Ist diese Welt und ihre Zukunft Gott längst entglitten?
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1. März 2021„Petrus aber und Johannes antworteten ihnen und sprachen: Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott; denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ (Apg 4,19-20)
Die Märtyrer… sie sprechen noch heute
Als „Märtyrer“ bezeichnet man allgemein laut Wörterbuch jemanden, der durch „schweres Leiden [bis zum Tod] um des Glaubens oder der Überzeugung willen“[1] ging. Etymologisch stammt der Begriff Märtyrer vom altgriechischen μάρτυς mártys„Zeuge“ oder μαρτύριον martýrion „Zeugnis“.[2] Um diese Definitionen verstehen zu können, ist es notwendig, sich mit dem Glauben dieser Menschen, deren Art zu Leben und den Überzeugungen, die sie zu ihren Handlungen motiviert haben, auseinanderzusetzen. Märtyrer sind nicht Märtyrer, weil sie getötet worden sind; sie sind getötet worden, weil sie Märtyrer (Zeugen) waren!
Das Ziel dieses Beitrages ist es, anhand zweier biblischer Beispiele das Leben von Märtyrern zu betrachten und daraus praktische Lebensweisheiten zu ziehen. Bücher wie „Der große Konflikt“ von E. G. White oder „Fox´s Books of Martirs“ von John Fox[3]und viele andere beschreiben tiefergehend das Martyrium der Kinder Gottes. „Wer aus der Geschichte nichts lernt … ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“[4] Die Geschichte der Märtyrer zeigt uns die Wichtigkeit dieser Worte, denn „wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“.[5]
Im Hebräerbrief Kapitel 11 fängt Paulus‘ Auflistung der Glaubenszeugen des Altes Bundes an und Abel ist der erste Märtyrer. Jesus nannte ihn nicht vergeblich den „gerechten Abel“[6]. Paulus ermutigt uns, nicht nur ein „Fan“ Jesu zu sein, sondern ein wahrer Nachfolger: „Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, welcher Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach.“ (Hebräer 13,7, Luther 1545)
Abel, der erste Märtyrer der Bibel
Der biblische Bericht aus dem ersten Buch Mose Kapitel 4 beinhaltet eines der größten Dramen kurz nach dem Sündenfall – ein kaltblütiger Mord unter Brüdern. Kain und Abel hatten viele Ähnlichkeiten. Sie waren Brüder, genossen dieselbe Erziehung, hatten eine religiöse Einstellung und beide brachten Opfer. Doch welch unterschiedliche Schicksale hatten sie! Der damalige Anbetungsdienst endete auf tragische Weise: Abel wurde von seinem „religiösen“ Bruder totgeschlagen. Dies war Gott nicht gleichgültig. „Er aber sprach: Was hast du getan? Die Stimme deines Bruders Bluts schreiet zu mir von der Erde.“ (1. Mose 4,10) Trotz der sinnbildlichen Sprache können wir daraus schließen, dass Gott über das Leid, die Verfolgung und Tötung seiner Kinder alles weiß. Die Märtyrer betreffend hatte Johannes, der Autor des letzten Buches der Bibel, folgende Vision: „Ich sah unter dem Altar die Seelen derer, die erwürget waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie schrien mit großer Stimme und sprachen: HERR, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“ (Offenbarung 6,9-10)
Seit dem kaltblütigen Mord an Abel ist die Welt in zwei Gruppen geteilt: in wahre und falsche Anbeter; eine Menschengruppe, die aufgrund der Wahrheit verfolgt wird, und eine die sie verfolgt; kompromittierte Nachfolger und wahre Nachfolger.
