Ein Brief Jesu Christi an Dich
16. November 2021Jesus Christus – der Eckstein
16. November 2021„Ja, klar!“, würdet Ihr vielleicht sagen. Wir haben zu viele Sorgen, zu viel Stress, zu viele Probleme, Herausforderungen, Pflichten, Streit, Tränen, Leid … Uns allen wird eine Menge einfallen, von dem wir meinen, zu viel zu haben.
Und zu wenig? Auch da gibt es so einiges: zu wenig Zeit, Kraft, Gesundheit, Freude, Liebe, Frieden, Geld, Platz, Helfer, Verständnis, Trost, Anerkennung …
Ich fürchte, es würde eine Predigt, die sich über Tage erstreckte, würde ich jetzt jedes Zuviel und Zuwenig unter die Lupe nehmen. Darum konkretisiere ich mein Thema. Ich greife einen Punkt heraus, den wir selten mit einer zu großen oder zu geringen Menge verbinden. Gottes Wort, die Bibel, ist einfach da. Doch …
Gibt es ein Zuviel an Gottes Wort in unserem Leben?
Ich kenne Menschen, die lesen ein neues Buch einmal durch und werfen es dann ins Altpapier. Andere erweitern ständig ihre Bücherwand und betrachten ihre Lektüre als Freunde, die sie immer um sich haben möchten.
Wie ist das bei euch? Habt ihr eine Sammlung an Büchern? Welche Bücher hebt ihr auf? Habt ihr ein Buch, außer der Bibel, schon mehrfach gelesen? Warum?
Mir geht es beim mehrmaligen Lesen oft so, dass mir auch bei alt bekannten Geschichten Neues auffällt. Auch bei guten Filmen stelle ich das fest.
Wie ist das mit der Bibel?
Manche von uns kennen die biblischen Geschichten seit der Kindheit. Doch auch, wer noch nicht so lange mit dem Wort Gottes Kontakt hatte, wird manche Verse und Geschichten schon mehrmals gehört haben.
Christen, die ihren Glauben aktiv ausleben und eine enge Verbindung zu Jesus halten, hören, lesen oder studieren 365 Andachten jährlich. Jede Andacht wird mindestens einen Bibelvers als Grundgedanken haben. Auch wer nur schnell die Losungsworte auf seinem PC oder Handy liest, kommt auf 730 Bibelverse in jedem Jahr. Wer als Adventist regelmäßig am Gottesdienst teilnimmt, hat allein schon über 50 Sabbatschullektionen pro Jahr studiert. Mehr als 50 Predigten hört, wer keinen Gottesdienst verpasst. Eine Predigt ohne Bibelworte wird kaum gehalten. Dazu laden Bibelkreise und Gebetsstunden zum weiteren Kontakt mit der Heiligen Schrift ein. Ich schätze, ohne großes eigenes, tiefes Bibelstudium kommt jeder auf einige tausend Bibelverse im Jahr, von denen längst nicht alle neu für ihn waren.
Immer dasselbe?
Wir denken oft, wir bräuchten immer etwas Neues. Vor allem meinen wir, anderen ständig Neues, Unerwartetes, Aufregendes bieten zu müssen. Unsere Zeit ist schnell, viel zu oft zu schnell. Wir beobachten das auf vielen Gebieten: Die Zeitungen werden bunter und abwechslungsreicher. Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, sagt man. Filme werden mit ständig wechselnden Videosequenzen geschnitten. Manchmal geht es schneller, als unsere Augen den Inhalt erfassen können. Lange auf einem Bild zu weilen, gilt als langweilig. Dass wir Neues lieben, zeigt sich auch an der Mode. Während es in einer Saison heißt: „Diese Farbe ist dein Must-Have!“ verkünden die Stylisten schon in der nächsten Jahreszeit: „Diese Farbe will jetzt wirklich keiner mehr sehen!“.
Die Bibel, wie wir sie heute in den Händen halten, lesen Menschen schon Jahrhunderte lang in dieser Form. Leichte Anpassungen im Ausdruck, aber im Großen und Ganzen sind die Geschichten von Adam und Eva, der Arche Noah, Daniel in der Löwengrube und das Leben Jesu immer noch dieselben.
Bräuchten wir nicht jedes Jahr eine neue Ausgabe mit völlig anderem Inhalt?
Ich meine nicht die modernen Ausgaben in einem verständlicheren Deutsch, vielleicht sogar mit Bildern, aber immerhin ein neues Cover. Ich meine ganz andere Geschichten, die noch nie jemand las.
