Ziel in Sicht
20. Februar 2020Homosexualität – Anregungen zur Meinungsfindung
20. Februar 2020Vater Hans schafft im Eiltempo mit einer Karre die Mauersteine heran. Mit einem kühnen Schwung wirft er die 2,5kg schweren Steine zu seinem Sohn in die Höhe. Einer nach dem anderen. Max muss schnell zugreifen. Keiner dieser hellroten Steine darf seinen Händen entgleiten. Die Stapel auf dem Gerüst wachsen in die Höhe. Die Hände tun weh und die Arme scheinen immer länger zu werden. Handschuhe gibt es nicht. Max zögert. „Rums!“ wirft er einen Stein zurück in die Tiefe. Er landet klatschend im Schneematsch. Der Vater schnauzt: „He, was ist denn mit dir los?“
Hans verlangt Gehorsam ohne Wenn und Aber. Doch heute nimmt Max all seinen Mut zusammen. Heute spürt er, dass er ein Recht hat aufzubegehren. Der Junge verschränkt die Arme vor der Brust. Sein Kinn schiebt sich trotzig nach vorn. „Ich habe heute Geburtstag! Wenn du mir nicht zum Geburtstag gratulierst, arbeite ich nicht weiter!“. Max fordert mit seinem Blick den Vater heraus. Was wird dieser tun?
Die Männerstiefel poltern die Leitersprossen hinauf, gerade so weit, bis Hans dem Geburtstagskind seine Hand ausstrecken kann. Vaters Worte peitschen dem Jungen ins Gesicht: „Ich gratulier´ dir zum Geburtstag.“ Schon im Hinunterklettern klingt es im Befehlston: „So – jetzt kannst du weiterarbeiten“! Max schluckt seine Enttäuschung hinunter. Das war also sein Geburtstag. Er muss den nächsten schweren Ziegelstein auffangen. Nur nicht weinen. An diesen Tag wird sich Max sein ganzes Leben erinnern. Sein dreizehnter Geburtstag. Der 10. Januar 1954.
E.G. White schrieb vor über 100 Jahren an Eltern: „’Keine Zeit‘, sagt der Vater. ‚Ich habe keine Zeit für die Erziehung meiner Kinder, keine Zeit für gesellige, häusliche Vergnügen. ‚ Dann hättest du nicht die Verantwortung für eine Familie übernehmen dürfen. Wenn du ihnen die Zeit vorenthältst, die eigentlich ihnen gehört, dann entziehst du ihnen die Erziehung, die sie von dir erwarten können. Wenn du Kinder hast, dann hast du, zusammen mit der Mutter, eine Verpflichtung bei der Charakterentwicklung.“ (E.G. White, Orientierung für das Leben, Edelstein Verlag 2010, S. 127)
Max wächst heran und heiratet mit 23 Jahren. Als er selbst Vater wird, freut es sich schon auf eine lange Reihe von Kindergeburtstagen. Die Tochter feiert Geburtstage, von denen noch nach Jahren geschwärmt wird. Max baut einen Jahrmarkt auf, mit Buden und Spielständen. Kindergeburtstag im Sommer – da wird gebadet. An einem Baggersee lassen sich Abenteuer erleben, aber auch Pannen. Die Mädels verderben sich ihre Kleidchen in einem alten, verrosteten Bagger mit Schmiere. Die Badehose von Max gerät ins Rutschen, nachdem der Gummi reißt. Noch bevor die Mütter so richtig ausflippen können, schreitet Max ein: „Das kriegen wir wieder hin!“ Die Badehose wird mit Hosenträgern an Ort und Stelle gehalten. Und nach dem Baden gibt´s ein Waschfest für die Schmierfinken.
Trotz seiner Arbeit und Nach-Feierabend-Arbeit findet der gelernte Maurer immer Zeit für seine Tochter. Oft nimmt er sie zu den Baustellen mit. Er bringt eine Engelsgeduld für das unsportliche Mädchen auf und baut ihr auf dem Hühnerhof einen Schwebebalken. Später blasen die Beiden in einem Posaunenchor. Der christliche Glaube verbindet die Familie und lässt sie auch schwierige Zeiten meistern.
Was Max als Dreizehnjähriger erlebte und fühlte, zieht sich letztlich als positive Spur durch sein Leben. Zuerst profitiert die Tochter von einem Vater, der sie wichtig nimmt und ihr viel Zeit widmet. Dann spaßt Max als Opa mit drei Enkelsöhnen herum, organisiert manches Abenteuer, weckt Naturliebe und Fleiß. Schließlich platzt Max fast vor Stolz, weil er schon ein quirliges Urenkelkind vorzuweisen hat.
