Gebt Acht auf die Kleinen
20. Februar 2020Die Entwicklung unserer Identität
20. Februar 2020Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers: „Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist.“ (Lukas Kapitel 1, Vers 17).
„… zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern“. Dieser Satz zeigt uns im Umkehrschluss, dass offensichtlich so eine Bekehrung notwendig ist, weil eben die väterlichen Herzen nicht den Kindern zugewandt sind. So kann der Vers als Aufruf verstanden werden. Gleichzeitig liegt aber auch eine Verheißung darauf, die uns versichern möchte: „Es ist möglich, die Herzen der Eltern ihren Kindern zuzuwenden! Gott möchte es uns schenken!“.
Obwohl wir diese Bibelworte auf beide Elternteile beziehen wollen, darf doch nicht übersehen werden, dass in besonderer Weise die Väter angesprochen werden. Mütter haben, bedingt durch die Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit und Babypflege, einen emotionalen Vorsprung in der Beziehung zum Kind. Väter müssen diese Beziehung erst entwickeln. Nun könnte der Einwand kommen, dass doch fast alle Eltern ihre Kinder lieben. Zwar erschrecken uns die furchtbaren Meldungen in den Medien über misshandelte, verwahrloste, missbrauchte und getötete Kinder – aber das sind doch Ausnahmen, oder?
Es sind wirklich drastische Einzelschicksale, die sich aber häufen. Wir wollen in dieser Betrachtung im Bereich dessen bleiben, was als normal angesehen wird. Auch hier zeigt die Entwicklung in Richtung einer zunehmenden erzieherischen Inkompetenz und Machtlosigkeit, im wachsenden Unfrieden zwischen den Generationen und in einer immer stärkeren Flucht eines Elternteils aus der Erziehungsverantwortung – zumeist der Väter durch Abwesenheit per Aufnahme eines übersteigerten Arbeitspensums oder der Komplettflucht per Scheidung.
Carola Freund beschreibt in „Family“ (Ausgabe 4/2000, Seite 20) ihre Familiensituation, bevor ihr Mann zugunsten der Familie auf der Karriereleiter herabstieg: „… ein schönes Haus, das in einigen Jahren wohl abbezahlt sein wird, zwei reizende Kinder, Gesundheit und zweimal im Jahr in den Urlaub fahren. Könnte man sich mehr wünschen? Eigentlich ja nicht – wir hätten nur noch einen Ehemann und Vater für die Kinder gebraucht.“ „Der Vater sollte sein Teil beitragen, das Heim glücklich zu machen. Was auch seine Sorgen und geschäftlichen Schwierigkeiten sein mögen, er sollte es nicht erlauben, dass sie einen Schatten auf seine Familie werfen. Er sollte sein Heim mit heiterer Miene, mit freundlichen Worten betreten.“ (Ellen G. White, Der Weg zur Gesundheit, Seite 302).
In der Erziehungsberatung häufen sich die Klagen: „Unsere Kinder machen mich total fertig!“ Fordernde, anspruchsvolle, unselbstständige, faule und aggressive Kinder scheinen allen kinderlosen Paaren zuzurufen: „Erhaltet euch diesen begnadeten Zustand!“ Fernsehsender haben die psychologische Beratung von Problemfamilien als Quotenschlager erkannt. Zu Beginn jeder Sendung empfindet der Zuschauer Mitleid mit den vorgeführten Eltern, die mit „unmöglichen Kindern“ gestraft sind. Recht schnell aber wird die weise Erkenntnis vermittelt: Das Problem sind die Eltern.
