Jesus Christus – der Eckstein
16. November 2021Vorhang auf!
16. November 2021Wir leben in einem christlich geprägten Kulturkreis. So meinen viele. Stimmt das? In fast jedem Ort steht mindestens eine Kirche. Parteien führen das Christentum im Namen. In Schulen wird Religionsunterricht erteilt. Haben wir eine christliche Kultur?
Ich fand eine Aussage hierzu, die mich bewegt:
„Obwohl diese Frage üblicherweise bejaht wird, zeigt eine gründliche Analyse, dass die Bekehrung Europas zum Christentum weitgehend an der Oberfläche blieb, dass man höchstens von einer begrenzten Bekehrung zum Christentum zwischen dem 12. und dem 16. Jahrhundert sprechen könnte und dass in den Jahrhunderten davor und danach die Bekehrung im Großen und Ganzen eine Bekehrung zu einer Ideologie blieb, begleitet von einer mehr oder weniger weitgehenden Unterwerfung unter die Kirche; und dass sie nicht mit einem Wandel des Herzens, das heißt einer Veränderung der Charakterstruktur einherging. Ausnahmen sind allerdings die zahlreichen echt christlichen Bewegungen.“ (1)
Wie fühlst du dich, liebe Leserin, lieber Leser, mit dieser Einschätzung? Mir stockte fast der Atem. Derart deutliche Worte hatte ich lange nicht zu diesem Thema gelesen. Mein Mut sank in dem Maße wie meine Trauer wuchs, ja, fast eine Scham. Dann brachen Hoffnung und Freude auf! „Echte christliche Bewegungen“ – Dazu möchte ich gehören! Dieses Zeugnis möge über unsere Glaubensgemeinschaft ausgestellt werden können!
Sich zu bekehren ist nicht als Annahme einer Ideologie zu verstehen. Aus bekehrten Herzen erwachsen neue Menschen mit einem christlichen Charakter. (vgl. Epheser 4,23 ff.) Die Bibel illustriert am Früchtebringen ob Theorie und Praxis eine Einheit bilden. Durch Worte, Pläne, Wünsche und Taten gibt sich ein Mensch zu erkennen. (2)
Beklagt wird in diesem Kontext u. a. „die Auflösung der Bande menschlicher Solidarität durch die Vorherrschaft des Eigennutzes“. Das ist keine neue wissenschaftliche Erkenntnis. Das ist sinngemäß ein Bibelwort! Im Matthäusevangelium lesen wir: „Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe in vielen erkalten.“ (Matthäus 24,12 Schlachter 2000) Die Liebe zum Schöpfer und Nächsten wird abnehmen im Laufe der Menschheitsgeschichte. Mit diesem Mangel beschrieb Jesus die letzte Zeit der Welt. (3)
Der Strom der Massen war, ist und wird auch in der Zukunft nicht auf Gottes Wegen gehen. Im Bild des breiten Weges zeichnete Jesus diese Gefolgschaft der Vielen. Sie stehen nicht in der Nachfolge Jesu. Ihr Ziel ist nicht das ewige Leben. Wer mit Jesus auf dem schmalen Weg Richtung Ewigkeit unterwegs ist, der schwimmt gegen den Strom.
Der Christ im Zugzwang der Moderne
Oben zitierter Autor beschreibt „eine neue geheime Religion, die Religion des Industriezeitalters … und diese ist mit echtem Christentum unvereinbar. Sie reduziert die Menschen zu Dienern der Wirtschaft und der Maschinen, die sie mit ihren eigenen Händen gebaut haben. … »Heilig« sind in der Religion des Industriezeitalters die Arbeit, das Eigentum, der Profit und die Macht …“ (4)
Gottes Wort weist all diesen Punkten ihren rechten Platz zu:
Die Arbeit – „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun …“ (2. Mose 20, 9.10)
Das Eigentum – „Es ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässt sich genügen. Denn wir haben nichts in die Welt gebracht; darum offenbar ist, wir werden auch nichts hinausbringen.“ (1. Timotheus 6, 6.7.)
Der Profit – „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden?“ (Markus 8,36)
Die Macht – „Dein, HERR, ist die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Hoheit. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. Dein, HERR, ist das Reich, und du bist erhöht zum Haupt über alles.“ (1. Chronik 29,11)
„… Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne.“ (2. Korinther 12,9)
In Jesus Christus, dem Sohn Gottes, wird uns alles geschenkt, was wir brauchen. Da diese Welt ganz andere Angebote als wichtig anzupreisen versucht, sieht sich der Christ oft als Schwimmer gegen den Strom.