Als wir mit dem Sabbatwächter anfingen zu arbeiten und auch dafür schrieben, erklärte ein Mitarbeiter: „Kein Text darf mehrfach irgendwo erscheinen. Was schon anderweitig gedruckt wurde, kann nicht mehr in den Sabbatwächter aufgenommen werden.“ Inzwischen gilt für manche dieser Anspruch für Videos, die zu veröffentlichen sind.
Immer wieder neues? Wie ticken wir Menschen eigentlich. Ich verrate euch ein Geheimnis. Wir haben einmal aus Versehen denselben Beitrag zwei Jahre hintereinander als Urlaubsartikel abgedruckt – und keiner hat´s bemerkt, nicht einmal der Schreiber.
Kleine Kinder betteln allabendlich um ihre Lieblingsgeschichten, die Vater oder Mutter vorlesen sollen. Die Jungs und Mädchen können die Texte schon auswendig mitsprechen. Trotzdem lieben sie ihre Geschichten so sehr, dass sie nicht genug davon bekommen können. „Noch mal!“ ist so ein bekannter Ausruf, der manche Eltern stöhnen lässt.
Wir Menschen haben zwar ein phänomenales Gehirn, aber unsere Reizüberflutung und Informationsfülle trägt dazu bei, dass wir vieles sehr schnell wieder vergessen.
Wie schnell werden durchschnittlich Informationen wieder gelöscht? – nach 18 Sekunden! (1)
Wir unterscheiden das „Ultrakurzzeitgedächtnis, Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis
Das Ultrakurzzeitgedächtnis sorgt dafür, dass wir etwa auf Befehl wiedergeben können, was jemand gerade zu uns gesagt hat. Aber auch um Sätze lesen zu können, brauchen wir es, sonst würden wir uns am Ende des Satzes an den Anfang und somit den Sinn nicht erinnern können. Relevante oder mit Gefühl besetzte Informationen kommen in das Kurzzeitgedächtnis.“ (2)
Wie oft muss etwas wiederholt werden, um im Langzeitgedächtnis gespeichert werden?
„Siebenmal gelernt wandert eine Information in das Langzeitgedächtnis.“ (3)
Ob unser Schöpfer das wusste?
Mit Sicherheit. Er hat uns schließlich so geschaffen. Nicht alles, was uns begegnet, müssen wir uns dauerhaft merken. Wer weiß noch, was er am Mittwoch vor vier Wochen zum Mittag aß oder welche Kleidung er trug? Wer merkte sich, von wann bis wann es gestern regnete oder die Sonne schien? Das alles müssen wir nicht im Kopf behalten anderes schon.
Zu den absolut wichtigen Dingen gehört: Wir sollten wissen, woher wir kommen, warum wir leben und wohin wir gehen, wenn wir sterben. Das alles lesen wir in der Bibel. Viele Geschichten und Aussagen kommen mehrfach im Wort Gottes vor. Die vier Evangelien sind das bekannteste Beispiel für Wiederholungen. Den Erlösungsplan und das Evangelium finden wir nicht nur einmal und ganz versteckt. Immer wieder stoßen wir beim Lesen auf die Liebe Gottes und seine Absicht für unser Leben.
Bibelverse auswendig lernen
Gut, wenn wir alle eine Bibel im Schrank haben. Besser, wenn wir regelmäßig darin lesen. Am besten, wenn uns im alltäglichen Leben passende Worte Gottes zu unserer Situation einfallen. Um so weit zu kommen, müssen wir die Bibelworte im Gedächtnis haben.
Im Internet werden Ideen angeboten, wie Bibelverse auswendig gelernt werden können. Jeder lernt anders. Vielleicht könnt ihr einfach einen Vers vom Kalenderblatt jeden Monat lernen oder euch eine Spruchkarte mit einem Vers so lange sichtbar aufstellen, bis ihr den Vers im Kopf habt. Wichtig ist, dass es euch Freude macht und ihr wirklich merkt, wie segensreich es für euch ist, Gottes Wort parat zu haben.
Als Jesus mit den Menschen sprach, nahm er oft Bezug zum Alten Testament. Z.B. Matthäus 5,21.27.31.33.38.43.; 8,17; 9,13; 11,10; 12,7; 13,14.15; 15,4; 19,5.19.
