Was machst Du nach der Pandemie?
1. März 2021Ein Brief Jesu Christi an Dich
16. November 2021Der freie Sonntag ist so fest in der gegenwärtigen Kultur in unserer Umgebung verankert, dass viele nicht mehr darüber nachdenken, wo dieser Ruhetag ursprünglich herkommt. Christen der großen Kirchen und vieler kleinerer Gemeinschaften betrachten den Sonntag als Ausdruck ihres Glaubens. Am 3. März 321 erließ Kaiser Konstantin ein Gesetz, dass fortan der Sonntag als Ruhetag im Römischen Reich zu halten sei. Wurde damit vor 1700 Jahren den Menschen, insbesondere den Christen, ein Geschenk gemacht? Oder blicken wir auf einen 17 Jahrhunderte andauernde Fehlentwicklung in der Geschichte des Christentums?
Von der Schöpfung bis zum frühen Christentum
Die Bibel nennt Gott den Erfinder der Sieben-Tage-Woche mit einem bestimmten Ruhetag. „Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.“ (1. Mose 2,2.3.)
Dieser siebente Tag, unser heutiger Samstag, wird im Dekalog, die Zehn Gebote, als Sabbat bezeichnet, der sich von allen anderen Tagen unterscheiden sollte:
„Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“ (2. Mose 20,8-11)
Mose empfing die Gesetzestafeln, die Gott mit seinem eigenen Finger beschrieben hatte. Diese Gebote sollte das Volk Gottes halten. Hier stellt sich die Frage, ob die Zehn Gebote der Schöpfer nur den Juden gab. Interessant ist, dass auch das Christentum den Dekalog übernahm, ausgenommen das Sabbatgebot. Im Katholizismus wurde zusätzlich das Anbetungsverbot von Bildnissen gestrichen.
Der Sabbat hatte seinen festen Platz im Alten Testament. Er ist mit dem Rüsttag, dem Freitag, ein Wochentag mit Namen. Alle anderen Tage hatten keine Wochentagsbezeichnungen, wie wir sie heute im Deutschen kennen.
Doch auch zur Zeit des Neues Testaments war das Heilighalten des von Gott gebotenen Ruhetages, des Siebenten-Tags-Sabbats, selbstverständlich. Gottes Sohn, Jesus Christus, war ein Sabbathalter. (vgl. Lukas 4,16) Seine Jünger, die Apostel und ersten Christen lebten ihren Glauben mit der Sabbatfeier aus. Die gesamte Bibel kennt keine Änderung des Ruhetages. Die Argumente, die heute für die Sonntagsheiligung vorgebracht werden, sind auf dem Fundament der Bibel schwerlich zu begründen. Wie konnte dennoch der Sabbat zugunsten eines anderen Tages aufgegeben werden?
Die Zeit der Christenverfolgung
Stephanus erlitt als erster den Märtyrertod und viele sollten ihm im Römischen Reich folgen. „Für die Verfolgung der Urgemeinde durch Herodes Agrippa fehlen Nachrichten über die rechtliche Begründung. Anders war die Rechtslage im Römischen Reich, als durch Ausbreitung des Christentums die Behörden vor die Frage der Behandlung der Anhänger der neuen Religion gestellt wurden. Rom war fremden Kulturen gegenüber duldsam … Voraussetzung der Duldung war, dass die Gläubigen die Staatsgötter anerkannten; nur die Juden waren hiervon befreit.“ (1)
Genau hier lag das Problem: Götzendienst oder Gottesdienst. Das erste und zweite Gebot wurden zum Prüfstein. „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ (2. Mose 20,2-6)
Paulus, der große Apostel und Missionar, war vor seiner Bekehrung zum Christentum ein eifriger Verfolger der Anhänger Jesu. Wie Jesus es vorausgesagt hatte, wurden seine Anhänger bedrängt, verfolgt und getötet. (vgl. Johannes 15,20) Zunächst unterschieden die römischen Behörden nicht zwischen Juden und Christen. Das sollte sich im Jahre 64 durch Kaiser Nero ändern. Die Namen Nero und Diocletian stehen noch heute für das große Leid der ersten Christen. Nero war von 54-68 römischer Kaiser. Nach einem Brand Roms, von dem die Ursache nie vollständig aufgeklärt wurde, beschuldigte er die Christen und ließ sie grausam verfolgen und töten. Der römische Historiker und Senator Tacitus hielt fest: „Man verhaftete zuerst Leute, die bekannten, dann auf ihre Anzeige hin eine riesige Menge. Sie wurden nicht gerade der Brandstiftung, wohl aber des allgemeinen Menschenhasses überführt. Die Todgeweihten benutzte man zum Schauspiel. Man steckte sie in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerfleischen, man schlug sie ans Kreuz oder zündete sie an und ließ sie nach Einbruch der Dunkelheit als Fackeln brennen.“ (2)
Das Christsein war ab 110 im Römischen Reich todeswürdig. Kaiser Trajan verfügte, dass Christsein eine Straftat war. (3) Einen Gottesdienst zu besuchen oder die per Gesetz befohlenen Götzenopferungen zu verweigern, bedeutete Tod oder Zwangsarbeit. Versammlungsgebäude wurden zerstört, Schriften verbrannt, geistliche Leiter verhaftet und hingerichtet. (4)
„Im Jahre 250 erließ Kaiser Decius ein Edikt, das die gesamte Reichsbevölkerung zum Opfer verpflichtete. Kommissionen überwachten das Opfer und stellten anschließend eine Bescheinigung aus. Wer nicht opferte oder keinen Opferschein vorweisen konnte, wurde gefoltert und bei standhafter Verweigerung hingerichtet. Mit dem Tod des Decius im Frühjahr 251 endete die erste reichsweite, von einem Kaiser angeordnete Verfolgung. Es folgten weitere unter Kaiser Valerian in den Jahren 257/58 sowie unter Diokletian und seinen Nachfolgern 303-311.“ (5)
Diocletian saß auf dem Kaiserthron von 284 bis 305. Die grausamen Christenverfolgungen begann er 303. Um sich die Gunst der römischen Götter zu sichern, initiierte sein Nachfolger, Kaiser Galerius, die schrecklichste bekannte Christenverfolgung. Im Jahre 305 ging er im Osten des Römischen Reiches sehr hart gegen die Christen vor. Doch das Christentum war nicht auszurotten. Im Gegenteil. Deshalb wurde eine neue Strategie angewandt.
Kurz vor seinem Tod unterzeichnete Kaiser Galerius 311 ein Edikt, das die freie Ausübung der Religion ermöglichte. Im Westen des Römischen Reiches erlaubten Konstantin und Maxentius 306 die Öffnung der christlichen Versammlungshäuser. Das Mailänder Toleranzedikt aus dem Jahr 313 sicherte schließlich die Religionsfreiheit im gesamten Römischen Reich. Konstantin I. (Kaiser des Westens) und Licinius (Kaiser des Ostens) erließen dieses Edikt. Kernproblem für Christen war die Akzeptanz anderer Religionen, konkret: des Götzendienstes. Der Missionsauftrag Jesu, alle Völker zu seinen Jüngern zu machen und einzuladen: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ stand diesem Toleranzedikt entgegen. (vgl. Matthäus 28,19.20; 2. Korinther 5,20)
Das Mailänder Edikt klingt, als wäre mit dieser Freiheit auch das Halten des Sabbats für alle Christen frei möglich. Die weitere Geschichte zeigt anderes. Die Waldenser z. B. belegen die Verfolgung treuer Christen, deren Maßstab die Bibel war. (6)
Fakten oder Interpretation?