An den zehn Geboten erkennen wir, was wichtig ist: Gott zu lieben und ihm zu dienen. Das ist die eine Gesetzestafel und auf der zweiten: den Nächsten zu lieben und ihm zu dienen. Die populären Werte unseres Zeitalters sind Gottes Werten entgegengesetzt. Das wirkt für mich, als hätte jemand genau nach Gegenpolen gesucht. Die Absicht des Schöpfers wurde ins Gegenteil verkehrt. Wer sollte daran Interesse haben? Wer versuchte sogar beim Sohn Gottes, ihm die Reichtümer dieser Welt anzupreisen? Satan, der Gegenspieler Gottes! Sein Preis: „… wenn du niederfällst und mich anbetest.“ (Matthäus 4,9) Doch Satan konnte nicht Jesus zwingen, ihm zu dienen, und er kann dies auch bei uns nicht. Jesus selbst sagt über alle, die ihm folgen: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“ (Johannes 10, 27.28.)
Jeder Mensch wird in Entscheidungssituationen gestellt. Bewusst abzuwägen und nicht einfach den Massen zu folgen, lautet die Aufgabe. Wer hinter die Fassade einer als modern daherkommenden Offerte blickt, könnte ins Staunen kommen. Doch was heute wirklich gut und richtig für uns ist, sind die Elemente, die schon zu biblischen Zeiten galten.
Neu ist nicht gleich neu!
Ich staune z. B. wie sich der Vegetarismus etablierte. Jeder gute Supermarkt bietet vegetarische und sogar vegane Produkte an. Das ist nicht neu. Dieser Speiseplan entstammt dem Garten Eden. (5)
Minimalismus ist ein moderner Trend zum weniger Besitzen. Im Internet helfen Videotipps beim Aussortieren des Zuviels an Kleidung und anderen Schrankfüllern. Diese Idee ist auch nicht neu: „Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.“ (1. Timotheus 6,8)
Die Bio-Öko-Welle rollt schon etwas länger, seit den 70/80er Jahren. Doch aktuell merkt auch der letzte Desinteressierte, dass sich da eine Menge bewegt. Plastik wird an allen Enden der Kampf angesagt. Vor allem das Einwegkonzept steht auf dem Prüfstand. Vom Einkaufsbeutel, über Trinkhalme bis hin zur Babywindel wird vieles auf Nachhaltigkeit geprüft. Die Verantwortung der Schöpfung gegenüber ist keine moderne Erkenntnis. Wir Menschen dürfen diesen Auftrag kennen und beachten, seit die ersten Menschen in Eden lebten. „Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ (1. Mose 2, 15)
Das Sabbatical (Sabbatjahr) ist ein relativ neues Konzept und bedeutet eine Auszeit im Berufsleben. Das geht ebenfalls auf biblische Ruhezeiten zurück. Sabbatjahr und vor allem der wöchentliche Sabbat drücken aus, dass der Schöpfer um deren Bedarf für den Menschen wusste. (6)
Psychologen fanden heraus, dass Ehepaare, die sich abends streiten, schlechter schlafen. Unausgeschlafen geht das Gezänk an Morgen weiter. Der Expertenrat: Streitigkeiten noch vor dem Zubettgehen beenden. (7) Diese Erkenntnis wurde 2013 verbreitet. Bibelleser wussten das schon längst: „ … lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ (Epheser 4, 26)
Wer modern oder zeitgemäß leben möchte, ist mit der Bibel gut beraten. „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze …“ schrieb Paulus an Timotheus. (2. Timotheus 3,16) „Die Bibel ist nicht antik, auch nicht modern, sie ist ewig.“ erkannte Martin Luther. (8)
Was uns an guten Konzepten begegnet, dürfen wir dankbar annehmen, weil wir deren Entsprechung schon in der Bibel finden. „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts …“ (Jakobus 1,17) Was auf reiner, wahrer Liebe basiert, ist ein Gottesgeschenk, weil Gott selbst die Liebe ist. (9)
Der Geber ohne Dank
Hinter vielem, was als neue menschliche Weisheit deklariert wird, steht ein ganz anderer Erfinder. Gott schuf den Menschen für ein bestimmtes Leben unter genau beschriebenen Verhaltensregeln. Diese einzuhalten würde ein Glück bedeuten, das nie endet. Je näher wir allen Lebensbereichen der ursprünglichen Absicht Gottes kommen, desto gesünder und freudiger werden wir leben. Dem Erfinder der Natur, dem allmächtige Gott, gebührt der Dank für vieles, wofür sich Menschen als Erfinder und Entdecker preisen. Was sich Menschen aus der Natur abschauten, sehen wir heute z. B. als Hubschrauber (Libelle), Klettverschluss (Klette), stoßdämpfender Motorradhelm (Pampelmuse), Dübel (Zikaden), Klebefolie (Gecko), Offshore-Windanlagen (Kieselalge), Bewässerungssysteme (Liane) und vieles mehr. (10)
Als Innovationsmethode der Bionik wurde der Weg aus der Natur in die Technik bekannt.
