Das hinterlassene Erbe
20. Februar 2020„Du bist mein Schatz!“
20. Februar 2020Es geht um die Freude an der Einheit.
Mir kam bei diesem Lied unverzüglich der Text aus dem 1. Korintherbrief des Paulus in den Sinn.
Wie lesen dort in Kapitel 12, 14
„Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.
Wenn der Fuß spräche: Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leib: gehört er deswegen nicht zum Leib?
Und wenn das Ohr spräche: Weil ich nicht Auge bin, gehöre ich nicht zum Leib: gehört es deswegen nicht zum Leib? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör?
Wenn ganz Gehör, wo der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen am Leib, wie er wollte. Wenn aber alles ein Glied wäre, wo wäre der Leib?
Nun aber sind zwar viele Glieder, aber ein Leib.
Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht; oder wieder das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht; sondern gerade die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig; die die uns die weniger ehrbaren am Leib zu sein scheinen, die umgeben wir mit reichlicherer Ehre; und unsere nichtanständigen haben größere Wohlanständigkeit; unsere wohlanständigen aber brauchen es nicht.
Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dabei dem Mangelhafteren größere Ehre gegeben, damit keine Spaltung im Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge für einander hätten. „
Welch schöne Gewissheit, dass dem Mangelhafteren die größere Ehre zuteil wird bei Gott. Das hat mir den Mut gegeben, mich vors Publikum zu stellen, obwohl ich kein guter Redner bin. Ich durfte spüren, in der Gemeinde ist es nicht wie in der Welt. Hier gibt es kein Ellenbogen-Verhalten. Und wer sehnt sich nicht nach Einheit, Harmonie und diesem Gefühl des „angenommen seins“?
Dies Beispiel des Körpers gibt ein treffendes Bild von der Harmonie, die in der Gemeinde Gottes herrschen soll. Jeder der fast unzähligen Teilchen unseres Körpers hat in seiner Einzigartigkeit eine auch einzigartige Funktion, sieht anders aus und hat auch eine andere Beschaffenheit.
Ein Knochen z. B. ist aus einem festen Material und hat eine stützende Funktion. Ohne unser Knochengerüst wären wir ein wabbelnder Haufen, vielleicht ähnlich wie Quallen.
Oder wie sieht es mit unseren Muskeln, Sehnen und Bändern aus? Ohne sie wäre Bewegung schier undenkbar.
Wie anders dagegen ist doch die Haut, die anmutig den Körper umgibt und doch einen wunderbaren Schutzmantel gegen alle möglichen äußeren Angriffe bietet.
Doch was wäre die wunderbarste Körperhülle ohne unser Herz, Verdauungsapparat, Gehirn, Gehör, Auge, Zunge, Blutkreislaufsystem? Ohne sie wäre ein Leben undenkbar!
Die Soldaten unseres Körpers bilden ein komplexes Immunsystem. Sobald in unserem Körper irgendetwas, wie man so schön sagt „aus dem Ruder läuft“ sind sie zur Stelle und versuchen den gesunden Zustand wieder herzustellen damit es nicht zu „Funktionsstörungen“ oder „Ausfällen“ kommt.
Und all diese Körperteile arbeiten – wenn der Körper gesund ist – in perfekter Harmonie zusammen – bis ihre Zeit abgelaufen ist. Und in genau dieser Harmonie sollen auch wir zusammen arbeiten.
Jesus selbst unterstützt diesen Gedanken der Einigkeit in besonderer Weise inJoh. 17, 11 :
„Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir.“
Zum Eins werden gehört nicht zuerst das Abbauen, sondern das Akzeptieren der Unterschiede. In Röm. 17, 7 lesen wir:
„Nehmet einander auf (wir können hier auch“ an“ sagen), und er fügt hinzu: „wie Christus euch aufgenommen (bzw. angenommen hat).“
Für Jesus spielte der Unterschied keine Rolle! Er nahm uns an wie wir sind. Benutzt unsere Fähigkeiten und manchmal auch Unfähigkeiten für etwas Gutes. Verändert unser Denken, Fühlen und Handeln. Schenkt uns neue Ziele, Freuden und sogar auch neue Fähigkeiten, die wir an uns noch gar nicht kannten. IHM ZUR EHRE.
Voraussetzung dafür allerdings ist, dass wir uns ganz in Seine Hände begeben, uns nach Seinem Willen formen und uns durch Seinen Geist der Liebe leiten lassen. Da hat Eigenwilligkeit keinen Raum. Und doch bleibt die Individualität eines Jeden erhalten. Bibel und Zeugnisse – lassen wir sie in jeder Hinsicht für uns gelten?
Doch Jesus war auch kein Phantast. Wenn jemand die Realität kannte, dann Er.
Er kannte die Uneinigkeiten im Himmel und als Folge auch auf unserer Erde.
Er hatte den Streit erlebt. Da ging’s z. B. darum: „Wer ist der Größte?“
Er kannte seine Jünger – selbst seinen Verräter und hat die Wucht der Bosheit am eigenen Leib gespürt.
