wer sucht mir die Person aus?
Freundschaft: Ich
„Willst du einen Freund finden…“ (Sirach 6, 7)
Brüderschaft: Gott, Familie, Gemeinde
„…Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.“ Apostelgeschichte 2,47
Ist es ein Gottesgeschenk?
„Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, …“ Jakobus 1, 17
Freundschaft: Ja
Brüderschaft: Ja
Wozu sollte diese Beziehung dienen?
„Jeder von uns lebe so, dass er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Erbauung.“ Römer 15,2
„Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat …“ 1. Petrus 4, 10
Freundschaft: Glaubensstärkung, Hilfe auf dem Weg zur Ewigkeit, praktische Hilfe, Freude
Brüderschaft: Glaubensstärkung, Hilfe auf dem Weg zur Ewigkeit, praktische Hilfe, Freunde
Wer möchte mir in der Beziehung helfen?
Freundschaft: Jesus
„Der Herr ist mein Helfer…“ Hebräer 13, 6
Brüderschaft: Jesus
„… dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß.“ Römer 15,5
Was sollte das Kennzeichen sein?
„Habt ihr eure Seelen gereinigt im Gehorsam der Wahrheit zu ungefärbter Bruderliebe, so habt euch untereinander beständig lieb aus reinem Herzen.“ 1. Petrus 1,22
Freundschaft: Liebe
Brüderschaft: Liebe
Was ist leider oft das Kennzeichen?
Freundschaft: Zweck, Vorteil
„… die Reichen haben viele Freunde.“ Sprüche 14, 20
Brüderschaft: Gleichgültigkeit, Hass
„Ein gekränkter Bruder ist abweisender als eine feste Stadt…“ Sprüche 18, 19
Können wir offen miteinander reden und Rat geben?
Freundschaft: Ja
„Die Schläge des Freundes meinen es gut; … süß ist der Freund, der wohlgemeinten Rat gibt.“ Sprüche 27, 6.9
Brüderschaft: Ja
„Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht … Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen.“ Matthäus 18, 15
Muss die Beziehung gepflegt werden, wenn sie gut sein soll?
Freundschaft: Ja
„Von deinem Freund … lass nicht ab.“ Sprüche 27, 10
Brüderschaft: Ja
„Grüßt alle Brüder mit dem heiligen Kuss.“ 1.Thess. 5, 26
Kann die Beziehung enden?
Freundschaft: Ja
„… ein Verleumder macht Freunde uneins.“ Sprüche 16, 28
Brüderschaft: geistliche Bruderschaft kann enden, leibliche Verwandtschaft bleibt
„Sündigt aber dein Bruder an dir … Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner.“ Matthäus 18,15-17
„… es gibt Freunde, die hangen fester an als ein Bruder.“ Sprüche 18, 24
Was ist für eine echte Freundschaft und liebevolle Brüderschaft wichtig?
- Mein(e) Freund(in) und mein Bruder (meine Schwester) sind ein Geschenk Gottes. Ps. 127, 3
- Jede Beziehung lebt vom Geben und Nehmen. Apg.20,35;1. Pet.4,10)
- Ich bin aufgerufen, Gottes Liebe an meinen Freund/Bruder weiterzugeben. 1.Joh.4, 19-21
- Wenn ich Fehler am anderen sehe, sollte ich bedenken: Ich habe auch welche! Röm.3,23
- Meine Beziehung zu Gott besteht nur durch die Vergebung, die Gott uns in Jesus schenkt. Unser Verhältnis zu Menschen besteht auch nur in der Vergebung untereinander. Kol.3,13
- Zeit verbringen und Verständnis füreinander, Rücksichtnahme und zuhören können, Ehrlichkeit, Treue und Vertrauen, gegenseitige Hilfe und Ermutigung sind die Zutaten für eine harmonische Freundschaft und Bruderschaft. Röm. 12, 1-21;15, 2.7.
Was lernt eine Mutter ohne leibliche Geschwister von ihren drei Söhnen?
- Die Brüder sind abhängig von der elterlichen Liebe. Sie müssen wissen und erleben, dass ihre Eltern sie lieben und annehmen. Nur dann sind die Brüder keine Konkurrenten, die um dieLiebe der Eltern kämpfen müssen.
