Was braucht dein Kind?
20. Februar 2020Als Christen in einer nicht christlichen Schule
20. Februar 2020Aber vielleicht gehört der Ausspruch „Ich habe keine Lust!“ zu deinen bevorzugten Reden, wenn irgendwer irgendetwas von dir möchte, dir anbietet oder dich zu etwas bewegen möchte. So eine „Null-Bock-Stimmung“ kann eine Phase oder eine Einstellung einer bestimmten Sache gegenüber sein. Allerdings spricht man auch von einer „Null-Bock-Generation“. So werden allgemein junge Menschen bezeichnet, die aufgrund ihrer beruflichen, sozialen und wirtschaftlichen Zukunft keine Perspektiven mehr sehen.
Es wird schnell deutlich, dass zwischen dem gelegentlichen „unlustig sein“ zu einer speziellen Sache und der Null-Bock-Stimmung als Lebensprinzip ein großer Unterschied besteht.
Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass sich dieser Artikel nicht der krankhaften Lustlosigkeit widmet, z. B. im Rahmen einer schweren Depression, eines Burnouts oder anderer Krankheitsbilder, die einer geschulten Therapie bedürfen.
Ein Trend in die Unlust?
Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet und auf einige Erfahrungsjahre zurückblicken kann, wird bestätigen: Viele Jugendliche sind immer schwerer zu begeistern und für eine Sache zu interessieren. Ob in der Familie, Schule oder Gemeinde – Eltern, Lehrer, Betreuer und Gemeindemitarbeiter erleben, dass sie sich immer mehr einfallen lassen müssen, um bei jungen Leuten „anzukommen“. Wenn ich heutige Grundschulklassen mit denen unserer Kinder vergleiche, entdecke ich große Unterschiede. Die Erwartungshaltung, etwas Großartiges erleben zu wollen, tendiert in Richtung anspruchsvoll. Für meine Eltern war es als Kinder und Jugendliche schon viel, sich mal ordentlich satt essen zu können. Ich weiß, wie mein Vater das liebevoll zubereitete Essen bei seiner künftigen Schwiegermutter genoss, das in einer harmonischen Atmosphäre serviert wurde. Es muss ihn so bewegt haben, dass er heute noch davon schwärmt. Meine Generation unternahm Wandertage in den nahe gelegenen Wald. Das gemeinsame Picknick war der Höhepunkt. Heute würde das Urteil lauten: Da gab es absolut nichts Besonderes! „Was machen wir heute Tolles?“ und „Was hast du uns mitgebracht?“ sind typische Fragen in Schule und Gemeinde. Nun kann man sich bei Kindern noch einiges einfallen lassen, doch mit Jugendlichen ist es schon schwieriger. Sie sind einfach schwerer zu überlisten und aus ihrer unlustigen Grundhaltung herauszulocken.
Unter dem Suchbegriff „steigende Ansprüche“ erzielt man bei Google 1.900.000 Treffer. Es scheint kaum einen Lebensbereich zu geben, in dem die Ansprüche nicht steigen.
Es wird allgemein bemängelt, dass heute das „Lustprinzip“ herrsche. Dieser Begriff ist gar nicht so neu, denn er stammt aus der klassischen Psychoanalyse Sigmund Freuds (1856-1939) und bezeichnet die sofortige Trieb- und Bedürfnisbefriedigung. Das klingt animalisch, oder? Wir Menschen sind doch dem Tierreich enthoben – durch Verstand, Einsicht, Selbstbeherrschung und Pflichtgefühl! Werden nicht aber diese Attribute beim „Lust-und-Laune-Prinzip“ ausgeschaltet? „Ich hoffe, dass ihr die Dinge mit Einsicht betrachtet und nicht impulsiv oder vom Gefühl her handelt.“ (E.G. White, Evangelisation, S. 300)
Wie ist es bei dir? Lässt du deine Eltern, Lehrer oder Glaubensgeschwister sich abstrampeln, während du gelangweilt das volle Maß deiner Lustlosigkeit über sie ergießt? Lautet dein Urteil: „Das ist ja soooo öde!“ bevor du überhaupt den Versuch unternimmst, mitzumachen?