Max liest nie ein Buch über Kindererziehung. Seine Kindheit ist sein Lehrbuch. Ihm wird keine Zeit für Hausaufgaben gelassen, weil er zu Hause arbeiten muss. In der Schule meidet man den Jungen, weil er so sehr nach Ziegen stinkt, die die Mutter hält. Dass aus diesem Jungen etwas Gescheites werden wird, bezweifeln viele. Doch Max lässt sich nie unterkriegen. Er bleibt neugierig und ein Lernender. Noch kurz vor der Rente qualifiziert er sich zum Straßenwärter.
Dieser Mann schleppt seine traurigen Kindheitserlebnisse nicht wie eine Last mit sich herum, die ihn niederzwingt und lähmt. Stattdessen hält er sich immer vor Augen, was ein junger Mensch braucht: Zeit und Liebe. Auch wenn die Haare inzwischen grau leuchten und die Schritte nicht mehr ganz so eilen, innerlich ist Max jung geblieben.
Wenn der Rentner heute von seinem dreizehnten Geburtstag spricht, dann tut die Erinnerung immer noch weh. Doch sein Motto lautet: „Die Umstände und Erlebnisse unseres Lebens prägen uns. Aber sie sollten uns zum Guten verändern.“ Im nächsten Jahr feiert Max seinen 75. Geburtstag! Was denkt ihr, was dann los ist?!
Was lernen wir aus dieser Geschichte?
– Lass die Umstände nicht über dich herrschen!
„Der Mensch kann die Umstände verändern, aber man sollte den Umständen nicht erlauben, den Menschen zu verändern. Wir sollten die Umstände als Mittel nutzen, mit denen man arbeiten kann. Wir sollen sie meistern, ihnen aber nicht erlauben, uns zu meistern.“
(E.G. White, In den Fußspuren des großen Arztes, Adventverlag 1999, S. 418)
„Jesus fordert uns nicht auf, ihm zu folgen, um uns dann zu verlassen. Übergeben wir ihm unser Leben zu seinem Dienst, so können wir nimmer in eine Lage kommen, für die Gott nicht schon Vorkehrung getroffen hat. Welcher Art die Umstände auch sind, wir haben einen zuverlässigen Führer; wie schwierig die Verhältnisse sich auch gestalten, wir haben einen sicheren Ratgeber; welche Enttäuschung, Trauer oder Einsamkeit auch über uns kommen mag, wir haben einen mitfühlenden Freund. Selbst wenn wir in unsrer Unwissenheit Fehltritte begehen, verlässt Christus uns nicht; seine klare Stimme spricht deutlich: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“Johannes 14,6. „Er wird den Armen erretten, der da schreit, und den Elenden, der keinen Helfer hat.“ Psalm 72,12. “ (E.G. White, Diener des Evangeliums, S. 234)
– Begib dich nicht bewusst in ungünstige Umstände!
„Wir bitten unsern himmlischen Vater: „Führe uns nicht in Versuchung“; doch dann versäumen wir zu oft, unsern Füßen zu wehren, dass sie uns nicht in Versuchung führen. Es ist notwendig, uns von den Versuchungen fernzuhalten, von denen wir so leicht überwunden werden. Wir selbst sind, durch Christi Gnade, für unsern Erfolg verantwortlich.“ (E.G. White, Zeugnisse Band 7, S. 225)
„Wir müssen alles vermeiden, was das Gewissen abstumpft oder die Versuchung einlädt.“
(E.G. White, Bewusst essen, S. 316.317.)
„Lasst euch nicht verführen! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.“ 1. Kor. 15,33
– Die biblische Antwort auf schwierige, ungünstige, böse Umstände:
„Wenn Menschen durch Umstände, die sie nicht beeinflussen können, gezwungen sind, sich dort aufzuhalten, wo sie von offener und ausgesprochener Bosheit umgeben sind, dann sollten sie daran denken, dass Gott und die Engel bei ihnen sind. Ihre einzige Sicherheit besteht darin, zu Jesus aufzublicken, dem „Anfänger und Vollender des Glaubens“. Hebräer 12,2. “
(E.G. White, Christus ist Sieger, S. 43)
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Römer 12,21
„Wenn wir in schwierige Situationen geraten, sollten wir uns auf Gott verlassen und bei allem, was wir tun, Weisheit und Urteilsvermögen zeigen; sonst auferlegen wir uns durch sorgloses Handeln selbst Prüfungen. Wir sollten uns nicht dadurch in Schwierigkeiten stürzen, dass wir die Mittel außer Acht lassen, die Gott bereithält, und nicht die Fähigkeiten missbrauchen, die er uns gegeben hat.“ (E.G. White, Das Leben Jesu, S. 361)
– Blicke auf Jesus und seine Lebensumstände!