Sören Kierkegaard (1813–1855) sagte: „Das Leben wird rückwärts verstanden, aber vorwärts gelebt.“ (7)
Für das Geschichtsverständnis ist Interpretation und Deutung ausschlaggebend, die mitunter einer Agenda folgt. Z.B. empfiehlt Paulus in 1. Korinther 16,2, dass jeder Gläubige am ersten Wochentag etwas Geld bei sich zur Seite legen möge. Dieses Geld wollte er dann als Spende für die Jerusalemer Gemeinde mitnehmen, wenn er nach Korinth käme. Daraus entstand die These: „Am Sonntag werden die Liebesgaben eingesammelt (1. Kor. 16,2).“ (8) Daraus schlussfolgern Sonntagsbefürworter einen Gottesdienst mit Kollekte.
Ähnlich verhält es sich mit dem Streitpunkt zwischen Judenchristen und Heidenchristen, der in Apostelgeschichte 15 überliefert ist. Strittig war die Haltung zur Beschneidung. Von dieser wurden die Heiden letztlich befreit. (vgl. Apostelgeschichte 15,28.29; Galater 5,1-6). Auf der Suche nach Argumenten für die Sonntagsheiligung wurde inzwischen die Frage des Sabbats der Beschneidung angehängt. Die Bibel spricht nicht davon. Doch in theologischen Fachbüchern heißt es z.B.: „dass von Heidenchristen die Sabbatheiligung ebensowenig wie die Beschneidung gefordert wurde (Apg. 15,28f).“ Dies ist biblisch nicht belegbar. Die Apostel trafen sich am Sabbat zum Gottesdienst und befürworteten dies (vgl. Apg. 5,21). (9)
Beim Aufspüren des ersten Wochentages in der Bibel erwächst für die Befürworter der Sonntagsheiligung aus jeder Begebenheit schnell ein Sonntagsbeweis, auch wenn dieser sachlich jeder Berechtigung entbehrt, z.B.: „Dass Paulus (sehr lange!) zu den versammelten Gläubigen sprach (Apostelgeschichte 20, 7–11), impliziert nichts über deren übliche Praxis, denn Paulus war ein besonderer Gast und wollte am nächsten Tag abreisen.“
BAKER BIBLE DICTIONARY, „THE LORD’S DAY“ (10)
Offenbarung 1,10 wird von einigen als Sonntagsbeweis gepriesen: „Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn“. „Angesichts des Fehlens von zusätzlichen biblischen oder anderen Bestätigungen für die Behauptung, die Urkirche habe den Sonntag gefeiert, ist eine andere Auslegung dieses Verses weit einleuchtender: Johannes leitet seinen Bericht damit ein, was Christus ihm in einer Vision über die Zukunft offenbarte– eine Zeit, die bei den Propheten als ,Tag des Herrnʻ bezeichnet wird (siehe z. B. Jesaja 13, 6; Jeremia 46, 10; Joel 1, 15; Obadja 1, 15; Sacharja 14, 1). Tatsächlich meint er also: ,Ich hatte eine Vision, in der ich zum Tag des Herrn entrückt wurde.ʻ“ (11)
Die uns heute vorliegenden Bibelübersetzungen und – übertragungen gehen teilweise auf unterschiedliche Textquellen bzw. Handschriften zurück, die von den Forschern und Übersetzern differenziert gewichtet werden, was zu leicht unterschiedlichen inhaltlichen Formulierungen führen kann.
Die Vorannahme oder besser: das Vorurteil kann die Forscher in eine Richtung führen, die ihrer Befangenheit folgt.
Hielten die ersten Christen den Sabbat?
„Frühe christliche Dokumente […] zeigen ausnahmslos, dass eine Abweichung von der Praxis des Sabbat stattfand. Nur weil die Kirche irgendwann anfing, den Sonntag zu feiern, kann man allerdings nicht davon ausgehen, dass sie schon immer den Sonntag gefeiert hat, oder dass sie den Sonntag vom 1. Jahrhundert an gefeiert hat.“
FRANK W. HARDY, THE LORD’S DAY IN THE DIDACHE (12)
Erwähnte frühchristliche Schriften unterliegen auch der Deutung und Lesart unter dem Vorbehalt, dass der Sonntag gefunden werden müsse. Ein Beispiel:
„Im Brief Plinius des Jüngeren (des Statthalters von Bithynien) an Kaiser Trajan (um 112 n. Chr.) berichtete Plinius dem Kaiser über die Christen folgendes: ,Sie beteuerten … dass sie gewöhnlich an einem festgesetzten Tag [stato die] vor Sonnenaufgang sich versammelt, Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid [sacramentum] verpflichtet hätten – nicht etwa zu irgendeinem Verbrechen, sondern [gerade] zur Unterlassung von Diebstahl, Raub, Ehebruch, Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gut. Danach sei es bei ihnen Brauch gewesen, auseinanderzugehen und [später] wieder zusammenzukommen, um ein Mahl einzunehmen, allerdings ein ganz gewöhnliches und unschuldiges …ʻ Hier ist von einem ,festgesetzten Tagʻ die Rede, an der die Christen sich versammelten um Christus als Gott zu verehren und ein Mahl zu halten. Um welchen Tag es sich handelt, ist nicht gesagt, es folgt aber, dass es offenbar einen regelmäßig wiederkehrenden Tag gab, an dem die Versammlungen der Christen stattfanden. Aus den übrigen Quellen dürfte sich aber ergänzen lassen, dass es höchstwahrscheinlich der Sonntag war.“ (13) Doch ebenso kann es der Sabbat gewesen sein.
Jesus Christus sagte seinen Nachfolgern: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14,15) Warum sollten wir heute annehmen, dass in der frühen Christenheit Gottes Gebote unwichtig und veränderbar erschienen seien?
„Auf der beliebten römisch-katholischen Website Catholic Answers wird in dem bereits zitierten Artikel ebenfalls behauptet: ,Apostelgeschichte 20, 7, 1. Korinther 16, 2, Kolosser 2, 16–17 und Offenbarung 1, 10 deuten darauf hin, dass bereits zu neutestamentlicher Zeit der Sabbat nicht mehr bindend ist und dass Christen stattdessen am Tag des Herrn, Sonntag, Gottesdienst halten sollen.ʻ“ (14)
Was könnte hier suggeriert werden? Schaut, der Sonntag ist biblisch belegt! – Doch wer prüft die Bibelstellen nach? Sie deuten allesamt nicht darauf hin, dass Gott eines seiner zehn Gebote geändert hätte. Bei Kolosser 2, 16.17. sollte der Vers 22 mitgelesen werden!