Das ist durchaus keine neue wissenschaftliche Erkenntnis, wie wir schon bei Ellen G. White lesen: „Der Vater sollte in seiner Familie die starken Tugenden einschärfen – Mut, Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit, Geduld, Willenskraft, Fleiß und praktische Brauchbarkeit. Er sollte aber, was er von seinen Kindern verlangt, selbst üben und diese Tugenden in seinem eigenen männlichen Verhalten kund werden lassen. Verbindet Liebe mit Autorität, Freundlichkeit und Teilnahme mit durchgreifender Zucht. Widmet manche Mußestunde euren Kindern; werdet mit ihnen bekannt; nehmt teil an ihrer Arbeit und an ihrem Spiel und gewinnt ihr Vertrauen. Pflegt Freundschaft mit ihnen, besonders mit euren Söhnen; dann werdet ihr einen starken Einfluss zum Guten haben (Ellen G. White, Der Weg zur Gesundheit, Seiten 301-302). „Das Heim sollte für die Kinder der schönste Ort auf der Welt sein, und die Anwesenheit der Mutter sollte dessen größte Anziehungskraft bilden. Kinder haben feinfühlende, liebevolle Naturen. Sie sind leicht glücklich und leicht unglücklich gemacht. Mütter können durch milde Zucht, liebevolle Worte und Handlungen ihre Kinder eng an ihr Herz schließen.“ (Ellen G. White, Der Weg zur Gesundheit, Seite 299).
Diese Zitate, die vor über 100 Jahren geschrieben wurden, können als Resümee jeder modernen „Super-Nanny-Fernsehsendung“ betrachtet werden. „Die Forderung nach mehr Erziehung ist ‚in‘. Aber an welchen Werten orientieren sich Eltern und Lehrer? Am Ende wird der Appell zu mehr ‚Disziplin‘, ‚Höflichkeit‘ und ‚Fleiß‘ verpuffen, wenn keine Besinnung auf christliche Grundlagen stattfindet.“ (Oliver Klenk, Family, Ausgabe 2/2002).
Dr. Volker und Beatrice Bachmann, in der Ehe- und Familienberatung tätig, fassen die Ursachen für ‚anstrengende Kinder‘ so zusammen: „Das kleine Kind erlebt, dass die Eltern ihm einen höheren Stellenwert geben, als sie sich selbst zugestehen: Sie stellen seine Bedürfnisse über ihre Eigenen. Das Kind lernt, dass seine Bedürfnisse wichtiger sind als die der Eltern, da auf seine Unmutsäußerungen eine Reaktion der Eltern erfolgt, die ihm seinen Willen gewährt. (…) Die Reaktion der Eltern auf diese Manipulation bestimmen sein zukünftiges Verhalten ihnen gegenüber. Da die Kinder oft außerhalb der Familie keine Probleme machen, (…) lernen betroffene Eltern erst mit den Jahren, dass ihre Kinder sie nicht so entlasten, wie es ihrem Alter angemessen wäre. Viele Eltern nehmen das Problem erst in der dritten Phase wahr, wenn die Anstrengungen überhandnehmen. Dann wollen sie aber oft vehement gegensteuern. (…) Beim Teenager hat die angelernte Einstellung sich inzwischen verfestigt und ist nur sehr schwer und mit äußerster Geduld und Zähigkeit zu ändern…“ ( Dr. Volker und Beatrice Bachmann, Family, Ausgabe 3/02, Seite 61).
„Dem Mangel an richtiger, häuslicher Erziehung kann der größere Teil von Krankheit, Elend und Verbrechen zugeschrieben werden, unter denen die Menschheit leidet.“ (Ellen G. White, Der Weg zur Gesundheit, Seite 268).
Was ist schiefgegangen? Ist das Herz der Eltern ihren Kindern nicht besonders zugewandt, wenn sie deren Bedürfnisse höher bewerten als ihre Eigenen? Liebe zu unseren Kindern bedeutet nicht, mit allem einverstanden zu sein und ihnen jeden Willen zu lassen. Tadel und Grenzen setzen sind kein Ausdruck von Lieblosigkeit.