Folgende Zitate sollen etwas Klarheit in diese Geschichte bringen:
„Der Herr gab Kain und Abel genaue Anweisungen über die Opfer, die sie ihm bringen sollten. Abel, der Schafhirte war, gehorchte dem Befehl Gottes und brachte ein Lamm als Brandopfer.[7] Dieses geschlachtete Lamm war ein Symbol für „das Opferlamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt“. (Johannes 1,29, GNB) Kain opferte die Früchte des Ackers, die er selbst gezogen hatte. (1. Mose 4,3) Er wollte sich nicht von Abel abhängig machen, um ein Opfertier zu bekommen, und ging deshalb nicht zu ihm. Er hielt seine eigene Leistung für vollkommen und diese brachte er Gott dar …„Abel versuchte nicht, Kain zum Gehorsam zu zwingen. Es war Kain, der unter dem Einfluss Satans mit Zorn erfüllt wurde und Gewalt anwandte. (1. Johannes 3,12) Er war außer sich vor Wut, weil er Abel nicht dazu bringen konnte, Gott ungehorsam zu sein und weil Gott Abels Opfer angenommen hatte, seines aber ablehnte, weil es nicht die Anerkennung des Erlösers zeigte. Da erschlug Kain seinen Bruder. (1.Mose 4,8)“[8]
„Die beiden Parteien, für die Kain und Abel stehen, werden bis zum Abschluss der Weltgeschichte existieren. Der Mensch, der Gutes tut und Gott gehorcht, bekämpft nicht den Übertreter des heiligen Gesetzes Gottes. Doch alle, die Gottes Gesetz missachten, unterdrücken und verfolgen andere Menschen. Sie folgen ihrem Führer, der Gott und alle anklagt, die durch ihren Gehorsam vollkommen gemacht werden … Der Geist, der Menschen dazu treibt, andere anzuklagen, zu verurteilen, einzusperren und umzubringen, ist in unserer Welt stark geworden. Es ist dieser Geist, der stets in den „Kindern des Ungehorsams“ wirkt (Epheser 2,2)[9]. „Nur entschied sich Abel für Glauben und Gehorsam, Kain dagegen für Unglauben und Empörung. Das ist der Punkt.“[10]
Im Lichte der Bibel und des Geistes der Weissagung ist es nicht schwer festzustellen, dass Abel sein Opfer nicht aus seiner eigenen Gerechtigkeit heraus brachte, sondern dieses auf die Verdienste Christi gegründet war. Er war ein Pazifist, nicht ein Verfolger. Sein Zeugnis (μαρτύριον) war auf Glauben und Gehorsam fundiert. Aus diesem Grund schrieb Paulus: „Durch Glauben brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain, durch welchen Glauben er das Zeugnis erhielt, gerecht zu sein, indem Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben; und durch diesen Glauben redet er noch, obgleich er gestorben ist“. (Hebräer 11, 4)
Stefan, der erste Märtyrer nach Pfingsten
„Sondern ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen(μάρτυς) sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ (Apg. 1,8)
Mit Fasten und Gebet bereiteten sich die Jünger Jesu zehn Tage lang auf die Ausgießung des Heiligen Geistes vor. Die Kraft des Geistes qualifizierte sie für die Erfüllung des großen Auftrags – die Verkündigung des Evangeliums, den Weg des Zeugnisses, den Weg des Märtyrers. Im Vertrauen auf Gottes Wort sagten sie: „denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben“. (Apg 4,19-20)
Über Stephanus berichtet die Bibel folgendes: „Stephanus, ein Mann, bei dem die Gnade und Kraft Gottes in ganz besonderer Weise spürbar war, wirkte erstaunliche Wunder und Zeichen unter den Menschen” (Apg 6,8)
Erfüllt vom Heiligen Geist hielt Stephanus die längste Predigt, die im Neuen Testament angeführt wird. In seiner Predigt erwähnte er Männer Gottes wie Mose und Josef, was die Zuhörer des Hohen Rates in Zorn versetzte. In seiner Verkündigung über die Geschichte Israels spricht er über die Art und Weise, wie das Volk mit seinen Propheten umgegangen ist. „Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, die vorher das Kommen des Gerechten ankündigten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid.“ (Apg. 7,52)
Stephanus´ Verkündigung endete im Martyrium, auf ähnliche Weise wie Abels Gottesdienst. Die Gewalt und der Zorn, der sowohl Kain als auch den Hohen Rat charakterisiert hat, erwies sich als Geist Satans. „Als sie aber das hörten, schnitt es ihnen ins Herz, und sie knirschten mit den Zähnen über ihn. Er aber, voll Heiligen Geistes, blickte zum Himmel empor und sah die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen! Sie aber schrien mit lauter Stimme, hielten sich die Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn los; und als sie ihn zur Stadt hinausgestoßen hatten, steinigten sie ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider zu den Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Und er kniete nieder und rief mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und nachdem er das gesagt hatte, entschlief er.“ (Apg. 7, 54-60)
Wir stellen fest, dass die Menschen, die das Wort Gottes und seinen Geist ablehnen, die Kinder Gottes vor blindem Zorn schonungslos verfolgen und töten. Allerdings stellen wir auch fest, dass der Charakter dieser, in diesem Fall Stephanus, offenbart wird. Er sah nun „die Herrlichkeit Gottes“ – so wie er seine Predigt mit den Worten „Gott der Herrlichkeit“ (Apg. 7, 2) begann. Abgesehen von der Herrlichkeit Gottes konnte er nun auch den, in wessen Namen er gepredigt hatte, sehen, nämlich „Jesus zur Rechten Gottes“. Die letzten Worte des ersten Märtyrers in der Apostelgeschichte, Stephanus, waren wie ein Echo der letzten Worte Jesu: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ und „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und nachdem er das gesagt hatte, entschlief er.“
Damit begann in der Geschichte der Urgemeinde ein neues Zeitalter der Verfolgung. In der römischen Arena war der Mord an Christen ein Schauspiel zur Belustigung der Bürger und gleichzeitig eine Warnung an alle Christen, denn sie könnten bald die nächsten sein. Die Verfolgung im heidnischen Rom, ebenso wie im Mittelalter durch die katholische Kirche, gibt erschütternde Berichte wieder und hörte da nicht auf. Sie reichte bis in die Zeit des Nationalsozialismus und besteht zum Beispiel in einigen arabischen Ländern noch heute.