Welche Umstände empfingen Jesus, den Sohn Gottes, als er auf der Erde lebte?
1. Der Mann seiner Mutter Maria, Josef, wollte diese verlassen, als sie mit Jesus schwanger war. Matth. 1,19
2. Es gab kein Haus, kein Zimmer, in dem Jesus geboren werden konnte. Lukas 2,7
3. Schon kurz nach Jesu Geburt sollte das Baby getötet werden und seine Eltern flohen mit ihm ins Ausland. Matth. 2,13
4. Jesus war 40 Tage in einer Wüste, litt Hunger und Durst und wurde mehrfach von Satan versucht. Matth. 4,1-11
5. Als Sohn Gottes wurde er als einer bezeichnet, der dem Satan dient. Matth. 9,34
6. Ständig waren leidende, Hilfe suchende Leute um Jesus. Matth. 9,35.36.
7. Jesus schwebte einen Großteil seines Lebens in Gefahr. Matth. 12,14
8. Viele seiner Jünger verließen ihn. Matth. 6,66
9. Jesus wurde verhaftet, gefoltert und am Kreuz hingerichtet – unschuldig. (Matth. 18-19)
10. Jesus hatte kein eigenes Zimmer zur Geburt, kein eigenes Babybett, als Erwachsener kein eigenes Zuhause – und am Ende seines Erdenlebens auch kein eigenes Grab. Matth. 27,57.60
Was war und ist Jesus trotz all dieser Umstände?
– Der Heiland der Welt! Lukas 2,29.30.
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Johannes 3,16
Jesus führte ein Leben als Dienender. Er liebte, segnete, half und heilte – meist ohne Dank, ohne Gegenleistung, dafür mit Verleumdung und Feindschaft. Keine Klage ist uns von Jesus überliefert, weil er sich ungerecht behandelt fühlte, seine Leistung nicht genug geschätzt wurde oder er mit seinem Lebensstandard unzufrieden war.
„Jesus kam in Armut und Erniedrigung, damit er sowohl unser Vorbild als auch unser Erlöser sein konnte. Wenn er in königlicher Pracht erschienen wäre, wie hätte er Demut lehren, wie hätte er solch durchdringende Wahrheiten wie in der Bergpredigt äußern können? Wo wäre die Hoffnung der Erniedrigten geblieben, wäre Jesus gekommen, um als König unter den Menschen zu wohnen?“
(E.G. White, Das Leben Jesu, S. 122)
„Falls wir etwas erdulden müssten, was Jesus nicht zu erdulden brauchte, würde Satan dies so deuten, als reiche die Kraft Gottes nicht für uns aus. Deshalb auch wurde Jesus versucht ‚allenthalben gleich wie wir‘. Hebräer 4,15. Er ertrug jede Versuchung, der auch wir ausgesetzt sind, und er benutzte zu seinen Gunsten keine Kraft, die nicht auch uns uneingeschränkt angeboten wird. Als Mensch trat er der Versuchung entgegen und überwand sie mit der Kraft, die ihm von Gott verliehen wurde. Er sagt: ‚Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen. ‚ Psalm 40,9. “ (ebd. S. 14)
„Liebe Geschwister, fragt euch: Welchem Vorbild sollen wir folgen? Ich weise euch nicht auf große und gute Menschen hin, sondern auf den Erlöser der Welt.“ (E.G. White, Schatzkammer 2, S. 110)
Schaut auf Christus! Wenn wir an die Geschichte von Max denken, dessen 13. Geburtstag vergessen wurde, dann können wir viel daraus lernen. Dennoch: Christus steht über allen Menschen und allen Erlebnissen. „Jesus kennt die Umstände einer jeden Seele.“ (E.G. White, Fußspuren, S. 91) Mit allem, was uns bewegt, bedrückt und traurig macht, mit allen Fragen und Anliegen können wir jederzeit zu Jesus kommen. Wer auf Jesus schaut, hat immer die richtige Blickrichtung.