1. Liebe zum Kind ist Erziehung von Anfang an
Wer sein Kind liebt, wird es bewusst erziehen wollen, „hinziehen“ zu den Zielen, die ihm wichtig sind. Dieser Punkt wird nur zu oft auf „später“ verschoben, „wenn das Kind vernünftiger ist“ und „man mit ihm wie mit einem Erwachsenen reden kann“. Genau hierin liegt der Kardinalfehler der Kindererziehung. Wenn wir unseren Kindern keine Richtung geben, irren sie selbst ziellos umher – und empfinden das als normal und richtig. Spätestens der Beginn der Schwangerschaft ist wie der Einstieg ins Auto. Wir überlegen, wohin die Reise gehen soll und diese Frage kommt nicht erst, nachdem wir den Tank schon im Zickzackkurs fast leergefahren haben.
„Der vorherrschende Einfluss in der Welt ist, der Jugend zu erlauben, den natürlichen Veranlagungen der Gedanken freien Lauf zu lassen. Sind die Kinder in der Jugendzeit sehr ungestüm, so meinen die Eltern, dass sich das nach einer Weile gewiss verlieren würde. Haben sie erst das 17te oder 18te Lebensjahr erreicht, werden sie schon zur Vernunft kommen und ihre schlechten Angewohnheiten ablegen, um schließlich ganz brauchbare Männer und Frauen zu werden. Welch ein Irrtum! Jahrelang gestatten sie einem Feinde, in ihrem Herzen Samen auszustreuen. Sie dulden es, wenn unrechte Grundsätze wuchern, und in vielen Fällen wird die später aufgewandte Mühe um ihr Herz umsonst sein.“ (Ellen G. White, Das adventistische Heim, Seite 200).
2. Liebe ist mehr als ein Gefühl
Das wunderbare Gefühl, sein neugeborenes Baby das erste Mal im Arm zu halten, ist sicher unbeschreiblich. Wir lieben unsere Kinder besonders, wenn sie artig waren, eine gute Zensur heimbrachten oder ohne zu murren den Abwasch erledigten. Doch die Liebe zum Kind sollte nie Gegenstand der Erpressung sein oder in Frage gestellt werden. „Ich habe dich lieb, wenn du …“ ist ein Satz, den unsere Kinder nicht kennen. Wir lieben unsere Kinder grundsätzlich, auch mit einer „5“ in Mathe, einer verpatzten Prüfung oder einer Entscheidung, bei der wir Bedenken haben. Liebe ist ein Grundsatz, ein Prinzip des Himmels. Gott schenkt uns diese Liebe bedingungslos und wir dürfen sie ebenso weitergeben.
„Eltern, lasst eure Kinder sehen, dass ihr sie liebt und alles tut, was in eurer Macht steht, um sie glücklich zu machen.“ (Ellen G. White, Der Weg zur Gesundheit, Seite 303).
3. Liebe braucht einen festen Platz
Die Liebe zum Kind sollte allumfassend sein, d. h., ich kann mein Kind nicht nur lieben, wenn die Nachbarn bewundernd in meinen Kinderwagen blicken oder ich stolz meinen Freunden von den schulischen Erfolgen meines Sprösslings berichten kann. Ansonsten hätte ich aber viele mögliche Gelegenheiten, wo mir das Kind lästig ist: Eltern haben weniger freie Zeit allein für sich, die Zweisamkeit leidet, das Hobby tritt in den Hintergrund, alte Freundschaften werden nur noch sporadisch gepflegt, die berufliche Karriere steht still, das Geld wird knapper, in der Wohnung beansprucht das Kind seinen Platz, Fürsorge, Verantwortung und Probleme finden kein Ende. Die Liebe zum Kind stellt das bisherige Leben komplett auf den Kopf; Prioritäten werden ganz neu verteilt. Allerdings stehen die Eltern nicht in der Pflicht, sich selbst aufzugeben! Trotzdem braucht das Kind von Anfang an die Gewissheit: „Wir haben dich gern bei uns!“.
„Das Heim sollte ein Ort sein, wo Frohsinn, Höflichkeit und Liebe wohnen; und wo diese Tugenden weilen, wird dauerndes Glück und Freude herrschen.“ (Ellen G. White, Der Weg zur Gesundheit, Seite 302).