Für das frühe Christentum wird festgestellt, dass der Sonntag nicht den Sabbat ersetze. „Als christlicher Sabbat wird er in den ersten Jahrhunderten nirgends verstanden, seine Feier niemals mit dem 3.(4.) Gebot des Dekalogs begründet. … Und die Tatsache, dass der Sabbat im Osten vom Ende des vierten Jahrhunderts an vielerorts wieder als Schöpfungstag gottesdienstlich begangen wird, beweist, dass der Sonntag nicht an die Stelle des Sabbats getreten ist.“ (15)
Auch andere Quellen sprechen sich dafür aus, dass die ersten Christen den Sabbat selbstverständlich als eines der Gebote Gottes hielten und zusätzlich ihrer Freude über Jesu Auferstehung Ausdruck verliehen. Prof. P. Tschinkel schrieb in der katholischen Monatsschrift Bibel und Liturgie, zitiert im Linzer Kirchenblatt am 25.1.1959: „Der erste Wochentag sollte zunächst dem Sabbat nicht Konkurrenz machen. Es ist nicht richtig, wenn man meint, dass gleichsam der Sabbat nun abgeschafft war und an dessen Stelle sogleich der neue Tag trat. Denn der Sabbat, der siebente Tag, war der Tag der Ruhe, das ist aber der erste Tag der Woche nicht gewesen; er war der Tag des Gedächtnisses des Herrn und seiner Auferstehung. Von einer Arbeitsruhe war zunächst gar keine Rede.“ (16)
Diese Annahme deckt sich mit anderen Quellen, die christliche Aktivitäten am ersten Wochentag hervorheben. Jedes gemeinsame Essen wird als Abendmahl interpretiert und somit als Gottesdienst deklariert. Doch belegt eine Zusammenkunft der Gläubigen am ersten Wochentag keine Abkehr vom Sabbat und eine Umwidmung des göttlichen Ruhetages in einen Arbeitstag.
Die Inhaberin des Lehrstuhls für Alte Kirchengeschichte und Patrologie an der Fakultät für Katholische Theologie an der Universität Regensburg, Martina Hartl, schreibt:
„Die verbreitete Abneigung gegen Christen rührte vor allem von ihrer Weigerung her, einen anderen als ihren Gott kultisch zu verehren. Die Objekte des Kultes (Kaiser, Venus, Mars und viele mehr) galten ihnen als dämonisch, das heißt als widergöttlich und menschenfeindlich. Die christlichen Apologeten erklärten: Wer die Mächte, für die sie stehen (Staat, Sex, Krieg und so weiter), für göttlich hält, macht den Menschen unfrei und behindert das Wirken des wahren Gottes, der über diesen natürlichen und kulturellen Mächten steht und den Menschen von ihnen erlösen will.
Das hatte auch eine gewisse soziale Absonderung zur Folge. An den Festen, die meist zu Ehren einer Gottheit abgehalten wurden, nahmen viele Christen nicht teil. Die Arenen mieden sie wegen der Grausamkeiten, ebenso die Theater wegen der Erotik und der Göttergeschichten.“ (17)
Wenn sich die Christen weigerten, an den Zeremonien für den Sonnengott an dessen Feiertag teilzunehmen, würde dies die Abneigung der Christen gegen den Sonntag bedeuten. Folglich hielten die frühen Christen mehrheitlich den Sabbat.
Doch der Sonntag sei der Tag des Herrn – behaupten Sonntagshalter. Die ersten Christen nannten den Sabbat „Tag des Herrn“. Markus 2,28; Jesaja 58,13 und 2. Mose 20,10 dienen hier als Beleg. Offenbarung 1,10 spricht vom „Tag des Herrn“ – nicht jedoch vom Sonntag. Doch schon sehr schnell projizieren kirchliche Schriften diesen Titel auf den Sonntag. Begründet wird dies zumeist mit der Auferstehung Jesu, des Herrn, an einem ersten Wochentag. Ohne Zweifel ist mit dem Sieg Jesu über den Tod eine große Freude verbunden. Als Herzstück des Glaubens leben Christen in einer Verbindung mit einem lebendigen Heiland. Dennoch fordert die Bibel keine Heilighaltung des ersten Tages der Woche, des Auferstehungstages Jesu. Vielmehr gilt Jesu Jüngern, dass ihr Herr alle Tage bei ihnen ist. Deshalb ist die Auferstehungsfreude nicht reserviert für nur einen Wochentag.
Über die ersten Christen, die Urgemeinde, berichtet die Apostelgeschichte: „Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre …“ (Kapitel 2,42) Mehrfach schreibt Paulus an die jungen Christengemeinden, wie wichtig es sei, an der Lehre der Apostel festzuhalten. Er muss geahnt haben, welche Angriffe sehr bald auf die Lehre offen oder schleichend entstehen würden, als er schrieb: „Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit …“ (2. Thessalonicher 2,7) U.a. mahnen diese Bibelworte: „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken. Denn wo du solches tust, wirst du dich selbst selig machen und die dich hören.“ (1. Timotheus 4,16) „ damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen durch das trügerische Würfeln der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen.“ (Epheser 4,14) „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm, verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und voller Dankbarkeit. Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus.“ (Kolosser 2,6-8) „ So steht nun fest und haltet euch an die Überlieferungen, in denen ihr durch uns unterwiesen worden seid, es sei durch Wort oder Brief von uns.“ (2. Thessalonicher 2,15) „Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade …“ (Hebräer 13,9) „Dich selbst aber erweise als Vorbild guter Werke, ohne Falsch in der Lehre …“ (Titus 2,7)
1700 Jahre auf dem richtigen Weg?
Zum Jubiläum grüßen die Slogans: „Mein Sonntag ist mir heilig!“ – „Rüttelt nicht am Ruhetag! – Aufruf zum freien Sontag“, „Gott sei Dank, es ist Sonntag!“ Sagte nicht Gott selbst, welcher Tag ihm heilig sei?: „Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.“ (1. Mose 2,3)
Die Allianz für den freien Sonntag gestaltete ihr Jubiläums-Online-Programm „1700 Jahre freier Sonntag“ u. a. mit diesen Themen: „Endlich frei! Lob des Sonntags“ von Prof. Dr. Heribert Prantl, ehem. Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, „Unser gutes Recht! Wie wir den freien Sonntag juristisch verteidigen.“ von RA Dr. Friedrich Kühn, Fachanwalt für Arbeitsrecht und „Den Ruhetag bewahren – auch in der Krise!“ – gestaltet von Stefanie Nutzenberger, Mitglied im Bundesvorstand Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Stefan Eirich, Bundespräses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Deutschlands (KAB) und Gudrun Nolte, Vorsitzende des Evangelischen Verbandes Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt (KWA) (18)
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, spricht in seiner Videobotschaft auf obiger Webseite vom Grund der Sonntagsfeier. Er bezieht sich auf die Auferstehung Jesu. Darüber hinaus wirft er das Schlaglicht auf die gesellschaftliche Bedeutung des Sonntags. „Wir brauchen einen Tag in der Woche, an dem die Arbeit ruht.“ So Bedford-Strohm und das sei der Sonntag. Wie lautete doch das Gebot Gottes? „… Sechs Tage sollst du arbeiten … Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun …“ (2. Mose 20, 9.10)
Stehen die Sabbathalter wirklich als überholt und sogar unchristlich da?