„Der menschliche Schöpfergeist kann verschiedene Erfindungen machen (…), doch nie wird ihm eine gelingen, die schöner, ökonomischer und geradliniger wäre als die der Natur, denn in ihren Erfindungen fehlt nichts, und nichts ist zu viel. Leonardo da Vinci, Künstler und Universalgelehrter“ (11)
Wer ist also der eigentliche Erfinder? Gott!
In welches Buch sollten wir schauen, wenn wir wesentliche Dinge über uns und unser Leben erfahren möchten? In die Bibel!
„Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis. Die Toren verachten Weisheit und Zucht.“ (Sprüche 1,7 Luther 2017, Menge und Schlachter 2000)
Dieses Bibelwort ist wo wichtig, dass weitere Übersetzungen und Übertragungen hilfreich sind:
Elberfelder Bibel: „Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis. Weisheit und Zucht verachten nur die Narren.“
Hoffnung für alle – Übertragung: „Alle Erkenntnis beginnt damit, dass man Ehrfurcht vor dem HERRN hat. Nur ein Dummkopf lehnt Weisheit ab und will sich nicht erziehen lassen.“
Gute Nachricht: „Den Herrn ernst nehmen ist der Anfang aller Erkenntnis. Wer ihn missachtet, verachtet auch Weisheit und Lebensklugheit.“
Neues Leben Bibel: „Die Ehrfurcht vor dem Herrn ist der Anfang der Erkenntnis. Nur Narren verachten Weisheit und Selbstbeherrschung.“
Nur wer gegen den Strom schwimmt, gelangt zur Quelle. Mehreren Autoren wird diese Aussage zugeschrieben. Ich möchte dazu ein Lied aus dem Internationalen Gesangbuch zitieren: „Komm doch zur Quelle des Lebens“! (12)
Gegen-den-Strom-Schwimmer im Gespräch
Der Alltag bietet viele Möglichkeiten, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. „Das steht schon in der Bibel!“ baut eine Brücke zum anderen. Dessen Sorgen, seine politische Sicht, die finanzielle Situation, Ehe- und Familienprobleme, Gewalt, Ungerechtigkeit, aber auch die Freuden – alles ist nicht neu. Bringt die Bibel ins Spiel! So manch einer fällt in der Masse auf, als wäre er in einer anderen Richtung unterwegs. Sich abheben ist auch „in“.
Wir dürfen wissen, warum wir anderes sind, andere Werte schätzen, ein besonderes Lebensziel verfolgen. Davon zu erzählen, sollte uns eine Freude sein.
König David sang:
„Ein Loblied Davids. Ich will dich erheben, mein Gott, du König, und deinen Namen loben immer und ewiglich.
Ich will dich täglich loben und deinen Namen rühmen immer und ewiglich.
Der HERR ist groß und sehr zu loben, und seine Größe ist unausforschlich.
Kindeskinder werden deine Werke preisen und deine gewaltigen Taten verkündigen.
Sie sollen reden von deiner hohen, herrlichen Pracht; deinen Wundern will ich nachsinnen.
Sie sollen reden von deinen mächtigen Taten, und ich will erzählen von deiner Herrlichkeit;“
(Psalm 145, 1-6)
Lasst uns in dieses Lied einstimmen!
Ines Müller, Der Sabbatwächter 3/2021
Endnoten
(1) Erich Fromm, Haben oder Sein, Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft, Deutsche Verlagsanstalt München, Verlagsgruppe Random House GmbH, 976, S. 171
(2) vgl. Matthäus 7, 16.17.; Galater 5, 22.23.
(3) vgl. Matthäus 24, ff.
(4) Fromm, S. 79
(5) vgl. 1. Mose 1, 29
(6) vgl. 2. Mose 20, 8-11; 23, 10-12
(7) vgl. https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article123309499/Mit-Wut-im-Bauch-ins-Bett-Eine-schlechte-Idee.html
(8) http://www.sprichworte-der-welt.de/sprichworte_aus_den_religionen/luther_zitate.html
(9) vgl. 1. Johannes 4,16
(10) Vgl. https://www.biokon.de/bionik/was-ist-bionik/
(11) https://www.biokon.de/bionik/was-ist-bionik/
(12) Int. Gesangbuch, Int. Missionary Society, Nr. 319, Vertrieb über Edelstein Verlag