E.G. White schrieb an eine Schwester einen Brief, der sehr aktuell klingt:
„Die Befriedigung des eigenen Ichs hat nach und nach zu solcher Lustlosigkeit geführt, die nicht mehr imstande ist, sich an etwas zu erfreuen. Anstatt dich in deinem Verhalten nach Vernunft und Grundsatz zu richten, gestattest du dir, von jeder Geringfügigkeit und augenblicklichen Gefühlen geleitet zu werden. Dies lässt dich unbeständig und veränderlich erscheinen. Es ist umsonst, wenn andere sich bemühen, dir gefällig zu sein, da du selbst nicht imstande bist, dich an etwas zu erfreuen, selbst wenn all deine Wünsche erfüllt würden. Du bist ein verwöhntes Kind, und deine eigene Selbstsucht hat dich krank gemacht.“ (E.G. White, Zeugnisse Band 2, S. 322)
Die hier getroffenen Schlussfolgerungen werden auch in modernen Internet-Beiträgen bestätigt:
„Bei intensiverer Langeweile, man spricht hier auch von tiefer Langeweile, zeigt sich aber im Besonderen die Lustlosigkeit, etwas zu tun. So kommt es häufig vor, dass jegliche Beschäftigungsvorschläge abgelehnt werden. Dieser Zustand kann von außen nicht unmittelbar aufgelöst werden. Selbst wenn sich der Betroffene dann mit etwas zu beschäftigen versucht, ist ihm das nur oberflächlich möglich. Als Grund hierfür wird häufig angeführt, dass Betroffene – nicht nur Kinder – sich nicht richtig im Klaren darüber seien, was sie im Moment der Langeweile eigentlich wollten, was zu einem unangenehmen und mitunter bedrückenden Gefühl von Lustlosigkeit führen kann.“ (Wikipedia)
Lust- und Rücksichtslosigkeit als Recht der Jugend?
Der alte Begriff „Flegeljahre“ wird heute drastisch als ein Muss beschrieben. Es gibt zahlreiche Bücher zum Thema Pubertät, eines heißt: „Der schmale Weg zur inneren Freiheit“ von Jeanne Meijs. Im Internet sind Auszüge aus diesem anthroposophisch orientierten Werk veröffentlicht:
„Jugendliche haben ein Recht auf Rücksichtslosigkeit. „Suche Individualität, wirf das, was fremd ist, über Bord, knüpfe eine Verbindung mit deinem inneren Ich an und kümmere dich um deinen eigenen roten Faden“, fasst Jeanne Meijs die Hauptaufgabe der Jugendlichen zusammen. Pubertät ist Egozentrik pur. Das muss so sein. Sie suchen ihren eigenen Weg, wollen nichts Überkommenes ungeprüft bestehen lassen, wollen – und dürfen – sich grundsätzlich nicht „fügen“. Dabei testen und sprengen sie immer wieder bewusst und unbewusst die Grenzen von Sitte, Anstand und Moral und übertreten auch einmal das eine oder andere Gesetz.“ (http://www.pubertaetverstehen.ch/index.php)
Diese Meinung musste ich erst einmal verdauen. Nun ist mir manches klar: Jugend, die so erzogen wird, kann schwerlich Selbstbeherrschung, Verantwortung, Pflichtgefühl vor Gott und den Menschen entwickeln. Die oben zitierte Frau Meijs ist Mutter und Großmutter. Ich kenne die Familie nicht. Dennoch, ich kann mir nicht vorstellen, unsere Kinder unter diesem Erziehungsmotto aufwachsen zu lassen.