4. Liebe verändert
Die von Gott geschenkte Liebe möchte andere, völlig neue Menschen aus uns machen, Menschen, die ihrem Vorbild Jesus Christus ähnlicher werden. Nichts anderes sollte die Liebe zu unseren Kindern beabsichtigen. Deshalb habe ich das Kind, das noch nicht gelernt hat, an das Wegbringen des Mülleimers zu denken, nicht weniger lieb als jenes, das schon mehr Verantwortung und Gewissenhaftigkeit gelernt hat. Die rechte Elternliebe bewirkt eine Hinwendung zu all dem, was Gott sich für seine großen und kleinen Kinder wünscht. „Er (Gott) wünscht, dass wir beständig an Heiligkeit, Glückseligkeit und Brauchbarkeit zu-nehmen.“ (Ellen G. White, Der Weg zur Gesundheit, Seite 307).
5. Liebe trägt Verantwortung
Eltern ermahnen ihre Kinder, weil ihnen deren Verhalten nicht gleichgültig ist. Es ist wesentlich leichter, über die Fehler unserer Jüngsten hinwegzusehen. Doch die Lebenserfahrung der Älteren lässt an die Folgen des ungezügelten und ungelenkten Aufwachsens der nächsten Generation denken. Eltern sind für ihre Kinder verantwortlich. An manchen Bauzäunen prangt ein gelbes Schild: „Betreten verboten! Eltern haften für ihre Kinder!“. Gott möchte uns Eltern Ähnliches sagen: „Eure Kinder sind eine Baustelle des Lebens! Ihr haftet für die Entwicklung euer Kinder!“. „Eltern sind in großem Maße verantwortlich für die Charakterbildung ihrer Kinder.“ (Ellen G. White, Zeugnisse, Band 5, Seite 334).
6. Liebe macht Arbeit
Außerhalb des Erziehungsthemas sehen wir den Begriff „Liebe“ meist anders. Liebhaber von Oldtimern z. B. investieren viel Zeit und Mühe in ihr Hobby. Antiquitätensammler fahren hunderte von Kilometern für einen wurmstichigen Schrank. Liebhaber des Jagdwesens verbringen viele Stunden unbeweglich und mucksmäuschenstill auf einem Hochsitz, in Kälte und Dunkelheit, nur um einen flüchtigen Blick auf den kapitalen Hirsch zu werfen. All diese Liebhaber sind begeistert von ihrem Hobby und widmen sich dem voller Hingabe. Mein Vater klagt nicht, wenn er auf den Hochsitz eingeladen wird oder mit seiner Angelrute loszieht. Wie viele Eltern aber klagen, wenn der Sohn noch Unterstützung beim Erlernen der Uhr braucht, ein Schwimmbadbesuch ansteht, weil die Tochter noch immer nicht schwimmen kann oder weil auch noch ein Abend als Elternabend der Schule geopfert werden soll? „Die Kinder werden hinfort sein, wozu ihre Eltern sie gemacht haben.“ (Ellen G. White, Zeugnisse, Band 6, Seite 124).
7. Liebe ist heute aktuell
Viele werdende Eltern haben falsche Vorstellungen über ihr künftiges Leben mit einem Kind. So hört man oft: „Wenn das Baby erst da ist, dann wird alles schöner!“. Besucht man diese schlafarmen Eltern einige Monate später, heißt es: „Wenn der Kleine erst aus den Windeln heraus ist, wird alles einfacher!“. So um den dritten Geburtstag wird verlautet: „Wenn Tommy erst den Kindergarten besucht, haben wir es geschafft!“. In dieser Art geht es weiter: „“Wenn er erst in der Schule ist … die 10. Klasse geschafft hat … den Berufsabschluss in der Tasche hat … seine Wohnung komplett eingerichtet hat … glücklich verheiratet ist … sein Gehalt erhöht wurde…!“.