Er kennt dich und mich. Unsere Ichsucht, unseren Ehrgeiz, unsere Rechthaberei, Eitelkeit und Unversöhnlichkeit. Er weiß um die unterschiedlichen Charaktere, die unterschiedliche Herkunft, Bildung und Erziehung und auch um unsere Ängste.
Er weiß um die Spannungen zwischen den Altersgruppen, den Geschlechtern, den Rassen, Hautfarben und Völkern.
Er weiß auch um unseren Glaubens- und Erkenntnisstand und wie durch sie die Einheit gestört werden kann.
Er weiß besser als wir, dass auch die Gemeinde durch die Sünde entstellt ist.
Wie in unserem Immunsystem die Abwehrkräfte ständig auf der Lauer sind, fremde und schädigende Eindringlinge zu eliminieren, so ist die Gemeinde beauftragt, gegen die Eindringlinge „Sünde“ und „Verführung“ vorzugehen. Wenn das Immunsystem gesund und leistungsstark ist, d. h. mit der Quelle aller Kraft verbunden ist, wird es diese schwierige Aufgabe meistern.
Doch wie sieht es aus, wenn dieses Immunsystem geschwächt ist? Wenn ein falscher Lebensstil oder nachlässige Gewohnheiten oder Ungehorsam uns die Kraft geraubt haben? Wenn sich unser eigenes Immunsystem gegen uns stellt und der Freund zum Feind wird, den man bekämpfen muss? Man nennt diese Art der Krankheiten auch Autoimmunkrankheiten.
Nicht die Eindringlinge von außen werden bekämpft, sondern die eigene Armee der Abwehrkräfte kämpft gegen sich selbst – sozusagen das eigene Volk. Die Folgen sind vielschichtig. Es gibt heute viele lästige und schmerzhafte Krankheiten, die schwer zu bekämpfen sind. Da muss dann der Lebensstil wieder verändert und der Körper in mühsamer Kleinarbeit gereinigt werden. Jahre hat es gedauert, bis sich diese Krankheiten entwickelt haben und Jahre dauert es oft – wenn überhaupt – sie wieder zu kurieren.
Können wir hier geistige Parallelen ziehen? Kann so etwas nicht sogar im geistlichen Körper – der Gemeinde – passieren?
Mir fiel spontan die Botschaft an die Gemeinde Ephesus, ein:
„Ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. „
Und Jesus selbst sagt in der Endzeitpredigt in Matthäus 24, 12 :
„Und weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe der meisten erkalten.“
Hier ist nicht von einigen wenigen die Rede, nein! Der meisten! Wir alle müssen unser Verhalten überprüfen!
Ein Zeichen dafür, dass wir die erste Liebe verlassen haben ist Kritiksucht. Ich fange an, die Fehler anderer zu sehen und zu thematisieren ohne ihnen wirklich zu helfen. Wir können auch sagen: Das Immunsystem richtet sich gegen sich selbst, gegen den eigenen Körper – die Gemeinde – und macht sie schwach für den Kampf gegen die Eindringlinge von außen.
E. G. White unterstützt diesen Gedanken. In Ausgewählte Botschaften Band I, S. 124 heißt es:
„Wir haben weit mehr von innen als von außen zu befürchten. Kraft und Erfolg werden viel stärker von der Gemeinde selbst gehemmt als von der Welt.“
In einem anderen Zeugnis von E.G. White lesen wir:
„Wenn die Menschen die erste Liebe (zum Glauben) verlieren, halten sie auch die Gebote nicht mehr richtig und fangen dann an, sich gegenseitig zu kritisieren. Dieser Geist wird sich immer wieder behaupten bis ans Ende der Zeit, denn Satan fördert die Kritik, damit die Brüder sich in ihrem Unverstand gegenseitig herabwürdigen. Der Geist Gottes wird betrübt, weil Gott dadurch negativ dargestellt wird.“ (The General Conference Bulletin, 25. Febr. 1985, p. 8)
Liebe Geschwister, das sind ernste Worte und ich muss mich selbst fragen: Wo kritisiere ich meine Geschwister und offenbare damit diesen lieblosen Geist. Wo habe ich Jesus aus den Augen verloren? Sehe den Splitter bei meinem Nächsten, aber den Balken vor meinen Augen nicht mehr? Lasst ihn uns entfernen und zu der ersten Liebe zurückkehren, damit der Herr folgende Worte aus Jesaja 58, 9-11 auch zu uns sprechen kann:
„Wenn du aus deiner Mitte fortschaffst das Joch, des Fingerausstrecken und böses Reden und wenn du dem Hungrigen dein Brot darreichst und die gebeugte Seele sättigst, dann wird dein Licht aufgehen in der Finsternis, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und beständig wird der HERR dich leiten, und er wird deine Seele sättigen an Orten der Dürre und deine Gebeine stärken. Dann wirst du sein wie ein bewässerter Garten und wie ein Wasserquell, dessen Wasser nicht versiegen.“