- Mit Geschwistern ist es nie langweilig.
- Durch Geschwister lernt man, mit unterschiedlichen Charakteren umzugehen.
- Brüder kennen sich sehr gut, wissen wie sie einander am besten helfen können und sich durch ihre Unterschiedlichkeit ergänzen.
- Diese Vertrautheit kann zum Bösen ausgenutzt werden, wenn keine Liebe vorhanden ist.
- Verschwiegenheit und sich auf den anderen verlassen können, sind sehr wichtig.
- Jeder muss an seinem Platz dem anderen ein lieber Bruder sein: ein lieber großer Bruder und ein lieber kleiner Bruder – mancher ist beides.
- Keiner darf seine Position ausnutzen, um dem anderen zu schaden. Es ist nicht der eigene Verdienst oder eine Strafe, der Große oder Kleine zu sein.
- Unter Brüdern darf man offen sein. Man kann Gedanken, Träume und Ängste äußern und weiß, man wird nicht ausgelacht oder bloßgestellt.
- Auch unter Brüdern muss auf gutes Benehmen geachtet werden.
- Die Individualität muss gewahrt werden. Es müssen nicht immer alle alles gleich machen.
- Es kann schwierig sein, wenn eine neue Person (als Freund oder Bruder) hinzu kommt. Es sollte zeitig daran gearbeitet werden, dass eine Bruderschaft kein „geschlossener Club“ ist, zu dem nie ein weiterer Mensch hinzukommen kann. Eine kinderreiche Mutter sagte einmal: „In meinem Herzen ist immer wieder Platz für ein neues Baby, wenn Gott uns noch eins schenken möchte.“ Wir brauchen auch Platz in unseren Herzen für neue Brüder und Schwestern, Freunde und Freundinnen, die Gott uns schenken möchte
Was Brüder einander bedeuten:
Paul erzählt. „Ich gehe in die 10.Klasse und bin fast der Größte an der Schule. In die 5. Klasse geht mein kleinster Bruder. Manchmal begegnen wir uns in der Pause auf dem Flur. Dann winkt mir der Kleine schon von weitem zu. Ich bin dann ganz stolz auf ihn und rufe: Hallo Benni!.“
Daniel erzählt. „Mein großer Bruder ist mittags mit seiner Klasse für eine Woche weggefahren. Am Abend habe ich ihn schon vermisst. Es ist einfach nicht schön, wenn einer von uns fehlt.“
Lukas erzählt. „Meine Brüder sind mir sehr wichtig und helfen mir in der Not. Wenn ich mich allein in meinem Zimmer fühle, darf ich mir in Pauls Zimmer ein Bett bauen. Mir gefällt, dass wir vieles gemeinsam machen.“
„Ein Freund liebt allezeit, und ein Bruder wird für die Not geboren.“ Sprüche 17,17 .
Es sind die kleinen alltäglichen Begebenheiten, die uns Gottes Liebe zeigen und so wertvoll sind. Wir sollten sensibilisiert werden für das scheinbar Nebensächliche und Unbedeutende. Unser Leben kann zu einer Reihe von kleinen und großen Freuden werden – oder zu einer Kette von Traurigkeiten und Ärgernissen. Wir dürfen wählen und uns selbst entscheiden.
Ein trauriger Tag: Ich stehe zu spät auf und kämpfe mit meinen Geschwistern ums Bad.
Ein freudiger Tag: Ich bin zeitig auf und bringe unsere „Badzeiten“ nicht durcheinander.
Ein trauriger Tag: Am Frühstückstisch maule ich, weil die Marmelade nicht gedeckt wurde.
Ein freudiger Tag: Ich helfe beim Tisch decken. Mutti freut sich.
Ein trauriger Tag: Mutti muss mich ermahnen, weil ich vergaß, meine Schuhe zu putzen.
Ein freudiger Tag: Meine Sachen sind in Ordnung.
Ein trauriger Tag: In der Schule gibt es Ärger, weil ich keine Hausaufgaben machte.
Ein freudiger Tag: Ich bin gut vorbereitet im Unterreicht und kann auch anderen helfen.
Ein trauriger Tag: Ich bin unleidlich, weil es nicht mein Lieblingsessen gibt.
