Das kleine Horn
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20. Februar 2020Ein trauriger Niedergang
„Wenn du nun der Stimme des Herrn, deines Gottes gehorchen wirst, dass du hältst und tust alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete, so wird dich der Herr, dein Gott zum höchsten über alle Völker auf Erden machen.“ 5. Mose 28,1
Israel sollte allen Völkern zeigen, was Gottes Reich bedeutet: Gerechtigkeit und Liebe. Wohl hatte es einen verheißungsvollen Anfang unter König David gegeben und auch Salomo führte das Volk in eine blühende Zeit. Israel war geachtet und mächtig, genoss Ansehen und im Volk herrschte Frieden. Davids Thron wurde „Thron des Herrn“ genannt 1.Chronik 28,5; 29,23 . Aber schon Davids Sohn Salomo ließ Missstände zu, deren ganzes Ausmaß nach seinem Tod sichtbar wurden. Israel war von den Grundsätzen Gottes abgewichen. Das Volk teilte sich in ein Nordreich, das aus zehn Stämmen bestand, und in das Südreich, das aus den Nachkommen Judas und Benjamins bestand und bald Juda genannt wurde.
Das Nordreich fiel schnell und geriet 722 in assyrische Hand. Durch eine Politik der Aussiedlung und Vermischung führten die Assyrer den völligen Untergang des Nordreichs herbei (2. Könige 17).
Durch den Mut ihres gottesfürchtigen Königs Hiskia entging Juda der Besatzung (2. Könige 18 und 19).
Doch 150 Jahre später gab es auch für Juda kein Entrinnen. Der Babylonier Nebukadnezar nahm das Land ein und große Teile der Bevölkerung gefangen und deportierte es. Viele Propheten, Jesaja, Jeremia und Micha, hatten vor dieser Katastrophe gewarnt, die durch Ungerechtigkeit und Götzendienst im Volk hereinbrechen würde. Doch niemand hörte auf diese Warnungen.
Nebukadnezar zerstörte Jerusalem, das religiöse und kulturelle Zentrum Israels. Israel war gedemütigt und es schien in seiner Mission gescheitert. Es wurde zum „Spott aller Völker“ 5. Mose 28, 37
Bedeutete dies das Ende des verheißenen Friedensreiches Gottes und das Scheitern des Heilsplanes?
Eine Deutung für zwei Träume
Unter den Gefangenen, die Nebukadnezar aus Juda deportieren ließ, gehörte ein junger Gebildeter namens Daniel.
Daniel wurde von Gott erwählt, um seinem Volk und der Nachwelt den Lauf der Geschichte zu offenbaren bis hin zur Vollendung durch das Reich Gottes.
Gott zeigte Daniel in einer Vision vier Tiere, die nacheinander aus dem aufgewühlten Meer steigen Daniel 7, 1-7 . Die Bedeutung wurde gleich erklärt:
„Diese vier großen Tiere sind vier Königreiche, die auf Erden kommen werden.“ Daniel 7, 17 .
Die Vision deutet auf vier Reiche hin, die als Staatsgebilde eine weltweite Macht gewinnen sollten.
Besonders erstaunlich ist, dass diese Vision aus Daniel 7 mit dem Traum des babylonischen Herrschers Nebukadnezar (Daniel 2) vergleichbar ist. Es ist deutlich erkennbar, dass beide Träume eine ähnliche Bedeutung haben.
Das aus vier verschiedenen Metallen bestehende Standbild aus Nebukadnezars Traum deutet ebenfalls auf vier Weltreiche hin. „Zerteilte Reiche“ folgen, bis schließlich das ewige Gottesreich aufgerichtet wird.
Die Prophetie aus Daniel 7 umreißt ebenfalls die Weltgeschichte.
Nebukadnezar werden die Weltreiche in ihrem äußeren Erscheinungsbild gezeigt (Daniel 2), dem Propheten Daniel in ihrem Charakter, als Raubtiere.
Die Prophetie der Bibel gebraucht symbolische Bilder, die dem Verständnis der Zeit entsprechen, in der sie zuerst verkündigt wird. Dies ist für die weitere Deutung stets zu beachten!
Das Weltreich Babylon
Daniel legte als Beamter des babylonischen Hofes Nebukadnezars Traum persönlich aus:
„Du König, bist ein König aller Könige, dem der Gott des Himmels Königreich, Macht und Stärke und Ehre gegeben hat … und dem der über alles Gewalt verliehen hat. Du bist das goldene Haupt.“ Daniel 2, 37.38.
In einer späteren Vision sah Daniel Babylon durch einen geflügelten Löwen symbolisiert:
„Und vier große Tiere stiegen herauf aus dem Meer, und ein jedes anders als das andere. Das erste war wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich sah, wie ihm die Flügel genommen wurden. Und es wurde von der Erde aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben.“ Daniel 7, 3.4.