Nach so vielen Jahrhunderten verschwimmen in so manchen Köpfen die Grenzen zwischen Gottes Geboten und politischen Gesetzen. Fachleute rätseln darüber, wie sich das heutige Lehrgebäude mit der Sonntagsheiligung der Großkirchen und der meisten anderen christlichen Gemeinschaften entwickelte. Von der aktuellen Glaubenspraxis ausgehend werden Spuren gesucht, die den Beweis erbringen sollen, dass schon die Glaubensvorfahren so lebten.
Unter dem faktischen Motto „Sonntagsbeweise im Neuen Testament“ erfahren Bibelworte und die Aufzeichnungen über die Urgemeinde eine entsprechende Deutung. Nicht selten wird weit über die Sachlichkeit hinausgegangen. Greift hier Christian Morgensterns Strophe „Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.“?
Mit dem Banner „Sabbat“ in der Hand wird biblisch klar belegt, dass es nur einen von Gott eingesetzten Ruhetag gibt: der Sabbat als letzter Wochentag- der heutige Samstag.
Die heute lebenden Gläubigen müssen sich wie ihre Vorfahren entscheiden: Sabbat oder Sonntag. „Petrus aber und die Apostel antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apostelgeschichte 5,29)
Hatten viele Christen ein falsches Verständnis vom Sabbat?
Werden Argumente und frühchristliche Textzeugen analysiert, fällt eines auf: Einige Christen wollten anders sein als die Juden und suchten nach sichtbaren Zeichen ihrer Freude in Christus. Dabei wurde übersehen, wie christlich, also wie sehr auf den Messias ausgerichtet, das Judentum eigentlich ist. Das alttestamentliche Opfersystem ist nichts anderes als Christussymbolik und deshalb auch Erlösungspraxis. Nachdem Jesus gestorben, auferstanden und in den Himmel aufgefahren war, bestand kein Grund mehr zur Opferung. Doch wie lässt sich das biblisch korrekte Aufgeben jüdischer Symbolhandlungen mit der Abkehr vom Sabbatgebot erklären? Gar nicht! Das sind zwei völlig verschiedene Anordnungen Gottes. Der Sabbat ist kein Symbol, das auf dieser Erde abgelöst wird. Wäre hier ein wichtiges Element der Glaubenspraxis zu ändern, stünde es dann nicht in Gottes Wort? Hätte Jesus nicht davon gesprochen, künftig statt des göttlichen Ruhetags den ersten Wochentag mit seinen Aktivitäten in den Vordergrund zu rücken? Als Jesus nach den Zeichen seines Kommens gefragt wurde, antwortete er unter anderem: „Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat.“ (Matthäus 24,20) Hier wäre die Gelegenheit gewesen, auf eine Sonntagsruhe hinzuweisen, wenn es sie hätte geben sollen.
Mit Auferstehung, Geistausgießung und Spendensammlungen wird der Sonntag begründet. Finden wir hier nicht eher das Gegenteil von Ruhe? Zumindest begründet dies nicht, Gottes bei der Schöpfung eingesetzten Tag künftig als gewöhnlichen Wochentag herabzustufen. Jesus hielt noch nach seinem Tod den Sabbat. Er ruhte im Grab.
Im Wunsch, sich vom Judentum zu distanzieren, geriet vieles auf den Prüfstand, dass mit einem freudigen Christsein schwer zu vereinbaren war. „In den ersten Jahrhunderten war der wahre Sabbat von allen Christen gehalten worden. Sie waren eifrig auf die Ehre Gottes bedacht. Und da sie glaubten, dass sein Gesetz unveränderlich sei, bewahrten sie aufmerksam die Heiligkeit seiner Vorschriften. Aber Satan wirkte sehr schlau durch seine Werkzeuge, um sein Ziel zu erreichen. Um die Aufmerksamkeit des Volkes auf den Sonntag zu lenken, wurde dieser Tag zu einem Festtag zu Ehren der Auferstehung Christi erklärt und an diesem Tag Gottesdienst gehalten. Trotzdem betrachtete man ihn nur als einen Tag der Erholung, während der Sabbat weiterhin heiliggehalten wurde. Damit der Weg für das von Satan beabsichtigte Werk vorbereitet würde, hatte er die Juden vor der Ankunft Christi dazu verleitet, den Sabbat mit übermäßig strengen Anforderungen zu belasten, sodass seine Feier zur Last wurde. Jetzt nutzte er das falsche Licht, das den Sabbat als jüdische Einrichtung erscheinen ließ, um auf diesen Tag Verachtung zu häufen. Während die Christen allgemein den Sonntag als Freudentag betrachteten, veranlasste Satan sie, den Sabbat anstatt zu einem Festtag, zu einem Tag des Fastens, der Trauer und der Dunkelheit zu gestalten, um ihren Hass gegen alles Jüdische zu zeigen.“ (19)
Wäre der Sabbat von den Christen als wahrer Freudentag verstanden und ausgelebt worden, der er von der Schöpfung her sein sollte, hätte es keine Sehnsucht nach einer Alternative gegeben. „,Wenn dir der Sabbat eine Freude ist, ein Ehrentag, ein heiliger Tag Jahwes, wenn du ihn ehrst und nicht deine Wege erledigst, Geschäfte betreibst und viele Worte machst,
dann wird Jahwe die Quelle deiner Freude sein. Er wird dich über die Höhen des Landes führen und lässt dich genießen das Erbe deines Stammvaters Jakob.ʻ Ja, das hat Jahwe gesagt.“ (Jesaja 58,13.14 NeÜ) Gemäß dem Prinzip von Ursache und Wirkung heißt das: Wenn der Sabbat nicht freudig begangen und erlebt wird, versiegt die Freude aus der göttlichen Quelle.
Die Freude über Jesu Auferstehung findet nicht nur Raum im Sabbathalten, sondern ist untrennbar mit dem Sabbat verbunden. Als Gedächtnistag der Schöpfung verkörpert der Sabbat auch die Neuschöpfung in Christus. Stattdessen öffneten viele sich einer Argumentation, die christlich verpackt, doch biblisch nicht fundiert war und ist – bis zu diesem Augenblick.
Viele Bücher über Kirchengeschichte erwecken den Eindruck, als wäre das Sonntaggebot Konstantins überfällig gewesen und als hätten die Christen nur darauf gewartet. Doch wie viele werden, auch nachdem das Glaubensleben langsam versonntagtlicht wurde, am Sabbat der Bibel festgehalten haben? Sie bekamen ernste Probleme.
Die ersten Christen zwischen Verfolgung und Anpassung
Die zunehmende Sonntagsbetonung als christlich und gleichzeitige Deklarierung des Sabbats als jüdisch könnte schleichend ein Umdenken in den Köpfen vieler Nachfolger bewirkt haben.