Fragt man ein Kind auf seine Aussage „Ich habe keine Lust“ nach dem Warum, erhält man meist keine konkrete Antwort. Dann bemühen sich die Eltern, dem Kind ein angebotenes Spiel o. ä. schmackhaft zu machen. Hierbei müssen zwei Dinge zusammenspielen: das Geschick der Eltern und die Bereitschaft des Kindes, sich auf etwas Neues einzulassen, etwas den Eltern zuliebe zu tun, Selbstbeherrschung und Pflichtgefühl zu trainieren. Wer das als Kind nicht lernt, wird es später schwer haben – und vor allem anderen schwer machen. Das könnten dann jene ca. 20% der 35000 jungen Arbeitslosen in Berlin sein, die nicht bereit sind ein Job- oder Bildungsangebot anzunehmen und die vielfach keinen Schulabschluss besitzen. (vgl. www.berlinonline.de/berliner-zeitung) Immer wieder erreichen uns Meldungen über steigende Zahlen bei Schulschwänzern, Schul- und Lehrstellenabbrechern.
Auch für Ältere ist Lustlosigkeit als Gefühl schwer einzuordnen. Sinnvolle, sachlich klärende Gespräche haben oft keine Basis, weil der Lustlose eine Atmosphäre der Ablehnung verbreitet und einfach „maulig-muffelig“ wirkt.
Hat Gott ein Rezept gegen Lustlosigkeit?
Ob ich Lust habe oder nicht, ist kurzzeitig ein Gefühl, dann aber überwiegt der Verstand. Ich bin z. B. manchmal abends völlig „fertig“ vom Tag. Dann steht „Bibelstunde“ auf dem Terminkalender. „Ach nein, doch nicht heute! Ich habe keine Lust!“ geht mir durch den Kopf. Doch ich raffe mich auf, weil ich weiß, dass ich sonst etwas verpasse. Außerdem warten die Anderen auf mich. Und noch eins ist wichtig: Ich hatte schon oft anfangs keine rechte Kraft und Lust zur Bibelstunde. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich hinterher sagte: „Zum Glück bin ich hingegangen! Es war sehr schön!“ Das ist eine wichtige Erkenntnis, die uns auch in anderen Bereichen Pflicht vor Lust rangieren lässt – zu unserem eigenen Gewinn! Über diesen Weg der Einsicht gelangt man zum Lusthaben als Garant für stetige Freude zu unserem Tun. „Arbeite mit Lust, dann merkst du nicht, dass du musst!“ erinnert uns gern Bruder Krause.
Wenn in der Bibel von Lust gesprochen wird, ist es oft als positiver Aufruf gemeint:
„Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.“ Psalm 37,4
„Wohl dem, der … Lust [hat] am Gesetz des Herrn …“ Psalm 1,1.2.
Auch der Sabbat wird uns als Tag ans Herz gelegt, auf den wir Lust haben dürfen Jesaja 58,13 , ebenso die Schöpfung (Psalm 104), die Familie 1. Mose 2,18; Psalm 127,3; 133 , das Gemeindeleben Römer 12, 4-8 und sogar die Arbeit, was Luther so ausdrückte:
„Denn Gott will keine faulen Müßiggänger haben, sondern man soll treulich und fleißig arbeiten, ein jeglicher nach seinem Beruf und Amt, so will er den Segen und das Gedeihen dazu geben. Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen.“ (www.lutherhaus-eisenach.de)
Im Gegenzug dazu lesen wir: „Der Gottlosen Lust ist, Schaden zu tun.“ Sprüche 12,12
Wer zu guten Taten im christlichen Sinne keine Lust hat, wer es seiner Umgebung schwer macht, freudig mit ihm zu leben und durch eine stetige schlechte Laune und Lustlosigkeit eine traurige Atmosphäre verbreitet, der schadet sich und anderen.
