Nur ein Paar Strümpfe
20. Februar 2020Heimweh
20. Februar 2020Miriam, Thomas und Daniel sind Geschwister. Sie haben liebevolle Eltern, ein kleines Häuschen und Rudi, einen Hund. In der Schule geben sich die beiden Großen viel Mühe; auch der kleine Daniel strengt sich an, Lesen und Schreiben zu lernen.
Seit einiger Zeit bemerken die Eltern merkwürdige Symptome bei ihren Kindern. „Alles deutet auf eine Krankheit hin, die gleich alle drei befallen hat.“ sagt die Mutter und schmunzelt zu ihrem Mann hinüber. Auch der schmunzelt, denn er hat seine Frau genau verstanden. „Mir ist das auch schon aufgefallen. Miriam hat eindeutige Sehstörungen. Sie wirft am Nachmittag ihren Schulranzen mitten ins Kinderzimmer und fällt dann bis zum Abend mehrmals darüber. Vermutlich sieht sie den Ranzen nicht, um ihn aus dem Weg räumen zu können.“ meint Vater und die Mutter ergänzt: „Ich denke, zur Sehstörung kommt gleichzeitig eine Lähmung des Rückens, der sich nicht mehr bücken kann.“ Beim Spielen und Toben zeigt Miriam allerdings keine Anzeichen einer Krankheit. Thomas ist von einer ähnlichen Krankheit betroffen. In manchen Situationen funktioniert seine Hand nicht mehr richtig. Immer wenn er abends seine schmutzige Wäsche ins Bad bringen soll, ist seine Hand nicht in der Lage, die Kleidung aufzuheben und wegzutragen. „Seltsam, dass diese fast gelähmte Hand so perfekt mit den Bausteinen hantieren kann. Es muss ein zeitliches Phänomen sein, dass nur in bestimmten Situationen auftritt.“ schüttelte Mutti den Kopf und überlegte, welche Behandlung sie für ihre „kranken“ Kinder ausprobieren wollte. Bei ihrem Jüngsten sind vor allem die Augen krank. Daniel sieht einfach nicht, wann der Papierkorb im Kinderzimmer voll ist. Statt ihn herunter zu tragen, wirft der Kleine das Papier dann einfach neben den Papierkorb. „Der arme Daniel! So jung und schon sieht er viel schlechter als seine Uroma!“ Dafür gibt es aber auch Momente, in denen Daniel richtige Adleraugen hat. Bringt Mutti vom Einkauf seine geliebten Kiwis mit, entdeckt er sie sofort – auch wenn Mutti sie versteckt, damit der Junge nicht gleich alle aufnascht.
„Was machen wir nur mit diesen merkwürdigen Krankheiten?“ fragt die Mutter ratlos ihren Mann. „Ich habe eine Idee. Wir verkünden, dass diese Krankheiten sehr ansteckend seien und wir sie jetzt auch haben.“
„Mutti, schmierst du mir mal schnell mein Schulbrot? Ich bin zu spät aufgestanden.“ bat morgens Miriam. „Geht nicht! Meine Hand ist gerade gelähmt!“ rief Mutti. Das Mädchen wunderte sich, vor allem, weil Muttis merkwürdige Krankheiten schlimmer wurden. „Mutti, hast du denn nicht gesehen, dass ich keinen sauberen Pullover mehr im Schrank habe?“ wollte Thomas wissen. „Ich hatte wohl Sehstörungen.“ entschuldigte sich Mutti. „Meine Schuhe hat ja keiner geputzt!“ maulte Daniel. „Ich konnte es nicht tun, weil mein Rücken gelähmt war.“ erklärte Mutti. Eigentlich sah Mutti gesund aus, meinten die Kinder. Aber wieso sagte Vati, dass Mutti jetzt diese ansteckende Krankheit der Kinder hätte?
Drei Tage hielt Mutti diese Krank-Spielerei aus. Dann tagte der Familienrat. Vater holte seine Bibel her vor und las:
„Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu!“ (Prediger Kapitel 9, Vers 10).
„Es gibt gelähmte Menschen. Es gibt verschiedenste Sehstörungen. Doch ihr seid alle gesund!“ verkündete Vater. „Aber Mutti ist doch so krank!“ jammerte Daniel. „Ich habe nur versucht, euch nachzumachen.“ lachte Mutti. „Ihr könnt euch ja auch nur beim Spielen gut bücken und zupacken. Ja, und sehen könnt ihr nur das, was ihr wollt!“
Dann erklärte Mutti genau, wann stets die Augen und Hände der Kinder nicht funktionierten. Miriam, Thomas und auch Daniel senkten beschämt die Köpfe. „Wenn ihr eine Arbeit seht, die ihr tun könnt, dann tut sie!“ sagte Vati und las noch einmal den Bibelvers vor. Die Kinder versprachen, künftig mit offenen Augen und fleißigen Händen durch ihr Leben zu gehen. Thomas sauste gleich in den Garten, um die fauligen Äpfel vom Weg aufzusammeln. Eigentlich lagen die dort schon einige Tage. Warum hatte er sie nur nicht gesehen und vor allem, nicht angepackt?
„Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr!“ Sprüche 6,6 .
Macht ihr einen großen Bogen um die Arbeit oder packt ihr fleißig mit an?