Die Märtyrer können unser Leben nicht verändern – nur die gleiche Überzeugung kann das. Die Werte, Beweggründe und Einstellungen, die sie hatten, können uns eine Lehre im Glauben sein. Sie waren bereit, für den Heiland den größten Preis zu zahlen: ihr Leben. Ihr Leben war so nach Christus ausgerichtet, dass sie ihn mit niemandem vergleichen, durch nichts ersetzen und gegen nichts tauschen konnten. Sie waren eher bereit zu sterben als zu sündigen. Ihre Nachfolge war kompromisslos. Die Frage, die sich uns heute stellt, ist nicht, ob oder wie wir für Christus sterben, sondern wie wir für ihn leben. Möglicherweise sterben wir nicht als Märtyrer, jedoch sollten unser Glaube, unsere Überzeugung, unsere Werte und unsere Motivation dieselbe sein. Sind wir bereit, in einer Welt voller Kompromisse Jesus Christus als unsere höchste Priorität zu setzen und für ihn zu leben?
Das Leben bietet uns zwei Möglichkeiten an, es zu leben: im Glauben oder in Sünde. Wir können noch heute unseren Lebenslauf schreiben. Früher oder später werden wir diese Welt verlassen. Auch hier gibt es nur zwei Arten, auf die wir das tun können, doch diese Entscheidung bleibt uns überlassen.
- Gestorben ohne Gnade: „Denn wenn wir bewusst weiter sündigen, nachdem wir mit Gottes Hilfe die Wahrheit erkannt haben, gibt es kein anderes Opfer mehr für diese Sünden“ (Heb. 10,16)
- Gestorben im Glauben: „Diese alle sind im Glauben gestorben, ohne das Verheißene empfangen zu haben, sondern sie haben es nur von ferne gesehen und waren davon überzeugt, und haben es willkommen geheißen und bekannt, dass sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden;denn die solches sagen, geben damit zu erkennen, dass sie ein Vaterland suchen“ (Heb. 11,13)
„Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.“ (Hebräer 10, 23)
Daniel Serban
Vorsitzender der Deutschen Union
[1] https://www.duden.de/rechtschreibung/Martyrium#Bedeutung1
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4rtyrer
[3] Gratis zu herunterlanden von: http://kotisatama.net/files/kotisatama/Tekstit_ja_kirjat/foxe.pdf (Accessed on oct. 11, 2018).
[4] George Santayana, zitiert von Jens Müller am 29.09. 2018 in Halle bei Bibelgesprächskreis „Die Motivation eines Märtyrers“.
[5] Helmut Kohl, Bundestagsrede vom 1. Juni 1995 zur Geschichte der Vertreibung, Plenarprotokoll 13/41 vom 01.06.1995, S. 03183 http://www.helmut-kohl.de/index.php?menu_sel=15&menu_sel2=213&menu_sel3=122 (Accessed on oct. 11, 2018)
[6] Matthäus 23,35
[7] Vgl. 1. Mose 4,2.4
[8]Ellen G. White, Folio Views, Christus ist Sieger (2003) 29.5.
[9]White, Folio Views Christus ist Sieger (2003) 29.6
[10]White, Folio Views, Die Patriarchen (2011)44,2.