Als Beispiel sei hier Hippolyt genannt. Nach seiner Schrift Traditio Apostolica (entstanden zwischen 210 und 235, wohl um 215) fand sonntags die Bischofsweihe statt. Das Abendmahl sollte am Sabbat und am Sonntag ausgeteilt werden. „Spuren einer doppelten Feier von Samstag und Sonntag findet man auch in den Apostolischen Konstitutionen, einer in Syrien um 380 zusammengestellten Sammlung von teils älteren kirchenrechtlichen Texten. Dort heißt es (7,23,3): ,Feiert den Sabbat und den Herrentag [Kyriake, Dominica], das eine ist eine Erinnerung an die Schöpfung, das andere an die Auferstehung.ʻ In 7,23,4 wird hinzugefügt, dass man an einem Sabbat im Jahr angemessenerweise nicht feiern, sondern fasten solle: am Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe Jesu. In 8,33,2 wird schließlich für die Arbeiter eine Fünf-Tage-Woche gefordert: ,Die Knechte sollen fünf Tage arbeiten, am Sabbat aber und am Herrentag [Kyriake, Dominica] aber sollen sie in der Kirche ihre Zeit der Lehre der Frömmigkeit widmenʻ.“ (20)
Die Fragen, die sich damals wie heute die Christen stellen sollten, lauten: Was fordert Gott? Was sagt Jesus? Was schreibt die Bibel? „Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.“ (1. Johannes 5,3)
Textfunde aus den nachbiblischen Schriften belegen einen anderen Denkansatz, um das Glaubensgebäude zu manifestieren:
Die frühchristliche Kirchenordnung von ca. 65 n. Chr. legt fest: „An jedem Herrentage, wenn ihr zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Verfehlungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“ (21)
Papst Benedikt XVI. sieht die Begründung der Sonntagsfeier so:
„Wenn man bedenkt, mit welchem Gewicht der Sabbat vom Schöpfungsbericht und vom Dekalog her in der alttestamentlichen Überlieferung steht, dann ist klar, dass nur ein Vorgang von umstürzender Gewalt den Verzicht auf den Sabbat und seine Ablösung durch den ersten Tag der Woche herbeiführen konnte. Nur ein Ereignis, dass sich übermächtig den Seelen einprägte, konnte eine derart ins Zentrum gehende Umgestaltung in der religiösen Kultur der Woche auslösen. … Für mich ist die Feier des Herrentages, die zur christlichen Gemeinde von Anfang an gehört, einer der stärksten Beweise dafür, dass an jenem Tag Außergewöhnliches geschehen ist – die Entdeckung des leeren Grabes und die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn.“ (22)
Diese Ansicht wirft die Fragen auf: Warum erließ Gott das Sabbatgebot, schrieb es selbst als eines der Zehn Gebote auf die Steintafeln und betonte die Unveränderlichkeit? König Salomo erkannte: „Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. …“ (Prediger 3, 14). Wenn so etwas wichtiges, wie ein Gebot, aufgelöst worden wäre, hätte Gott das seinen Nachfolgern nicht mitgeteilt? Warum steht in der Bibel kein Sonntagsgebot? Weil auch auf der neuen ewigen Erde noch Sabbat gefeiert wird! Unter der Kapitelüberschrift „Das zukünftige Heil Jerusalems …“ blickt der Prophet Jesaja in die Ewigkeit: „Und alles Fleisch wird einen Neumond nach dem andern und einen Sabbat nach dem andern kommen, um vor mir anzubeten, spricht der Herr.“ (Jesaja 66,23)
Von Jesus ist die Antwort überliefert, die auch heute den Weg des Glaubens weist: „Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe? Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur der Eine. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.“ (Matthäus 19,16.17)
Konstantins Sonntagsgesetz
Gesetze werden von Autoritäten erlassen. Das Sabbatgebot stammt vom Schöpfer selbst. Das Sonntagsgesetz erließ der Kaiser des Römischen Reiches Konstantin am 3. März 321:
„Alle Richter und Einwohner der Städte, auch die Arbeiter aller Künste, sollen am ehrwürdigen Tag der Sonne ruhen.“ (23)
Konstantin gilt als großer Förderer des Christentums. Über seine Motive vermuten die Historiker. „Da Konstantin mit einer radikalen Absage an alle traditionellen Formen des Staatskultes vermutlich diesen wiederum massiv gefährdet hätte, ist die Einordnung schwierig, ob die Zuwendung zum Christentum oder die Aufrechterhaltung der alten Kulte der politischen Verantwortung geschuldet ist. ,Diese Ambivalenz einer Zeit, in der Konstantin nach 312 den Erwartungshaltungen stadtrömischer Kreise entgegenzukommen suchte und gleichzeitig den Erwartungen der Christen entsprachʻ (Bleckmann, 2007, 43), spiegelt sich auch in den von Konstantin geprägten Münzen wider. Hier ist der Kaiser häufig mit christlichen Symbolen und Elementen der antiken Götterwelt abgebildet (Brandt, 2011, 93-95). Die Figur des Sol Invictus beherrscht jedoch über die gesamte Regierungszeit hinweg die von Konstantin initiierten Münzprägungen. Es kann daher die Überlegung angestellt werden, ob der Kaiser nicht bis zuletzt den Sonnengott verehrte …“ (24)
Seriöse Historiker halten seine Bekehrung, auch jene auf dem Sterbebett, für unglaubwürdig. Eines aber ist sicher, machtpolitisch war dieses Sonntaggesetz ein Glanzstück. Ein geeintes Reich ist ein starkes Reich. Einem Kaiser, der verschiedene Strömungen zu einen versteht, wird Respekt gezollt. Die Gegensätze zwischen Götzendienst und Verehrung des Sonnengottes auf der einen Seite und dem Christentum auf der anderen wurden abgeflacht bis aufgehoben. Aus dem heidnischen „Tag der Sonne“ wurde der Anbetungstag der „Sonne der Gerechtigkeit“, Christus. „..Überall lagen Reformen in der Luft. Der Sonntag – bei den Heiden der Tag des Sonnengottes – wurde der Tag der Auferstehung des Herrn, an dem alle Arbeit außer der Landarbeit verboten war.“ (25) Auch andere Heidenkulte konnten geschickt christianisiert werden. Bilder- und Totenverehrung z.B. überlebten bis heute.
Das Ende der Verfolgungen, von Galerius schon 311 beschlossen, und die gesellschaftliche Anerkennung des Christentums durch Konstantin 321 ließen in vielen Gläubigen die Bereitschaft für Kompromisse wachsen.