Die Zeit, die gerade jetzt dran ist, möchte eine einmalige, wunderbare Zeit mit unseren Kindern sein! Ältere Eltern schwelgen in Erinnerungen: „Ach war das noch schön, als die Kinder so klein waren!“. Warum müssen wir das erst erkennen, wenn es vorüber ist? Heute beschenkt uns Gott mit der ganz speziellen Lebenssituation, in der wir gerade stecken.
„Kinder brauchen fortwährend Fürsorge und zärtliche Liebe. Verbindet sie mit euren Herzen und haltet ihnen die Liebe sowohl als auch die Furcht Gottes vor Augen. Väter und Mütter können ihren eigenen Geist nicht beherrschen, und deshalb sind sie nicht geeignet, andere zu beherrschen. Eure Kinder in Schranken zu halten und zu verwarnen ist nicht alles, was gefordert wird. Ihr habt noch zu lernen, gerecht zu handeln, Barmherzigkeit zu lieben und demütig vor Gott zu wandeln. Alles hinterlässt Eindrücke auf das kindliche Gemüt. (…) Ärgerliche und mürrische Väter und Mütter erteilen ihren Kindern Lektionen, die sie später in ihrem Leben um alles in der Welt zu gerne rückgängig machen würden. Kinder müssen im Leben ihrer Eltern jene Festigkeit sehen, die mit ihrem Glauben übereinstimmt.“ (Ellen G. White, Zeugnisse, Band 4, Seite 675).
8. Liebe hört nicht auf
Wie lange brauchen Kinder unsere Liebe? Nimmt das Maß der Liebe mit zunehmendem Alter ab, erreicht in der Pubertät eine quälende Phase und hat mit dem 18. Geburtstag des Kindes sein biologisches und gesetzliches Ende gefunden? Dieses uneingeschränkte „Wir lieben dich!“ lässt kleine Kinder verstehen, dass ihr himmlischer Vater sie so liebt, (noch viel mehr) wie ihre irdischen Eltern und gibt den größeren Kindern das sichere Fundament für eine gesunde Entwicklung, ohne dass sie einen Liebesersatz suchen müssen. Ich bin 41 Jahre alt und weiß, dass meine Eltern mich lieben! Ein anderes Empfinden wäre mir ein Unding! „Die Liebe hört niemals auf…“ 1. Korinther 13,8 .
9. Liebe kümmert sich um Kleinigkeiten
Wer hat nicht schon unerzogene Kinder im Supermarkt, in Wartezimmern, im Zug oder auf der Straße erlebt! Zuerst fällt mein Blick auf die Kinder, wie schlecht sie sich benehmen. Doch gleich darauf fallen mir die Eltern, meist die Mütter, auf, die völlig unangemessen auf ihre Kinder reagieren. Dabei wird auf das sogenannte kleine Fehlverhalten des Nachwuchses kaum reagiert. Im Supermarkt dürfen die Kleinen selbstverständlich die Waren anfassen, neu sortieren, Packungen öffnen, schreiend nach diesem und jenem verlangen, den Einkaufswagen mit Süßigkeiten füllen und eine wilde Hetzjagd durch die Gänge veranstalten. Für die Mütter scheinen das Lappalien zu sein, denn sie reagieren erst völlig tobend, wenn zu bezahlender Sachschaden angerichtet wurde. Es wird nicht bedacht, dass jedes große, unartige Kind, einmal ein kleines, unartiges Kind war. Wenn Eltern entsetzt auf das derbe Fehlverhalten ihrer Kinder blicken, haben sie doch in den meisten Fällen jahrelang die kleinen Ungezogenheiten großzügig übersehen. „Die Kinder Gottes sollten ein feines Gespür für die Sünde entwickeln. Nirgendwo sollten wir die kleinen Dinge übersehen.“ (Ellen G. White, Bibelkommentar, Seite 93).
10. Liebe ist bereit zu lernen
Vielleicht haben wir bis zu diesem Zeitpunkt einiges im Umgang mit unseren Kindern falsch gemacht. Das ist traurig, aber nicht hoffnungslos, denn das Wunderbare ist, dass wir heute eine Veränderung bewirken können. Wer bereit ist zu lernen, sich von Gott und erfahrenen Gläubigen raten zu lassen, aus den Erfahrungen anderer schöpfen möchte und demütig die Hilfe Gottes in Anspruch nimmt, kann eine wunderbare Veränderung zum Positiven in seiner Familie bewirken. Wenn auch menschlich betrachtet vieles im Argen liegen mag, Gott kann die Veränderung schenken, wenn wir ihn darum bitten und bereit sind, mit ihm zusammenzuarbeiten!
„Es gibt kein wichtigeres Missionsfeld als das, welches Vätern und Müttern übertragen ist.“ (Ellen G. White, Der Weg zur Gesundheit, Seite 267).
11. Falsch verstandene Liebe
Wenn die Omi der Enkelin einen 20-Euro-Schein in die Hand drückt, seufzt diese: „Omi, du bist aber lieb!“. Muss diese Omi aber das Mädchen ermahnen, weil sein Zimmer so chaotisch aussieht, schmollt das Kind: „Ich hab dich gar nicht mehr lieb!“.
Wir dürfen unseren Kindern erklären: „Weil ich dich liebe, muss ich dich ermahnen! Du bist mir nicht gleichgültig.“. Grenzen setzen, Konsequenz und Ermahnung sind nach der antiautoritären Erziehung wieder in Mode gekommen – aus der Erkenntnis der Notwendigkeit heraus. „Gewöhne einen Knaben an seinen Weg, so lässt er auch nicht davon, wenn er alt wird.“ Sprüche 22,6 .
Herzen im Test
Alles, was wir bis hierher gehört haben, wird uns vermutlich nicht neu sein. Können wir es deshalb abtun mit dem Gedanken: „Das betrifft mich nicht!“?
Wagen wir doch den ehrlichen, ganz persönlichen Test! Wie steht es um meine Familie? Unter der einladenden Überschrift „Familien-TÜV“ stellt uns Bill Hybels einen 11-Punkte-Test vor: „Wie erkenne ich eine gesunde Familie?“:
- Wir lieben uns uneingeschränkt.
- Wir reden miteinander.
- Jeder hat seinen besonderen Wert.
- Niemand wird manipuliert oder missbraucht.
- Andere werden respektvoll behandelt.
- Wir fördern Eigenverantwortung.
- Jeder Einzelne trägt Verantwortung.
- Wir teilen eine gemeinsame geistliche Basis.
- Wir spielen zusammen.
- Wir haben unsere eigenen Traditionen.
- Wir suchen Hilfe.
(Aus „Family“, Ausgabe 2/02, Seiten 46-51).
Wozu das Ganze? Warum ist es so wichtig, dass wir uns solche Mühe mit unseren Familien geben? Der Bibelvers aus der Überschrift gibt uns die Antwort: „… zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist.“ Lukas 1,17 .
„Die Zeit der Bewährung wird uns geschenkt, damit unser Charakter für die Ewigkeit vorbereitet werden kann. Eltern, wie feierlich ist der Gedanke, dass euch eure Kinder übergeben wurden, damit ihr sie erzieht und unterweist, so dass sie entweder Charaktere entwickeln mögen, die Gott wohlgefällig sind oder solche, mit denen Satan und seine Engel nach Belieben spielen können!“ (Ellen G. White, Ausgewählte Botschaften, Band 1, Seite 317).
Heute haben wir die Aufgabe, uns und unsere Kinder auf die Wiederkunft Jesu Christi vorzubereiten. Unser aller Ziel möge sein, gemeinsam mit unseren Kindern Bewohner der neuen, ewigen Erde zu werden. Gott schenke uns seinen Segen für dieses große Ziel und den Weg dorthin.
Amen.