Ein freudiger Tag: Ich bin dankbar für das Essen und helfe beim Abwasch.
Ein trauriger Tag: Nachmittags streite ich mit meinen Geschwistern, weil sie mich nerven.
Ein freudiger Tag: Wir Geschwister spielen, lernen und helfen gemeinsam.
Ein trauriger Tag: Ich werfe bei den Nachbarn ein Fenster ein und beschuldige meinen Bruder.
Ein freudiger Tag: Ich gehe mit meinen Brüdern eine ältere Nachbarin besuchen.
Ein trauriger Tag: Ich überlege, wie ich meinen Brüdern schaden kann.
Ein freudiger Tag: Ich überlege, wie ich meinen Brüdern ein Segen sein kann.
Ein trauriger Tag: Ich habe schlechte Laune und gebe meinen Schwestern die Schuld dafür.
Ein freudiger Tag: Für meine schlechte Laune bin ich verantwortlich. Ich bete und suche nicht die Schuld bei anderen.
„Befiel dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird´s wohl machen.“ Psalm 37, 5
Gedanken aus dem Buch Sirach
„Drei Dinge gefallen mir, die Gott und den Menschen wohlgefallen: wenn Brüder eins sind und die Nachbarn sich lieb haben und wenn Mann und Frau gut miteinander umgehen.“ (25, 1.2.)
„Streu keine Lügen über deinen Bruder aus und auch nicht über deinen Freund.“ (7, 13)
„Gib deinen Freund um keinen Preis auf und auch deinen wahren Bruder nicht um des besten Goldes willen.“ (7,20)
„Verlier lieber dein Geld um deines Bruders und Freundes willen, und vergrabe es nicht unter einen Stein, wo es doch verrostet.“ (29,13)
„Wer freundlich redet, der macht sich viele Freunde; und wer wohlwollend spricht, der verbreitet Güte um sich.“ (6, 5)
„Achte nichts gering, es sei klein oder groß; sonst machst du dich deinem Freud zum Feind…“ (6,1)
„Willst du einen Freund finden, so erprobe zuerst seine Treue, und vertrau ihm nicht allzu rasch. Denn mancher ist ein Freund, solange es ihm gefällt; aber in der Not hält er nicht stand. Und mancher Freund wird bald zum Feind und macht dir zur Schmach euren Streit bekannt. Und mancher Freund ist nicht mehr als dein Kostgänger und hält in der Not nicht stand. … Halte dich fern von deinen Feinden, aber sei auch vor den Freunden auf der Hut. Ein treuer Freund ist ein starker Schutz; wer den findet, der findet einen großen Schatz. Ein treuer Freund ist nicht mit Geld oder Gut zu bezahlen, und sein Wert ist nicht hoch genug zu schätzen. Ein treuer Freund ist ein Trost im Leben; wer Gott fürchtet, der bekommt solchen Freund. Denn wer Gott fürchtet, der wird auch gute Freundschaft halten; und sein Nächster wird so werden, wie er selbst ist.“ (7-17)
„Selbst wenn du dein Schwert gezückt hast gegen deinen Freund, so gib die Hoffnung nicht auf; denn ihr könnt wieder Freunde werden.“ (22,26)
„Hast du gegen deinen Freund den Mund aufgetan, so sei ohne Sorge; denn ihr könnt euch wieder versöhnen; nur Schmähungen, Missachtung, Preisgabe von Geheimnissen und hinterlistige Naschrede: das verjagt jeden Freund. Bleib deinem Freund in seiner Armut treu, damit du dich mit ihm freuen kannst, wenn´s ihm wieder gut geht.“ (22,27.28.)
„Die Liebe, die wir füreinander empfinden, ist heilig. Christen werden zusammengehalten durch eine Liebe, die größer, ausdauernder, höflicher und selbstloser ist als jede andere Liebe. Sie ist motiviert durch christliche Sanftmut, Wohlwollen und Höflichkeit, und sie bewirkt ein brüderliches Verhalten, das durch die Beziehung zu Gott bestimmt wird und die Würde des Menschen achtet. Christen müssen diese Menschenrechte zur Ehre und Verherrlichung Gottes ernst nehmen.“ (E.G. White „Intellekt, Charakter und Persönlichkeit“ Bd. I, S.256-257)