Schon in der Bibel finden wir dieses Wort aus dem Buch der Sprüche Salomos.
Wer würde diese Situation nicht von sich selbst kennen oder von einem verletzen nahestehendem Menschen: der Wunsch, nach einem Streit in die Distanz zu gehen, die Tatsache, dass es nicht mehr möglich ist, auf den anderen zuzugehen, ein ungeklärter Streit, deren Fronten sich immer mehr verhärten.
Vor allem für Familien ist es besonders belastend, ungeklärte Konflikte mit sich herum zu tragen, die bei Familientreffen miteinander zu unausgesprochenen Spannungen und weiteren Missverständnissen führen können. Nichts ist so empfindsam und stabil zu gleich wie die Beziehungen in einer Familie. Dieses erleben Familien gerade um die Weihnachts-und Neujahrszeit.
Üblicherweise sind Familienbeziehungen und Familientreffen meistens erfüllt von hohen Erwartungen: vor allem nach eingeschränkter Annahme der eigenen Person, Harmoniebestreben, Fröhlichkeit, Ausgelassenheit, Zwanglosigkeit und einer Atmosphäre der Geborgenheit. Doch gerade die intensive Nähe zueinander durch die gemeinsam erlebte Geschichte und tiefe Bindung der Familienmitglieder birgt zwangsläufig eine hohe Verletzlichkeit im Umgang in sich, die zu manchem bedauerlichem Konflikt oder gar Zerrüttung von Familiengliedern führen kann.
In Familienkonflikten finden wir vielfältige und verschiedene Arten:
Die Eltern-Kind-Konflikte, durch Erwartungen von den Eltern an die Kinder und umgekehrt oder die Geschwisterkonflikte, die durch Bevorzugungsproblematiken entstanden sind, dazu noch persönliche Konflikte durch Meinungsverschiedenheiten, die Ehekonflikte, die entstehen durch die Erwartungen an den Ehepartner, die nicht erfüllt wurden, durch Bedürfnisse die nicht erkannt und nicht gestillt wurden.
Schauen wir uns Konflikte in Familien näher an, ist festzustellen dass es in der Regel um tieferliegende Schauplätze geht, die unter einer scheinbaren Kleinigkeit verborgen liegen. Ereignisse und Verletzungen, die in der Vergangenheit liegen und nicht genügend bearbeitet werden konnten, entzünden sich an vorgeschobenen Schauplätzen.
An dieser Stelle kann nicht auf Feinheiten dieser Problematik eingegangen werden, doch eines erleben Seelsorger immer wieder:
In Konflikten in der Familie geht es, wenn wir uns die Essenz anschauen, sehr häufig um unerfüllte Erwartungen und Bedürfnisse, um das Thema des sich nicht wahrgenommen Fühlens von den anderen Familienmitgliedern, um das Gefühl benachteiligt und abgewertet worden zu sein, sich nicht angenommen zu fühlen und nicht anerkannt worden zu sein.
Wenn Beziehungen in Familien durch Konflikte belastest sind, dann finden wir folgende Merkmale vor:
Wie können Betroffene mit Konflikten und Streit in der Familien umgehen?
Zunächst einmal sollte jede Person für sich eine grundsätzliche Entscheidung fällen.
Möchte der Betroffene daraufhin arbeiten, dass ein bleibender Kontakt möglich ist oder möchten Betroffene wirklich den Kontakt abbrechen?
Seelsorger hören häufig: „Ach hätte ich doch … ich hätte noch so vieles erklären oder sagen wollen …wenn ich nur noch einmal die Möglichkeit hätte dieses oder jenes sagen zu können“.
In jedem Kontakt stehen wir der Endlichkeit des Lebens gegenüber und Menschen und Familienglieder sollten sich stets darüber im Klaren sein, dass es einen Augenblick im Leben geben wird, der uns mit unserer eigenen Reaktion konfrontieren wird – und das ist der Moment des Endes eines betroffenen Familienmitgliedes, mit dem wir einen Konflikt oder Streit hatten. Grundsätzlich sollte also eine Lebenshaltung erworben werden, die es möglich macht, in den Spiegel zu schauen. Dennoch ist es auch wichtig, während eines Konfliktes Luft zu holen und zu schauen, was ist da gerade passiert?
Zunächst sollten wir die Situation noch einmal Revue passieren lassen, um nachvollziehen zu können, wodurch genau sich eine bestimmte Situation entwickelt hat.
Es ist hilfreich abzuklären, welche Gefühle in dieser Situation empfunden wurden und welcher Punkt konkret verletzt hat.
Dann sollte überlegt werden, was sich der Betroffene stattdessen vom anderen gewünscht hätte.
Folgende Punkte können mit einbezogen werden:
Welches Gefühl hatten die Betroffenen während des sich entwickelnden Streits?
Welche Gedanken gingen ihnen durch den Kopf?
Was hat der andere Gesprächspartner konkret gesagt, das zur Verletzung führte?
Hat die Betroffenen die Situation an irgendetwas von früher erinnert?
Was wäre das Bedürfnis von beiden Parteien in dieser aktuellen Situation gewesen?
Wer hier den Empfehlungen der Bibel folgen möchte, kann sich für die weiteren Schritte an folgenden Bibeltexten orientieren:
Wenn wir möchten, dass Beziehungen geheilt werden, können wir den Schöpfer des Himmels und der Erde bitten, dass Er die Herzen im Gespräch lenkt wie Wasserbäche Sprüche 21,1 zum Frieden hin, den entstandenen Schmerz heilt und Bereitschaft zur Vergebung schenkt.
Die Bereitschaft, das Herz von Gott vorbereiten zu lassen:
„Segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen.“ Matth.5,44
„Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch
gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg.“ Jes.58,6
„Freundliche Reden sind wie Honigseim“ Spr.16,20
„Schnell sein im Hören, langsam sein im Reden“ (vgl. Jak. 1,19
Alles in allem ist es sinnvoll, Konfliktgesprächen innerhalb der Familie, sowie auch generell allen Konfliktklärungsgesprächen, mit einer bewussten Haltung zur Versöhnung, mit einen Wunsch nach Klärung und vor allem mit einer Idee, wie in Zukunft mit der jeweilig betreffenden Situation positiv umgegangen werden kann, zu begegnen.
Das bedeutet: Insgesamt sollte das Gespräch lösungsorientiert geführt werden.
Vorwürfe bringen nicht weiter, auch wenn Betroffene versucht sind, diese vorzubringen.
Für die Gesprächsanwendung geht es …
Konkret bedeutet das:
In sehr verfahrenen Konflikten kann es hilfreich sein, sich nicht zu scheuen eine vertraute Person zu suchen, die dieses Gespräch mit viel Einfühlungsvermögen moderiert und begleitet. Diese Person sollte sich nicht parteiisch geben – sie sollte nur das Ziel verfolgen, dass die Kommunikation mit den betroffenen Gesprächspartnern fair, liebevoll, in einem sanften Geist und vor allem lösungsorientiert geschieht.