Der Löwe als Symbol war in der Kunst und im Baustil Babylons häufig anzutreffen. Zur Zeit Daniels (6. Jh. v. Chr.) war dieses Reich sehr mächtig. Unter Nebukadnezar hatte sich der gesamte Vordere Orient unterworfen. Der alte Rivale, Ägypten, wurde erfolgreich bekämpft. Zur beeindruckenden Hauptstadt wurde Babylon ausgebaut. Die riesige Stadtmauer war 15 km lang und der berühmte Turm „Etemenanki“ war 90 m hoch. Unzählige Tempel, Heiligtümer und Straßenaltäre zeugten von der Götterverehrung der Bewohner. Prunkvoll war das Erscheinungsbild Babylons. Die Außenziegel vieler Gebäude waren farbig glasiert und mit Tierfiguren geschmückt. Die Mauern waren gelb, die Tore blau, Paläste rosa und Tempel weiß. Viele Inschriften verkündeten den Wunsch des Königs: „Meine Nachkommen mögen darin für ewig die Menschheit beherrschen.“ Diesem Herrscher überbrachte Daniel die Botschaft des Allmächtigen:
„Nach dir wird ein anderes Königreich aufkommen …“ Daniel 2, 39
Diese Entwicklung ist auch aus der Vision des 7. Kapitels zu entnehmen.
Meder und Perser
Der Perser Kores, auch Kyrus genannt, eroberte 539 v. Chr. überraschend die als uneinnehmbar gegoltene Stadt Babylon. Dies war der Beginn des medopersischen Großreiches, das in Daniel 2 durch die silberne Brust des Standbildes und in Daniel 7, 5 durch den Bären dargestellt wird:
„Und siehe, ein anderes Tier, das zweite, war gleich einem Bären und war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul zwischen zwei Zähnen drei Rippen. Und man sprach zu ihm: Steh auf und friss viel Fleisch!“
Um die Mitte des 6. Jh. war das alte medische Reich von Kores erobert worden. Es kam zu einem Zusammenschluss mit Persien, wobei diese die Vormachtstellung besaßen. Die drei Rippen im Maul des Bären können auf drei militärische Erfolge bezogen werden: über Lydien (547), Babylon (539) und Ägypten (525). Als Darius I., ein Nachfolger Kores, auf dem Höhepunkt der Macht stand (522-486), hielt es niemand für möglich, dass diese Weltmacht jemals gestürzt werden könnte. Doch Gott, der Herr der Geschichte, setzte auch den Persern eine Grenze.
Großreich Griechenland
„Danach sah ich, und siehe, ein anderes Tier, gleich einem Panther, das hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken, und das Tier hatte vier Köpfe, und ihm wurde große Macht gegeben.“ Daniel 7, 6
Der Panther symbolisiert, wie der kupferne Leib des Standbildes, das dritte Weltreich, das durch Alexander dem Großen erriechtet wurde.
Der schnelle, gewaltige Sieg des erst 20jährigen Alex-anders wird durch die Flügel dargestellt. Mit einer nur 35 000 Mann starken Armee setzte Alexander 334 über den Hellespont. Den ersten Sieg errang er am Granikus und 333 v. Chr. schlug er das persische Heer bei Issus in Kleinasien. Er zog durch Syrien, eroberte Tyrus und Ägypten und gründete dort 331 v. Chr. eine Stadt mit seinem Namen: Alexandria. Im selben Jahr wurde der persische Großkönig Darius III. entscheidend bei Gaugamela in der mesopotamischen Tiefebene geschlagen. Alexander war erst 25 Jahre alt, als ihm das persische Imperium zu Füßen lag. Zwei Jahre später besiegte er Samarkant und Turkistan. Nach zwei weiteren Jahren überschritt er den Indus und erreichte Indien.
Als Alexander nach Babylon zurückkehrte, starb er plötzlich. Seine letzten Pläne, die Eroberung der westlichen Mittelwelt, konnte er nicht mehr verwirklichen. Seine Feldherren teilten das Reich. Es entstanden die vier so genannten Diadochenstaaten, die durch die vier Köpfe des Panthers in der Version symbolisiert sind. In diesen Staaten lebte griechisches Denken weiter.
Die hellenistische Kultur Griechenlands beeinflusste die ganze Welt und ist bis heute überall spürbar.
Das „Eiserne Rom“
Ein furchterregendes Untier mit eisernen Zähnen und zehn Hörnern symbolisiert das vierte Weltreich: Rom.
„Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, ein viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und was übrigblieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner.“ Daniel 7, 7
Das bekannteste der vier Weltreiche ist Rom. Seine Nähe zu uns mag ein Grund sein, aber auch seine Härte und Grausamkeit. Denken wir an Rom, so sehen wir vor unserem geistigen Auge Gladiatorenspiele, Kreuzigungen, grausame Versklavungen der Gegner und größenwahnsinnige Kaiser. Märtyrerblut floß in Rom in Strömen. Die Römer glaubten sich zur Weltherrschaft berufen. Von Nordafrika bis zur Donau und vom Euphrat bis nach England erstreckte sich das römische Reich zur Zeit des Kaisers Trajan (98-117 n. Chr.). Das Imperium Romanum hatte die größte Ausdehnung von den vier Weltreichen und existierte über ein halbes Jahrtausend.
Erst in den Stürmen der Völkerwanderung wurde die Stärke Roms gebrochen. 476 n. Chr. stürzte Odoaker, ein Germanenfürst, den letzten römischen Kaiser Romolus Augustus. Das Reich zerfiel in viele Teile; durch die Zehen des Standbildes Daniel 2, 41 und durch die zehn Hörner des Tieres symbolisiert. Ihre wechselhafte Geschichte bis zur Gestalt des heutigen Europa ist bemerkenswert.
Nach der Prophezeiung in Daniel 2, 41-43 werden alle krampfartigen Einigungsbestrebungen Europas keinen dauerhaften Bestand haben.
„… aber sie werden doch nicht aneinander festhalten, so wie sich Eisen und Ton nicht vermengen lässt.“ Daniel 2, 43
Ein geteiltes Reich
Die Geburtsstunde des heutigen Europa liegt im 5. Jh. n. Chr. – die Zeit der Völkerwanderung. Europa entstand aus folgenden Stämmen: Franken, Alemannen, Angel-Sachsen, Langobarden, Sueven, Westgoten, Burgunder, Heruler, Vandalen und Ostgoten. Außer den drei letzten, die nicht mehr existieren, entstanden aus diesen Völkern die Länder Frankreich, Deutschland, England, Italien, Portugal, Spanien und die Schweiz. Wie in der Prophezeiung dargestellt, wurden einige Länder stark und andere schwach Daniel 2, 42 – Symbol von Eisen und Ton). Die Geschichte Europas kann von vielen Einigungsversuchen zeugen. Schon im 9. Jh. versuchte Karl der Große, die zersplitterten Staaten zu einigen – aber nach seinem Tod brach wieder alles auseinander. Mit ihrem Motto „Alles Erdreich ist Österreich untertan“ hätten die Habsburger das Ziel fast erreicht. Ihre Mittel waren meist fröhlicher Natur: „Mögen andere Krieg führen, du, glückliches Österreich, heirate!“ Unter Karl V. erreichte die Macht Habsburgs ihren Höhepunkt. Aber mit seinem Tod zerfiel das Reich. Immer wieder bestätigte sich die Prophezeiung, dass Europa nicht dauerhaft geeint werden könne.
Auch Ludwig XIV., der Sonnenkönig von Frankreich, Napoleon Bonaparte sowie Adolf Hitler versuchten, Europa zu einigen. Gott aber ist der Herr auch der Geschichte Europas. Die jüngsten Einigungsbestrebungen und augenblicklichen Erfolge (europäische Verfassung) können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die europäischen Staaten weit davon entfernt sind, wirklich aneinander festhalten zu wollen. Wirtschaftliche Zusammenarbeit und politische Beschlüsse können die prophetisch begründeten Distanzen zwischen den Völkern nicht überbrücken. Eine dauerhafte Weltmacht Europa wird es nicht geben.
Viele große Staatsmänner in der Geschichte glaubten, sie seien der Herrscher der Welt. Das hat sich bis in unsere Gegenwart nicht geändert.
Wer ist wirklich der Herrscher der Welt?
Als Jesus Christus Pilatus gegenüberstand, prallten zwei Welten aufeinander. Pilatus repräsentierte die irdische Macht. Die römischen Herrscher zu Jesu Zeiten wurden „Cäsar“ genannt. Augustus und sein Nachfolger ließen sich als „Erlöser“ feiern. Zur Amtszeit eben dieses Augustus sollte aber ein anderer geboren werden, der gleichfalls als Erlöser, Messias und König betitelt wurde (Psalm 110). Dieser Erlöser sollte einen ganz anderen Charakter offenbaren, als von den weltlichen Herrschern bekannt. Christus bestätigte auf die Frage des kaiserlichen Prokurators, dass er König sei und er beschrieb sein Reich:
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen … aber nun ist mein Reich nicht von dieser Welt. …
Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“ Johannes 18, 36.37.
Am Ende der Geschichte wird Gott ein Reich aufrichten, dass nie mehr zerstört wird Daniel 2, 44 .
„Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.“ Daniel 7, 27
Diese letzte Vollendung wird bei Christi Wiederkunft erreicht sein. Das hat uns Jesus versprochen. Weil die bisherige Prophetie sich erfüllt hat, dürfen wir bestärkt sein, dass sich Zukünftiges erfüllt.