Eine gute Therapie für Dauernörgler bei allen Angeboten in Familie, Schule und Gemeinde ist es, denjenigen selbst etwas vorbereiten zu lassen und andere begeistern zu müssen. Dann weiß er, wie mühevoll Vorbereitungen, Ideen und deren Durchführungen sein können und wie enttäuscht man ist, wenn die Zielpersonen nicht mitmachen und sich nicht freuen wollen. Denn darum geht es oft: Man will einfach nicht. Gerade für Jugendliche, aber auch Ältere, ist es oft eine Willensentscheidung. Es gibt Menschen, bei denen hat man den Eindruck, sie freuen sich an der schlechten Laune, die sie wie ein schwarzes Tuch über alles breiten. Es gehört in den Bereich der Nächstenliebe, den zu achten, der sich um mich bemüht und seine Bemühungen anzunehmen.
Sicher sieht das bei schweren Krankheitsbildern schwieriger aus und ist wesentlich aufwendiger und langfristiger abzustellen, wie ich eingangs erwähnte. Ich beziehe mich hier auf eine lustlose Haltung aus egoistischen, lieblosen Motiven, oft gepaart mit etwas Bequemlichkeit, manchmal auch dem Drang, auffallen zu müssen und sich an dem hilflosen Bemühen des Gegenübers zu ergötzen. So etwas haben wir schon in der Jugendarbeit an Schulen erlebt.
Die Redewendung „Lust und Laune“ gibt es in anderer Form schon in der Bibel: „… nach ihren eigenen Gelüsten …“ 2. Timotheus 4,3 und „Diese murren und hadern mit ihrem Geschick; sie leben nach ihren Begierden …“ (Judas 16)
In den Zeugnissen lesen wir dazu:
„Du kannst im Dienste Gottes keinen vollkommenen Charakter entwickeln, wenn du nach Lust und Laune handelst.“ (E.G. White, Zeugnisse Band 4, S. 236)
Handelte Jesus nach Lust und Laune?
„Jesus war der einzige Sündlose, der je auf Erden gelebt hat, obwohl er doch fast dreißig Jahre lang unter den gottlosen Einwohnern von Nazareth wohnte. Diese Tatsache muss alle diejenigen beschämen, die meinen, dass die Gunst des Ortes, des Besitzes oder des Erfolges darüber entscheide, ob jemand ein untadeliges Leben führen könne oder nicht. Vielmehr erziehen uns gerade Anfechtung, Not und Unheil zu Reinheit und Standhaftigkeit.
Jesus lebte mit seinen Eltern in einem bescheidenen Häuschen und trug treulich und freudig seinen Anteil an den Lasten des Haushaltes. Der einst Gebieter des Himmels gewesen und dessen Wort die Engel mit Freuden befolgten, war jetzt ein williger Diener, ein liebevoller und gehorsamer Sohn. Er erlernte ein Handwerk und arbeitete mit Joseph zusammen in dessen Zimmermannswerkstatt.“ (E.G. White, Das Leben Jesu, S. 55)
Dieses Zeugnis über die Jugend Jesu ist die Richtschnur für unsere Kinder und Jugend. Welch ein Gegensatz zum oben erwähnten Buch, in dem eine ungehorsame, egoistische Jugend gepriesen wurde! Das mag der Maßstab der Welt sein, doch Gott hat andere Pläne mit dir:
Freue dich an Gott und seinem Wirken in deinem Leben!
Erkenne die Geschenke Gottes: all deine Lieben, die Schöpfung, die Bibel, deine Aufgaben, Bewahrung, Gebetserhörungen bis hin zur Erlösung und dem ewigen Leben!
Gehe freudig und tatkräftig an alles Gute heran!
Nimm deine Aufgaben ernst und erfülle sie gern!
Achte alle, die sich um dich bemühen, und begegne ihnen in Liebe!
Mache es deinen Nächsten nicht schwer – sei ein Sonnenschein für sie!
„Schenke mehr Liebe, anstatt sie zu fordern. Fördere den Frohsinn, lass den Sonnenschein in dein Herz, und er wird auf alle in deiner Umgebung ausstrahlen. Sei geselliger.“ (E.G. White, Zeugnisse Band 4, S. 118)