Wie passen Toleranzedikt und Sonntaggesetz zusammen? Das Sabbathalten wurde schon bald nicht mehr toleriert. Offenbar hielten doch viele Gläubige bis ins 4. Jahrhundert den Sabbat, so dass sich sogar eine Kirchenversammlung (Konzil) damit befasste, die u. a. über die Glaubenslehre wacht. Das Konzil von Laodizea (343-381, Konstantin war 337 schon verstorben) legte fest: „Die Christen dürfen nicht nach Judenart am Sabbat müßig sein, sondern sollen an diesem Tage arbeiten. Sie mögen den Herrentag den Vorzug geben und als Christen ruhen, falls sie es können. Werden sie aber als Judaisierende erfunden, so seien sie von Christus ausgeschlossen.“
„Die angedrohte Strafe ist wohl als Ausschluss aus der christlichen Gemeinschaft (communio) zu verstehen. Anscheinend war es populär, den Sabbat als Tag der Schöpfungsruhe zu begehen; wenn nun Arbeit am Sabbat angeordnet wurde, war die Fortführung dieses Brauchs unmöglich. Der Sonntag wurde als Beginn der neuen Schöpfung verstanden und nahm erst im Lauf des 4. Jahrhunderts, unterstützt durch staatliche Gesetzgebung, den Charakter eines Ruhetags an.“ (26)
Viele Christen feiern 2021 dieses erste Sonntagsgesetz als Geschenk christlicher Freiheit. Doch war es das wirklich? Die Ereignisse um Konstantin werden als Konstantinische Wende bezeichnet. War es wirklich eine Wende zum Schöpfer und der Auslebung seines Willens?
Das Sonntagsgesetz der Katholischen Kirche
Theoretisch hätte Konstantins Sonntagsgesetz eine politische Forderung bleiben können, während die junge christliche Kirche am Sabbat festgehalten hätte. Doch es kam anders. 43 Jahre nach dem Staatsgesetz folgte das Kirchengesetz. Vertreter des Katholizismus nehmen Stellung:
Pater Geiermanns Katechismus für katholische Doktrin erklärt: „Die katholische Kirche verlegte kraft ihrer göttlichen Sendung den Sabbat auf den Sonntag. Frage: Welcher Tag ist der Sabbat? Antwort: Der Samstag ist der Sabbat. Frage: Warum feiern wir statt Samstag den Sonntag? Antwort: Wir feiern Sonntag statt Samstag, weil die katholische Kirche auf dem Konzil zu Laodicea 364 n. Chr. Die Heiligkeit von Samstag auf Sonntag verlegte.“ (27)
„Es war die heilige katholische Kirche, welche den Ruhetag von Sonnabend, Sabbat, auf den Sonntag verlegte. Und sie zwang nicht allein jedermann, den Sonntag zu beobachten, sondern auf dem Konzil zu Laodicea sprach sie den Bannfluch über alle diejenigen aus, die an der Beobachtung des Sabbats, des Herrn, festhielten, und nötigte alle, unter Strafe des Verfluchtwerdens, am siebenten Tage alltägliche Arbeit zu verrichten.“ Pater Enright, der ehemalige Leiter des Redemptorist College in den USA. (28)
„Die Kirche hat den Sabbat, den letzten Tag der Woche, als Tag des Herrn aufgelöst und an die Stelle des Sabbats den ersten Tag der Woche, den Sonntag eingesetzt.“ Kardinal Faulhaber (29)
„Der Sabbat, der berühmteste Tag im Gesetz, ging in den Herrentag über. Dieses und ähnliches hat nicht auf die Predigt Christi hin aufgehört,…… sondern durch die Autorität der Kirche sind sie verdrängt worden.“ Erzbischof von Reggio, auf dem Konzil zu Trient im Jahre 1562 (30)
Die Römische Kirche beansprucht das Recht, Gottes Gesetz zu verändern und eigene Gesetze zu erlassen. „Ich habe das Recht und die Macht, Zeit und Gesetz zu ändern und von den Vorschriften zu entbinden.“ Papst Nikolaus III., 1277-1280 (31)
„Sie können die Bibel vom 1.Buch Mose an bis zur Offenbarung durchlesen …und sie werden nirgendwo eine einzige Zeile finden, die die Heiligung des Sonntags rechtfertigt. Die Schrift untermauert die religiöse Bedeutung des Sonnabends, eines Tages, den wir Katholiken niemals heiligen.“ Kardinal Gibbons (32)
„Ich habe die Bibel vom ersten Vers der Genesis bis zum letzten der Offenbarung gelesen und habe keinen Hinweis auf die Pflicht der Sonntagsheiligung gefunden. Der Tag, den die Bibel erwähnt, ist nicht der Sonntag, der erste Tag der Woche, sondern der Samstag, der letzte Wochentag.“ John A. O’Brien, katholischer Theologe (33)
Ein Gesetz zu erlassen, bedeutet etwas zu erlauben und damit gleichzeitig anderes, das Gegenteilige, zu verbieten. Das war beim Sonntagsgesetz Konstantins so und nicht anders bei dem der Römisch-katholischen Kirche. Für Sabbathalter ist der Sonntag als erster Wochentag der erste Arbeitstag der Woche. Doch „Das Konzil von Narbonne (589) verhängte bei Verstößen sechs Goldstücke für einen Freien und 100 Geißelhiebe für einen Hörigen. Es gab immer präzisere Vorschriften: Der Sonntag wurde zu einem Tag umfassender Enthaltsamkeit. Neben knechtischer Arbeit, Sex und Kriegsdienst wurden zeitweise auch Rasieren, Reiten oder Kartenspielen verboten.“ (34)
Aus einer verfolgten Kirche wurde eine verfolgende. Die Inquisition im Mittelalter brachte unvorstellbares Leid. 1998 veröffentlichte der Spiegel die Zahl von bis zu 10 Millionen Todesopfern der katholischen Inquisition. Historiker schätzen, dass auf einen getöteten Ketzer 10 weitere Verfolgte, Gedemütigte, Vertriebene, Eingekerkerte kommen. (35)
Die Bibel beschreibt eine antichristliche Macht mit diesen Worten: „Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“ (Daniel 7,25)
Aus der biblischen Prophetie wird erkannt, dass am Ende der Weltgeschichte wieder ein Kampf gegen die treuen Gläubigen entbrennen wird. „Der Sabbat wird der große Prüfstein der Treue sein; denn er ist der besonders umstrittene Punkt der Wahrheit. Wenn die letzte Prüfung den Menschen auferlegt wird, dann wird die Grenzlinie gezogen werden zwischen denen, die Gott dienen, und denen, die es nicht tun.
Während die Feier des falschen Sabbats den Landesgesetzen entspricht, steht sie im Widerspruch zum vierten Gebot und wird zum Bekenntnis der Zugehörigkeit zu einer Macht, die Gott feindlich gegenübersteht. Die Heiligung des richtigen Sabbats im Gehorsam gegen Gottes Gebote ist ein Beweis der Treue dem Schöpfer gegenüber. Die einen erhalten das Malzeichen des Tieres als Ausdruck ihrer Ergebenheit zu irdischen Mächten, die anderen das Siegel Gottes als Zeichen dafür, dass sie sich für die Treue zu Gott entschieden haben.“ (36)
Wie am Anfang des ersten Teils gezeigt, gilt es seit den frühen Tagen des Christentums eine Wahl zu treffen.