Warum konnte er das? Ob er die dicken Schriftrollen immer unter dem Arm geklemmt hatte? Ich denke kaum. Er fragte seine Zuhörer: „Habt ihr nie gelesen in der Schrift (Psalm 118,22-23): »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen, und er ist ein Wunder vor unsern Augen«?“ (Matthäus 21,42)
Ich lade euch ein, einige Bibelverse auswendig zu lernen, Verse, die euch viel bedeuten, die euch Wegweisung geben, trösten, ermutigen, helfen und mit denen ihr in eurem Leben schon Segen erlebt habt.
Bibelworte, die euch wichtig und wertvoll geworden sind, dürft ihr jetzt mit uns allen teilen. Wer liest uns etwas vor?
Niemals zu viel!
Liebende können die Beweise ihrer Zuneigung nicht oft genug hören und sagen. In unserer Beziehung zu unserem Schöpfer und Herrn Jesus Christus ist es ähnlich. Wir lesen jetzt miteinander einige sehr wichtige Bibelworte.
„… Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ (Jeremia 31,3)
„Und das ist die wahre Liebe: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns zuerst geliebt und hat seinen Sohn gesandt, damit er uns von unserer Schuld befreit.“ (1. Johannes 4,10, Neues Leben Bibel)
„Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“ (1. Johannes 4,19)
„Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat: Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1 Johannes 4,16)
„Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch liebe.“ (Johannes 15,12)
„Weil du teuer bist in meinen Augen und herrlich und weil ich dich lieb habe,
gebe ich Menschen an deiner statt und Völker für dein Leben.“ (Jesaja 43,4)
„Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! Darum erkennt uns die Welt nicht; denn sie hat ihn nicht erkannt.“ (1. Johannes 3,1)
So, wie viele Bibelverse haben wir jetzt gelesen? 7! Warum wählte ich diese Zahl?
Vollkommenheit und ab 7x wandert die Information vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis.
Was also sollt ihr euch merken? Gott liebt dich!
Bibellesen wird nie langweilig denn, …
„Ich freue mich über dein Wort wie jemand, der einen großen Schatz findet.“ (Psalm 119,162)
„Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.“ (Matthäus 13,52)
Bibellesen ist keine Modeerscheinung. Wer eine Bibel besitzt, muss nicht fürchten, dass sie nächstes Jahr nicht mehr „in“ ist.
„Die Bibel ist nicht antik, auch nicht modern, sie ist ewig.“ Martin Luther (4)
„Gottes heiliger, das Herz des Menschen umformender Geist kommt aus seinem Wort. Neues, wertvolles Licht wird uns auf jeder Seite der Bibel geschenkt. Dort finden wir Wahrheit und Ratschläge für alle Lebenslagen, und wir spüren, dass Gott persönlich zu uns spricht.“ (5)
Gottes Wort trägt Frucht in unserem Leben.
Psalm 119 ist voller Auswirkungen des Beschäftigens mit Gottes Wort und Willen und des Gebotehaltens. Beispiele (NLB):
Vers 1: „Glücklich sind die Menschen, die ihr Leben aufrichtig leben, die das Gesetz des Herrn befolgen.“
Vers 5: „Ich möchte alles, was ich tue, stets nach deinen Ordnungen ausrichten.“
Vers 9: „Wie kann ein junger Mensch in seinem Leben rein von Schuld bleiben? Indem er sich an dein Wort hält und es befolgt.“
Vers 11: „Ich habe dein Wort in meinem Herzen bewahrt, damit ich nicht gegen dich sündige.“ – im Herzen ist noch viel mehr als im – Langzeitgedächtnis!
Vers 13: „Alle deine Gesetze, die du uns gegeben hast, sage ich laut auf.“ Wiederholung, Lernen, ständig abrufbereit
Vers 16: „Ich will mich an deinen Ordnungen freuen und dein Wort nicht vergessen.“
Vers 24: „Ich habe Freude an deinen Weisungen, denn sie sind mir gute Ratgeber.“
Vers: 25: „Ich bin entmutigt und verzweifelt, erneuere mich durch dein Wort.“
Vers 37: „Wende meine Augen von nutzlosen Dingen ab, lass mich durch dein Wort leben.“ Prioritäten!
Vers 43: „Entziehe mir nicht das Wort deiner Wahrheit, denn deine Gesetze sind meine einzige Hoffnung.“
Vers 45: „Ich habe viel freien Raum zu leben, wenn ich mein Leben nach deinen Geboten ausrichte.“
Vers 89: „Für alle Zeit, Herr, hat dein Wort im Himmel Bestand.“
Vers: 91: „Deine Ordnungen gelten auch heute noch, denn am Ende muss alles dir dienen.“
Wer sich für Gott entscheidet, steht schon heute auf der Gewinnerseite!
Vers 99: „Ich habe größere Erkenntnis als meine Lehrer, denn ich denke unablässig über deine Ratschlüsse nach.“
Vers 100: „Ich bin klüger als die Alten, denn ich habe deine Gebote befolgt.“
Vers 101: „Ich habe mich geweigert, böse Wege zu gehen, damit ich deinem Wort gehorsam bleibe.“
Vers 105: „Dein Wort ist eine Leuchte für meinen Fuß und ein Licht auf meinem Weg.“
Was bedeutet dieser Vers? Wie könnten folgende Satzanfänge weitergehen?
Wer Gottes Wort nicht liest, kennt und anwendet, der …
Lesen allein ….
„Aber es reicht nicht, nur auf die Botschaft zu hören – ihr müsst auch danach handeln! Sonst betrügt ihr euch nur selbst.“ (Jakobus 1,22)
Gottes Wort ist hilfreich für ….
„Die ganze Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und kann uns lehren, was wahr ist, und uns erkennen lassen, wo Schuld in unserem Leben ist. Sie weist uns zurecht und erzieht uns dazu, Gottes Willen zu tun.“ (2. Timotheus 3,16)
Gottes Wort ist unwichtig in ….
„Wen habe ich im Himmel außer dir? Du bist mir wichtiger als alles andere auf der Erde.“ (Psalm 73,25)
„Herr, deshalb bete ich zu dir. Ich sage: »Du bist meine Zuflucht. Du bist alles, was ich im Leben will.“ (Psalm, 142,6)
„…»Ja, aber glücklich sind alle, die das Wort Gottes hören und danach leben.«“ (Lukas 11,28)
Die Christen in Beröa sind uns ein Vorbild:
„Die Einwohner Beröas waren offener als die Leute in Thessalonich und hörten die Botschaft Gottes mit Interesse an. Tag für Tag forschten sie in den Schriften nach, um zu prüfen, ob Paulus und Silas tatsächlich die Wahrheit lehrten.“ (Apostelgeschichte 17,11)
Wie lange braucht man bei durchschnittlicher Lesegeschwindigkeit, um die Bibel einmal durchzulesen? Ca. 100 Stunden. Wenn man täglich mehrere Kapitel liest, ist das ein Jahr. (6)
Jeder darf für sich überlegen, ob das machbar ist. Eine lohnende Aufgabe ist es auf jeden Fall. Bedenkt, wie schnell die Harry-Potter-Bände von vielen verschlungen wurden. Ist Gottes Wort nicht unvergleichlich wertvoller für uns und jeden Menschen?
Eine aktive Beziehung
Jesus versprach, alle Tage bei uns zu sein. (7)
Sind wir auch alle Tage bei ihm?
„Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten, aus dem Geschlecht Davids, nach meinem Evangelium.“ (2. Timotheus 2,8)
„Gebt den Worten von Christus viel Raum in euren Herzen. Gebraucht seine Worte weise, um einander zu lehren und zu ermahnen. Singt, von Gnade erfüllt, aus ganzem Herzen Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder für Gott.“ (Kolosser 3,16 NLB)
„Je tiefer wir im Wort Gottes graben, desto kostbarer werden die ,Perlen der Wahrheitʻ sein, die wir finden. Der Heilige Geist führt jeden, der mit aufrichtigem Herzen sucht, zu immer neuen Erkenntnissen. Und wenn der Mensch anfängt, mit dem, was er erkannt hat, zu leben, wird er innerlich ausgefüllt mit Frieden und Freude.“ (8)
Ines Müller, Der Sabbatwächter 3/2021
Endnoten
(1) vgl. https://www.unvergesslich.de/glossar/kurzzeitgedaechtnis Aufruf: 30.4.21
(2) https://www.unvergesslich.de/glossar/kurzzeitgedaechtnis Aufruf: 30.4.2021
(3) ebd.
(4) http://www.sprichworte-der-welt.de/sprichworte_aus_den_religionen/luther_zitate.html Aufruf : 30.4.21
(5) E.G. White, Bilder vom Reich Gottes, S. 102.103.
(7) vgl. Matthäus 28,20
(8) E.G. White, Für die Gemeinde geschrieben, Band 2, S. 39