„Gott sagt: ‚Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest‘. Dieser Sabbat war der Samstag, nicht der Sonntag; aber warum halten wir dann den Sonntag heilig statt des Samstags? Die Kirche änderte die Beobachtung des Sabbats zur Beobachtung des Sonntags… Protestanten, die da sagen, dass sie nur der Bibel folgen und der Bibel allein, müssen sich wirklich verlegen fühlen, indem sie den Sonntag heiligen, wenn Gott deutlich gesagt hat: ‚Heilige den Sabbattag‘! Das Wort Sonntag ist in der ganzen Bibel nicht zu finden und so gehorchen sie, ohne es zu wissen, der Autorität der katholischen Kirche.“ (37)
„Der Sonntag ist keine Stiftung und kein Gebot Christi. Und wie innig er mit der Geschichte des Christentums verflochten ist, er ist nicht ganz so alt wie dieses.“ (38) Das Christentum ist älter als 1700 Jahre. Deshalb sind die Geschehnisse und Gesetze um Konstantin zwar interessant zu betrachten. Ein Grund zum Feiern sind sie nicht.
Die ökumenische Bewegung und der Sabbat
Wie stehen heutige Nachfolger Christi, denen der biblische Sabbat heilig ist, zur gegenwärtigen ökumenischen Bewegung? Die „Charta Oecumenica – Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa“ von 2001 erscheint in weiten Teilen freundlich im Sinne der Nächstenliebe. Bibel-, Prophetie- und Geschichtskenner jedoch entdecken Paragrafen, die an ein Sonntagsgesetz denken lassen. Z.B.:
„Wir verpflichten uns, die Religions- und Gewissensfreiheit von Menschen und Gemeinschaften anzuerkennen und dafür einzutreten, dass sie individuell und gemeinschaftlich, privat und öffentlich ihre Religion oder Weltanschauung im Rahmen des geltenden Rechtes praktizieren dürfen“. (39) Was mag in der Zukunft das geltende Recht sein?
E.G. White schrieb schon 1888 über Amerika: „Es kommt die Zeit, wenn das Gesetz Gottes in unserem (amerikanischen) Lande im besonderen Sinne null und nichtig gemacht wird. Die Regenten unseres Landes werden das Sonntagsgesetz durch Gesetzesverfügung erzwingen, und so wird Gottes Volk in große Gefahr gebracht.“ (40)
Was fordert die Katholische Kirche heute? „Sonntagspflicht oder Sonntagsgebot bedeutet, dass jeder Christgläubige am ersten Tag der Woche oder Samstagvorabend gebunden ist, die heilige Messe zu besuchen. Es ist Hauptteil des ersten Gebotes der Kirche. Die Sonntagspflicht ist der zentrale Lebensvollzug der Kirche, den der Glaubende aktiv mitträgt.“ (41)
„Eines der Kirchengebote bestimmt das Gesetz des Herrn genauer: ,Am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen sind die Gläubigen zur Teilnahme an der Messfeier verpflich-tetʻ ( [link] CIC, can. 1247). ,Dem Gebot zur Teilnahme an der Meßfeier genügt, wer an einer Messe teilnimmt, wo immer sie in katholischem Ritus am Feiertag selbst oder am Vor- abend gefeiert wirdʻ ( [link] CIC, can. 1248, § 1).“ (42)
Darf angenommen werden, dass die Katholische Kirche von dieser Forderung abrückt?
„Jeder Grundsatz des Papsttums, der in vergangenen Jahrhunderten Geltung hatte, ist auch heute noch gültig. Die in finstersten Zeiten erlassenen Verordnungen und Lehren werden noch immer aufrechterhalten.
Es täusche sich niemand! Das Papsttum, dem die Protestanten jetzt die Anerkennung nicht versagen wollen, ist das Gleiche, das zur Zeit der Reformation die Welt beherrschte, als Männer Gottes unter Einsatz ihres Lebens aufstanden, um die Bosheit der römisch-katholischen Kirche bloßzustellen. … In der Alten wie in der Neuen Welt wird das Papsttum durch die Einführung der Sonntagsheiligung verehrt, da diese einzig und allein auf der Autorität der römischen Kirche beruht.“ (43)
Ist das übertrieben oder unvorstellbar? Die Nachfolgeinstitution der Inquisition ist heute die Glaubenskongregation. Unter „Substantielle Normen“ heißt es: „§ 1. Die Kongregation für die Glaubenslehre behandelt gemäß Art. 52 der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus Straftaten gegen den Glauben und schwerwiegendere Straftaten gegen die Sitten und solche, die bei der Feier der Sakramente begangen werden, um gegebenenfalls nach Maßgabe des allgemeinen oder des besonderen Rechts kanonische Strafen festzustellen oder zu verhängen, unbeschadet der Zuständigkeit der Apostolischen Pönitentiarie (Päpstlicher Gerichtshof, Anm.) und der Geltung der Ordnung für die Lehrüberprüfung.“ Artikel 52 lautet: „Sie urteilt über Straftaten gegen den Glauben und über schwerwiegendere Straftaten gegen die Sitten und solche, die bei der Feier der Sakramente begangen wurden, wenn diese ihr angezeigt wurden, und wo es angebracht ist, wird sie nach Maßgabe des allgemeinen oder des besonderen Rechts kanonische Strafen (das Kirchenrecht betreffend, Anm.) feststellen oder verhängen.“ (44)
Würden sabbathaltende Christen unter diese Bestrafung fallen? Im Katholischen Katechismus ist festgelegt: „2177 Die sonntägliche Feier des Tages des Herrn und seiner Eucharistie steht im Mittelpunkt des Lebens der Kirche. ,Der Sonntag, an dem das österliche Geheimnis gefeiert wird, ist aus apostolischer Tradition in der ganzen Kirche als der gebotene ursprüngliche Feiertag zu haltenʻ ( [link] CIC, can. 1246, § 1).“ (45)
Der ursprüngliche Feiertag ist der Sabbat. Vor ca. 6000 Jahren gab Gott dem Menschen das Sabbatgebot. (46) Die Charta Oecumenica formuliert in ihrer Einleitung: „Im gemeinsamen Hören auf Gottes Wort in der Heiligen Schrift und herausgefordert zum Bekenntnis unseres gemeinsamen Glaubens sowie im gemeinsamen Handeln gemäß der erkannten Wahrheit wollen wir Zeugnis geben von der Liebe und Hoffnung für alle Menschen.“ (47)
Auf der Grundlage der Bibel könnte ein gemeinsamer Glaube gefunden werden. „Sola scriptura“ (Allein die Schrift) war ein Grundsatz der Reformation. Dann müssten alle Bibelleser auf diese Verse stoßen:
„Darum sollen die Kinder Israel den Sabbat halten, dass sie ihn auch bei ihren Nachkommen halten zum ewigen Bund. Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Kindern Israel. Denn in sechs Tagen machte der HERR Himmel und Erde; aber am siebenten Tage ruhte er und erquickte sich.“ (2. Mose 31,16.17.) Die Kinder Israel, oder die Kinder Abrahams, wer ist das heute? „Erkennt also: Die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder.“ (Galater 3,7)
In Zeiten des Rufs nach ökumenischer Zusammenarbeit wurden 2015 einem regionalen katholischen Priester Fragen zum Sabbat und der Veränderung durch die Katholische Kirche in ein Sonntaggebot gestellt. Eine der Interviewfragen lautete: „Der Kardinal und Erzbischof von München, Michael von Faulhaber, sagte: ,Wehe dem Volk, das die Tafeln vom Sinai zerbricht…ʻ (Gegenwartsfragen Nr. 11 und Hirtenbrief von 1924) Jesus warnte davor, Menschengeboten zu folgen (vgl. Matthäus 15,8.9.). Warum sind Sie sich sicher, dass das Sonntagsgebot der katholischen Kirche nicht hierzu gezählt werden könnte?“ Diese und andere Fragen wurden nicht beantwortet. Deshalb wandte sich die Fragestellerin freundlich an die nächste Stelle: Einer katholischen Universität. Ein Professor schrieb: „Sehr geehrte Frau Müller, vielen Dank, dass Sie mir die Fragen für das geplante Interview zugeschickt haben. Für die religiösen Positionen, die darin zum Ausdruck kommen, habe ich Verständnis, teile sie aber in manchem so nicht. Ich bin sicher, dass wir bei dem geplanten Interview inhaltlich nicht zusammenkommen, und bitte Sie deshalb, nach einem anderen Gesprächspartner zu suchen. Mit der Bitte um Verständnis und freundlichen Grüßen …“
Noch immer nicht zur Aufgabe bereit, ging die letzte Bitte zum Interview an die Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. „Sehr geehrte Frau Müller, herzlichen Dank für die Anfrage – ich kann Ihnen leider erst heute antworten. Wir bitten um Verständnis, dass wir für das Interview nicht zur Verfügung stehen. Mir erscheint es doch etwas sinnvoller, wenn Sie einen katholischen Vertreter von der Ortsebene fragen. Mit freundlichen Grüßen …“ Damit schloss sich der Kreis des Schweigens.
„Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“ (1. Petrus 3,15) Wer würde sich diese Gelegenheit entgehen lassen, freudig von seinen Glaubensüberzeugungen zu sprechen?
In einem nochmaligen Schreiben an die Deutsche Bischofskonferenz hieß es: „Ich hatte erwartet, dass eine Pressestelle derartige sachliche Auskünfte erteilen möchte, mit der Sie schließlich auch in den Reihen der Adventisten wirken könnten. Ich gehe davon aus, dass uns als Adventisten der Wunsch nach Rettung durch Jesus Christus, die Absicht einer christlichen Lebensführung und das Ziel des ewigen Lebens auch mit den Katholiken verbindet.
In diesem Sinne hege ich die leise Hoffnung, dass Sie es sich vielleicht mit der Beantwortung meiner Fragen noch anders überlegen. Mit freundlichen Grüßen Ines Müller“. Eine Antwort steht auch sechs Jahre später noch aus. (48)
Im Kontakt mit Katholiken sollte der Rat von E.G. White beherzigt werden:
„Es ist wahr, dass uns geboten wird: ‚Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden.‘ Jesaja 58,1. Diese Botschaft muss gegeben werden. Aber dabei sollten wir vorsichtig sein, nicht jene anzugreifen, zu bedrängen und zu verurteilen, die nicht das Licht haben, das wir besitzen. Wir dürfen nicht unsere Haltung verlieren, um Katholiken harte Anklagen entgegenzuschleudern. Unter ihnen gibt es viele äußerst gewissenhafte Christen, die in dem Licht wandeln, das ihnen scheint, und Gott wird für sie wirken. Die große Vorrechte und Gelegenheiten hatten, es aber versäumten, ihre körperlichen, geistlichen und moralischen Kräfte zu vervollkommnen; die nur sich selbst lebten und sich weigerten, Verantwortlichkeiten zu tragen, sind in größerer Gefahr und Verdammnis vor Gott als solche, die in Lehrpunkten irrten, aber bemüht sind, andern Gutes zu tun. Tadelt und verurteilt andere nicht. …“ (49)
Der Ruhetag der Ewigkeit
„Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht“ (Matthäus 5, 18).
Die Bestrebungen, den Sabbat zu verdrängen, sind viel älter als 1700 Jahre, wie an vielen Beispielen gezeigt. Dennoch konnte die Akzeptanz aller Zehn Gebote, wie sie von Gott geschenkt wurden, nie vollständig ausgelöscht werden. „Trotz der Dunkelheit, die sich während der langen päpstlichen Herrschaft über die Erde legte, konnte das Licht der Wahrheit nicht vollständig ausgelöscht werden. Zu jeder Zeit gab es Zeugen für Gott — Menschen, für die der Glaube an Christus als einzigen Vermittler zwischen Gott und den Menschen das Wichtigste war, denen die Bibel als einzige Leitlinie des Lebens galt und die den biblischen Sabbat heiligten. Wie viel die Welt diesen Menschen schuldet, werden spätere Generationen nie erkennen. Sie wurden als Ketzer gebrandmarkt, ihr Charakter verleumdet, ihre Beweggründe angefochten, ihre Schriften unterdrückt, missdeutet oder entstellt. Dennoch standen sie fest und bewahrten von Jahrhundert zu Jahrhundert ihren Glauben in seiner Reinheit als heiliges Erbe für kommende Generationen.“ (50)
Bei allem Verständnis für das Eingebundensein in eine sonntagshaltende Kirche, für liebgewordene Traditionen, Unkenntnis oder beste Absichten – die Heiligung des Sonntags statt des Sabbats ist für uns nicht Ausdruck von Gottes Willen. Wie schwierig es persönlich sein kann, vom theoretischen Erkennen der Richtigkeit des biblischen Sabbats zur Umsetzung dieses Wissens zu gelangen, haben viele selbst erfahren. Sie sind in einer sonntagshaltenden Kirche aufgewachsen und haben dort ihre Glaubensgrundlagen erhalten, wofür sie dankbar sind. Doch dann machte sie ein Bibelwort nachdenklich:
„Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel!“ (Matthäus 7,21)
„Wenn wir Christen unser eigenes Urteil oder unsere ererbten Überlieferungen über die Schriften des Alten und Neuen Testaments stellen, trennen wir uns vom Herrn und den Aposteln und schütten unsere einzige Quelle der Erkenntnis Gottes zu.“ (51)
Der Schöpfer zeigte Johannes in seiner Vision die Gotteskinder am Ende dieser Weltgeschichte: Drei Merkmale zeichnen sie aus: „Hier ist Geduld der Heiligen! Hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus!“ (Offenbarung 14,12.) Das letzte Kapitel der Offenbarung ermutigt zum Glaubensgehorsam:
„Glückselig sind, die seine Gebote tun, damit sie Anrecht haben an dem Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen können.“ (Offenbarung 22,14 Schlachter 2000).
Ines Müller, im März 2021
Literaturempfehlung:
Leuchtfeuer – Ausgabe 1 und 2 zur biblischen Prophetie
Leuchtfeuer Zeit für Dich
Die Zehn Gebote – Rezept für ein glückliches Leben (Broschüre)
Gedanken über den Ruhetag (Flyer)
Ein Vergleich, der zu denken gibt (Flyer)
Bibelfernkurse zu den Grundlehren der Bibel und Prophetiekurs
Quellen: