Vom Sabbat zum Sonntag
20. Februar 2020„Glauben heute“ (und einst), Adventgemeinde und Reformation – Teil 2
20. Februar 2020Nach unserer Erkenntnis stimmen die dort gemachten Angaben in wesentlichen Punkten nicht mit den geschichtlichen Fakten überein, noch sind sie im Einklang mit dem biblischen Zeugnis und dem des Geistes der Weissagung. In unseren Ausführungen wollen wir diesen Angaben, die Beschlüsse, Veröffentlichungen und Aussagen aus jener Zeit gegenüberstellen, und sie im Lichte des Wortes Gottes und dem Zeugnis des Geistes der Weissagung beleuchten.
Wegweisung für die Zukunft
Unter dieser Überschrift schreibt „GLAUBEN HEUTE“:
„Das Verhalten der Kirche (gemeint ist die Freikirche der STA. Anm. von uns) im amerikanischen Bürgerkrieg war wegweisend für die künftige Haltung zum Militärdienst. Es ergab sich, dass Adventisten keine Pazifisten sind, sondern Nichtkämpfer. Das bedeutet:
- Adventisten melden sich nicht freiwillig zum Militär.
- Werden sie dennoch einberufen, sind sie zu waffenlosen Diensten beim Militär bereit (z.B. waffenloser Sanitätsdienst).
- Wird solch ein Nichtkämpferdienst verweigert, muss jeder selbst vor seinem Gewissen und damit vor Gott entscheiden, ob er eine Waffe in die Hand nimmt und sie ggf. auch benutzt.
Es wurde damals zwar niemand aus der Kirche ausgeschlossen, der im Bürgerkrieg mitkämpfte, weil man ihm den Status eines Nichtkämpfers verweigerte. Doch nahm damit die Freikirche dem einzelnen Gemeindeglied die Verantwortung nicht ab. Jeder Adventist musste selbst entscheiden, ob er bestimmte Dienste beim Militär mit seinem Gewissen verantworten konnte oder nicht.“
Im nächsten Absatz fährt der Schreiber dann fort:
„Für diese Gewissensentscheidung trat auch Ellen G. White 1886 in einem Brief ein:
‚Ich halte es für außerordentlich wichtig, dass jedem Gemeindeglied das Recht einer eigenen Gewissensentscheidung zugestanden wird. Dieser Gedanke beschäftigt mich schon seit geraumer Zeit. Wer gibt uns beispielsweise das Recht, jemandem Verleugnung des Glaubens oder mangelndes Gottvertrauen vorzuwerfen, wenn er sich gewissensmäßig entschieden hat, der Einberufung zum Militär Folge zu leisten?…Es ist meine Überzeugung, dass wir nach Gottes Willen alles vermeiden müssen, wodurch Gemeindeglieder sich in Bezug auf ihre persönliche Entscheidungen irgendwelchem äußeren Druck ausgesetzt fühlen könnten.“ (Brief 55, 1886, Für die Gemeinde geschrieben, Bd. 2, 1992, S. 343).
Glauben heute, Ausg. 2008, S. 11. 12
In Schw. Whites ursprünglichem Brief liest sich das Zitat wie folgt:
‚Du fragst nach der Richtung, die eingeschlagen werden sollte damit unserem Volk die Rechte gesichert werden, um dem Befehl ihres eigenen Gewissens entsprechend Gott zu verehren. Dies war für einige Zeit eine Last auf meiner Seele, denn es ist entweder eine Verleugnung unseres Glaubens, oder ein Beweis dafür, dass unser Vertrauen nicht völlig in Gott ist. Doch ich rufe mir die vielen Dinge ins Gedächtnis, die Gott mir in der Vergangenheit geoffenbart hat über Dinge von ähnlichem Charakter wie die Einberufung und andere Dinge. Ich spreche in der Furcht Gottes, es ist richtig, wir sollten jede Kraft in Anspruch nehmen, die uns erreichbar ist, um den Druck abzuwenden, der über unser Volk gebracht wird.“ Sel. Mess. Bd. II, S. 334.335.
Von einer Gewissensfreiheit um Militärdienst zu leisten, findet sich also hier keine Spur. Schon vor Jahren haben wir beim Advent-Verlag angefragt, wie es zu dem Unterschied zwischen Schw. Whites Brief und der deutschen Übersetzung kommt. Weil wir darauf nie eine Antwort bekamen, können wir es uns nur so erklären, dass irgend ein moderner Theologe von Bultmanns Einfluss beflügelt, den Brief seinen Vorstellungen angepasst hat.
Aber ist da nicht auch noch der sog. Basler Brief, in dem von einer Begegnung Schw. Whites mit pflichttreuen ordensgeschmückten eidgenössischen adventistischen Soldaten berichtet wird. (so im Englischen). Man habe sich über ihre Orden gefreut und sie ermutigt, sich als treue Soldaten des Kreuzes Christi zu erweisen. Was ist an diesem Schreiben echt? Er nennt weder Adressat, noch Absender, die Voraussetzungen, um überhaupt von einem Brief sprechen zu können. Außerdem enthält es noch andere eigenartige Mitteilungen, die nicht zum Leben Schw. Whites passen. Im Englischen wird er daher vorsichtig „Uncopied Letter“ genannt, was immerhin den apokryphen Ursprung andeutet. (Sel. Mess. II, S. 335) Die Vermutung liegt daher nahe, dass auch hier jemand auf der Suche nach Argumenten, auf dieses Schriftstück gestoßen ist, und um ihm Autorität zu gegen, es als Brief von E.G.White betitelte. Eine solche Art Berichterstattung kannte nach den Aposteln 2. Thess. 2,2 auch Schw. White selbst, deshalb warnt sie:
„… Allen, die einen Wunsch nach Wahrheit haben, möchte ich raten: Glaubt nicht jedem unzuverlässigen Bericht, was Schw. White getan, gesagt oder geschrieben habe. Wenn ihr wissen wollt, was der Herr durch sie offenbart hat, dann lest ihre veröffentlichten Werke. Wenn es irgendeinen Gegenstand von Interesse gibt, über den sie nichts geschrieben hat, dann seid nicht eifrig bemüht, Gerüchte aufzufangen und weiterzugeben betreffs dessen, was sie gesagt haben soll.“ Zeugnisse für die Gemeinde Bd. ,S. 727 (engl. S. 696).
In dieser wichtigen Frage jedoch, der Kriegsfrage, wo es schon hier um Leben und Tod geht, hat der Herr durch seine Botin ganz klare und unmissverständliche Weisung gegeben. Damit niemand in Zweifel kommt, wiederholen wir das Zeugnis:
„Es wurde mir gezeigt, dass das Volk Gottes, welches sein besonderer Schatz ist, nicht in diesen verwickelten Krieg eintreten kann, denn dies widerspricht jedem Grundsatz ihres Glaubens. In der Armee können sie nicht der Wahrheit und gleichzeitig den Befehlen ihrer Offiziere gehorchen. Es würde dies eine fortgesetzte Verletzung ihres Gewissens sein. Weltlich gesinnte Menschen werden von weltlichen Prinzipien geleitet. Sie können keine anderen würdigen. Weltliche Politik und öffentliche Meinung bilden die Grundsätze ihres Handelns, die sie beherrschen und leiten, das Rechte zu tun. Aber Gottes Volk kann nicht von diesen Motiven beherrscht werden.. Die Zehn Gebote Gottes sind der Grundstein aller gerechten und guten Gesetze. Diejenigen, welche Gottes Gebote lieben, werden sich jedem Gesetz des Landes unterwerfen. Doch, wenn die Befehle so sind, dass sie einen Gegensatz zu Gottes Geboten bilden, ist die einzige Frage, welche erledigt werden muss: ‚Sollen wir Gott oder Menschen gehorchen.“ Zeugnisse für die Gemeinde, Bd. 5, S. 384; (engl. S. 361).
Das ist es, was der Herr seinem Volk beim amerikanischen Bürgerkrieg mitteilen ließ, und das sollte die Richtlinie für sie bleiben. Nach diesem Zeugnis gibt es keinen Spielraum für irgend eine Art Wehrdienst, denn man kann in der Armee nicht gleichzeitig Gottes Geboten und den Befehlen der Vorgesetzten gehorchen. So haben es die Adventisten damals auch verstanden, als sie im Review and Herald, am 23. Mai 1865 schrieben:
„Wir sehen uns gezwungen, jegliche Teilnahme an kriegerischen Handlungen und Blutvergießen abzulehnen“.
Wie kann man diese klaren, vom Geist Gottes vorgegebenen Aussagen umdeuten, und dann noch behaupten, dass man die ursprüngliche Richtung beibehalten habe?
Wie kam es zur Trennung der Reformer von der STA-Gemeinde?
Der Schreiber besagter Artikel titelt:
„Im Ersten Weltkrieg spalteten sich von den damals rund 15.000 deutschen Siebenten-Tags-Adventisten einige hundert Gemeindeglieder ab…“ Gh., 2007, S. 57.
Haben sie sich tatsächlich abgespalten, oder sind sie im Gegensatz zu den gemachten Angaben doch ausgeschlossen worden?
In dem bekannten Schreiben der STA-Leitung vom 6. August 1914 an das Kriegsministerium, wurde die Bereitschaft, zum Kriegsdienst mit der Waffe und dem Waffendienst auch am Sabbat erklärt. Das wurde als Verpflichtung vor Gott dargestellt. Diese direkte Aufforderung zur Übertretung der Gebote Gottes, die auch in anderen Veröffentlichungen den Gläubigen unterbreitet wurde, hat einen wahren Sturm in vielen Gemeinden ausgelöst. Im Gegensatz zu der Behauptung des Schreibers in „GLAUBEN HEUTE“, dass niemand wegen seiner Überzeugung in der Kriegsfrage ausgeschlossen worden sei, gab die Gemeinschaft der Öffentlichkeit damals folgenden Bericht:
„Adventistenprediger und Vaterland. Zu der amtlichen Mitteilung über „Vaterlandsfeindliche Umtriebe adventistischer Wanderprediger“ wird uns von adventistischer Seite geschrieben: „Am Anfang des Krieges spaltete sich unsere Gemeinde in zwei Parteien. Während 98 Prozent unrer Glieder auf Grund biblischer Forschung den Standpunkt vertraten, dass es Gewissenspflicht sei, das Vaterland mit der Waffe zu verteidigen, und zwar auch am Sabbat… fügten sich 2 Prozent dem Gesamtbeschluss nicht und mussten schließlich auf Grund ihres unchristlichen Verhaltens ausgeschlossen werden. Diese unnüchternen Elemente machten sich selbst zu Predigern und versuchten mit geringem Erfolg, Propaganda für ihre törichten Ideen zu machen. Sie nennen sich fälschungsweise Prediger und Adventisten. Sie sind es nicht, sie sind Betrüger. Wenn solche Elemente ihr verdientes Schicksal finden, so tut man uns in der Tat einen Gefallen. Unsere Leitung hat bis heute die überschüssigen Gelder der Gemeinschaft in Kriegsanleihe angelegt in der festen Zuversicht, dass Deutschland durch Gottes Hilfe als Sieger aus dem schweren Kampfe hervorgehen werde…“ Dresdener Neueste Nachrichten vom 12. April 1918
Außerdem liegen Berichte vor, dass drei Gemeindeleiter damals sogar notariell ausgeschlossen wurden, weil sie mit der neuen Richtung der Gemeindeleitung nicht einverstanden waren.
Hätte die Gemeinschaft damals die heute so oft betonte Gewissensfreiheit und Toleranz denen gegenüber an den Tag gelegt, die am alten Glauben festhielten, hätte es die Spaltung wahrscheinlich nicht gegeben. Der aufmerksame Leser wird aber schnell erkennen, dass sich nicht die Standhaften abgespaltet haben, sondern sie wurden – im Gegensatz zu der Behauptung des Apologeten – ausgeschlossen. Oder ist doch ein Quentchen Wahrheit in seiner Behauptung? Ja, man hat auch damals schon die bekannte Taktik angewandt; um sich unliebsamer Kritiker zu entledigen und das ganze Umfeld zu säubern, wird eine ganze Gemeinde aufgelöst, um sie dann mit den Gefolgsleuten neu zu organisieren.
Das offizielle Schrifttum der STA und vor allem die Aussagen von E.G.White enthalten bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein klares „Nein“ zu allen Formen des Kriegsdienstes. Damit standen sie auf der Linie bibeltreuer Gläubiger vom Urchristentum an, die nach dem Zeugnis der Kirchengeschichte ebenfalls jede Form von Kriegs- und Waffendienst ablehnten. (Siehe: „Militia Christi“ von Prof. Adolf Harnack; „Du sollst nicht töten“, von Prof. Johannes Ude, „Kirche, Krieg und Kriegsdienst“, von der „Theolog. Forschung“, Dr. Werner Bartsch u. Walter Dignath-Düren, u.a.). Wenn nun adventistische Theologen die Teilnahme am Krieg und Kriegsdienst mit Bibel und Zeugnissen zu rechtfertigen versuchen, tun sie diesen Gewalt an, ignorieren ihre eigene Geschichte sowie die Geschichte der Gemeinde Jesu Christi.
Warum kam es nach dem Ersten Weltkrieg zu keiner Annäherung beider Gruppen?
„GLAUBEN HEUTE“ schreibt:
„Aus der Trennung wurde eine Machtfrage…es ging nicht nur um die Streitfrage, ob ein Adventist Soldat sein darf oder nicht, es ging um viel mehr.“ (G.H., 2007, S. 57)
Anscheinend fühlt sich der Schreiber von G. h. doch unwohl bei der Betrachtung der Vorgänge, die damals zur Spaltung führten. Wenn die Fakten so stehen bleiben, wie sie waren, könnte heute in ruhigem Fahrwasser noch mancher nachdenkliche Bibelgläubige erkennen, dass die standhaften Verweigerer des mörderischen Krieghandwerks doch in Übereinstimmung mit dem Friedefürsten Jesus Christus handelten. Also muss ihnen mindestens noch ein anderes Motiv untergeschoben werden. „Machthunger“. Man stelle sich jedoch die Situation vor, in der sich jene Gläubigen befanden: Krieg, Einberufung, bei Verweigerung Gefängnis oder Tod, von der Leitung ihrer Gemeinde im Stich gelassen und ausgeschlossen; da sollen bei fast ausschließlich Laiengliedern Machtinteressen im Spiel gewesen sein?
Doch seien Machtansprüche im Spiel gewesen, denn die Reformer hätten anderen Abfall vorgeworfen und behauptet, sie seien jetzt die einzig wahre Gemeinde. Leider hat es immer Leute gegeben, die so von sich und ihrer Sache überzeugt sind, dass sie nichts anderes gelten lassen. Wir behaupten auch jetzt nicht, dass die Engherzigen bei uns ausgestorben sind. Wir meinen aber, dass es unfair ist, die Gemeinschaft an Aussagen einiger solcher Leute zu messen, sondern an dem was offiziell beschlossen und verkündigt wird. Weil aber vorstehende Frage, wer denn Gottes Volk sei, öfter gestellt wird, gibt es dazu einen GK-Beschluss aus dem Jahr 1989:
„Wir sind der Überzeugung, dass alle, die die dreifache Engelsbotschaft Offb. 14,6-12 angenommen haben und treu die Gebote Gottes halten Offb. 12,14 Gottes Volk sind“. Protokoll, S. 64
Wurden die Fehler in Sachen Krieg,erkannt, bekannt und bereut?
Weiter wird behauptet, dass die begangenen Fehler eingesehen, bereut und um Verzeihung gebeten worden sei. Ja bei den Gesprächen mit dem Generalkonferenz-Präsidenten, Arthur Daniells in Friedensau 1920 wurde zugegeben, dass während des Krieges Fehler begangen worden seien. Die Verhandlungen aber bringt A. Daniells mit der Feststellung zum Abschluss:
„Wir können nun nicht die Meinung mit euch teilen, dass unsere Gemeinschaft auf dem Abwege sei… Wir glauben, dass ihr in den Ansichten, die ihr vertretet, völlig im Irrtum seid.“ (Protokoll, S. 50. 59)
Ob das nach Einsicht und Reue nach solch katastophalen Ereignissen aussieht?
Als die Vertreter der Reformationsbewegung fragten, ob das die letzte Antwort sei, oder ob sie sich noch an eine höhere Instanz wenden könnten, wurden sie auf die GK-Vollversammlung verwiesen. Die fand 1922 in San Franzisko USA statt. Weil der Wille zur Aufarbeitung der Vergangenheit bei den Reformern sehr stark war, nahmen sie diese Gelegenheit wahr. Nach langem Warten gab ihnen dort Br. Daniells persönlich die Antwort:
„Wir können eure Fragen nicht vor die gesamten Delegierten kommen lassen.“
Damit war der Draht zu einer ehrlichen Aufarbeitung auf der Grundlage des Wortes Gottes, gekappt.
Hat die Adventgemeinde aus den Fehlern des Ersten Weltkrieges gelernt?
„GLAUBEN HEUTE“, 2008, S. 26:
„Manchmal wird die Behauptung aufgestellt, die Freikirche in Deutschland habe in Sachen Kriegsdienst aus dem Verhalten im Ersten Weltkrieg nichts gelernt, sondern während der NS-Zeit die gleichen Fehler wieder gemacht. Unsere Stellungnahme zu Staat und der allgemeinen Wehrpflicht zeigt jedoch, dass diese Behauptung unzutreffend ist. Während im Ersten Weltkrieg der Waffendienst als gerechtfertigt angesehen wurde, wird nun der Sanitätsdienst hervorgehoben. Vorher galt das Töten im Krieg nicht als Übertretung des 6. Gebots, jetzt wird das Halten der Zehn Gebote betont. Im Ersten Weltkrieg hieß es, dass Kämpfen am Sabbat nicht das 4. Gebot berühre, jetzt wird der Sabbat besonders hervorgehoben“.
In wie weit entspricht diese Darstellung den Tatsachen? Schon 1933 schrieb der „Christliche Hausfreund“:
„Gott sah die Bedrückung des deutschen Volkes. Er hörte unser Seufzen, und erwählte sich ein Werkzeug, für unsere Befreiung, ‚Adolf Hitler’..“
Im Adventbote vom 1. Oktober 1939 war zu lesen:
„Eine große Zeit muss große Menschen finden. Es ist noch gar nicht abwägbar, wohin die gegenwärtigen Entwicklungen führen, wenn wir uns auch auf Grund der Schrift über das Endziel klar sind. Haarspaltereien und kleinliche Erkenntnisfragen sind in solcher Zeit überflüssig… Wir dürfen nicht erwarten, dass in den Weltreichen die Grundsätze des Reiches Gottes verwirklicht werden könnten. Sie haben ihre eigene, auch gottgewollte Gesetzlichkeit. Sonst könnte die Schrift vom Staat nicht als von einer Gottesordnung sprechen. Und darum fügen wir uns hier nicht nur willig, sondern auch gern ein, in jeden geforderten Dienst. Wer dabei sein Leben verliert, dem darf wohl das Wort nachgerufen werden:
„Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Joh. 15,13.
Lasst uns unserer kämpfenden Männer und besonders unserer Brüder gedenken, die für die Heimat und die Daheimgebliebenen ihr Leben einsetzen! Wir wollen auch für den Führer und seine Mitarbeiter beten.“
Die Berichte und Zahlen der Militärdienst leistenden Adventisten und Prediger, und die verschiedenen Dienste, die sie ausführten, (siehe GiD, 1. Februar 1943) lässt uns schwerlich erkennen, dass die Leitung der STA aus dem Versagen aus dem Ersten Weltkrieg wirksame Schlüsse gezogen hat, es sei denn, dass man die in manchen Aussagen geschicktere aber umso verführerische Formulierung als Fortschritt betrachtet, die letztendlich nur zu noch größerem Abfall führten. Was anders ist es, wenn wir erfahren, dass mancherorts der Sabbatgottesdienst gar auf den Sonntag verlegt wurde.
Albert Sachsenmeyer begründet das so:
Hier lehrt Gott, dass in Kriegszeiten unter Umständen Einsatzwilligkeit und Einsatzbereitschaft an jedem Tag der Woche, also auch am Ruhetag geboten sein kann, und dass sein Segen von des Volkes verständnisvoller Einfügung, d.i. Einsatzbereitschaft infolge der Kriegsnot und seiner Gesetze, abhängig ist. Der befohlene und getätigte Einsatz auch am Ruhetag ist nicht zurückzuführen auf Glaubensmangel, denn durch den Glauben besonderer Art fielen die Mauern der Stadt (Jericho). (Unser Weg im Sturme der Zeit, 1943).
Wenn führende Adventisten angesichts dieser Tatsachen behaupten, sie hätten aus den Fehler des Ersten Weltkrieges gelernt und sie während der NS-Zeit nicht wiederholt, muss man zu dem Schluss kommen, dass sie Augensalbe dringend benötigen, um solche Verblendung zu erkennen. Sie müssen sich daher sogar von Kirchenchristen sagen lassen:
„Ihr Adventisten kämpft mit ebrochenen Waffen!“. (Der spätere Landesbischof Gottfried Noth, gegenüber einem adventistischen Buchevangelisten.)
Reformadventisten und Kriegsdienst
GLAUBEN HEUTE“ 2009 berichtet auf S. 62:
„Es gab Reformadventisten, die als Soldaten Orden bekamen, ohne dass daran nach dem Krieg Anstoß genommen wurde. Manche Reformadventisten mussten noch ins letzte Aufgebot, dem „Volkssturm“, einrücken und taten das auch. Auch Kinder von Reformadventisten leisteten Kriegsdienst und fielen als Soldaten…
Auch Prediger der Reformationsbewegung leisteten Kriegsdienst und konnten nach dem Zeiten Weltkrieg als Prediger weiterarbeiten. Reformadventisten, die Soldaten waren, konnten nach dem Krieg Prediger in der Reformationsbewegung werden…
Stattdessen erweckte die Leitung bis heute den Eindruck, dass alle Reformadventisten während der NSZeit als Nichtkämpfer treu geblieben seien. Doch das ist lediglich ein frommer Wunsch, der nicht den Tatsachen entspricht.“
Es ist wahr, dass auch Reformadventisten Soldat wurden. Auch sie sind Menschen aus Fleisch und Blut, die in Stunden der Gefahr wie Petrus, ängstlich werden und umfallen. Das war so in der ganzen Geschichte des Volkes Gottes und wird so bleiben bis Gottes Volk vollendet ist. Zwei Voraussetzungen aber gibt es, um dieses Ziel die Vollendung zu erreichen:
• Kinder Gottes müssen Gottes Willen kennen, das ist der Auftrag an die Gemeinde.
• Sie müssen bereit sein Jesus zu folgen – notfalls getreu bis in den Tod!
Wie der Leiter der Reformgemeinde seinen Auftrag zur Belehrung junger Ratsuchender wahrgenommen habe, schildert „GLAUBEN HEUTE“ so:
„Am 16. März 1935 wurde durch Gesetz die allgemeine Wehrpflicht im Deutschen Reich wieder eingeführt: Davon waren auch Reformadventisten betroffen. Sie suchten ihre Generalkonferenz in der Nähe von Hannover persönlich auf und baten, ihnen bei der Flucht aus Deutschland zu helfen. Da jedoch damals schon ein Verbot der Reformationsbewegung drohte, gab Willi Maas (damals Generalkonferenzpräsident) den Rat: „Macht uns keine Ungelegenheiten, sondern geht zum Militär und meldet euch.“ Das taten die damals wehrpflichtigen Reformadventisten auch und leisteten Militärdienst.“ (G.h. 2009, S. 61)
Diese Geschichte war zwar bisher nicht bekannt, und die Frager sind ungenannt, somit kann ihr Wahrheitsgehalt nicht überprüft werden. Dennoch zeigt sie die fatalen Folgen auf, die ein falscher Rat bewirkt, vor allem wenn er von jemand erteilt wird, der Autorität hat. Aber war nicht das genau der Rat, den die Leiter der Adventgemeinde im Ersten und Zweiten Weltkrieg, in Wort und Schrift gaben? Wir sind daher dankbar zu wissen, dass das nicht der offizielle Rat der Reformgemeinde war. Das hat uns ja die NS-Regierung in ihrer Verbotsurkunde vom 29. April 1936 selbst bestätigt:
Auf Grund des § 1 der VO des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. 2. 1933 (Reichsgesetzblatt 1 S. 83), wird die Sekte ‚Siebenten-Tags-Adventisten (Reformbewegung)’ für das gesamte Reichsgebiet aufgelöst und verboten. Das Vermögen wird beschlagnahmt.
Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden auf Grund des § 4 der VO vom 28. 2. 1933 bestraft.Gründe: Die ‚Siebenten-Tags-Adventisten (Reformbewegung)’ verfolgt unter dem Deckmantel der religiösen Betätigung Ziele, die der Weltanschauung des Nationalsozialismus zuwiderlaufen. Die Anhänger dieser Sekte verweigern den Wehrdienst und lehnen es ab, den Deutschen Gruß anzuwenden. Sie erklären offen, dass sie kein Vaterland kennen, sondern international eingestellt seien und alle Menschen als Brüder betrachten. Da das Verhalten dieser Sekte geeignet ist, Verwirrung unter der Bevölkerung zu erregen, war ihre Auflösung zum Schutze von Volk und Staat erforderlich.
Dieses Verbot war nicht nur eine papierene Urkunde, sondern die Gestapo hat mit Argusaugen darüber gewacht, dass es auch eingehalten wurde. Ganze Gemeinden wurden inhaftiert, wenn sie sich versammelt haben. Besonders hart hat es die Prediger und Leiter getroffen. Es gab so gut wie keinen, der aus diesem Grund nicht eingesperrt wurde. Selbst eine Beerdigung zu halten war ihnen verboten und dennoch taten sie es, besuchten die Glieder und versammelten sich selbst in Wäldern. Dabei haben die Geschwister und Prediger manchmal wunderbare Erfahrungen göttlichen Beistands gemacht. Einigen ist nach einer solchen Erfahrung, dem Rat des Herrn entsprechend Matth. 10,23 die Flucht ins Ausland gelungen. Ein junger Bruder, der eben zum Glauben gekommen war, war den ganzen Krieg über an verschiedenen Orten, von Geschwistern versteckt worden. Andere, Leiter, Prediger und Gemeindeglieder hat das harte Los jahrelangen Gefängnis- oder KZ-Aufenthalt getroffen, wo mehrere ihr irdisches Leben für das ewige hingaben.
Gewiss sind andere nach den aufreibenden Verfolgungen auch schwach geworden und haben Militärdienst geleistet. Dass aber Prediger Soldaten wurden und danach weiter als Prediger wirkten ist nicht bekannt. Wir haben beim Schreiber obiger Behauptung nachgefragt, aber keine diesbezügliche Antwort erhalten. Zwar nennt er in „GLAUBEN HEUTE“ 2009, S. 63 den Namen Paul Heink, der selbst beim letzten Aufgebot, dem Volkssturm gewesen sei, damit die Grundsätze der Reformation übertrat, danach sogar über Fehltritte der Adventisten geschrieben habe. Er wird als Beispiel angeführt, dass eigene Fehltritte ignoriert worden seien.
Dazu ist folgendes zu bemerken: Paul Heink war wohl Glied der Reformgemeinde, Prediger aber wurde er erst nach dem Krieg. Als die Gemeinschaft von seiner Einberufung zum Volkssturm erfuhr, wurde er vor dem Ausschuss danach befragt. Dort gab er an, es sei richtig, er sei einberufen worden und auch hingegangen. Die Gruppe sei dann alsbald an einen bestimmten Ort beordert worden. Auf dem Weg dorthin habe er nach einer Möglichkeit Ausschau gehalten, sich abzusetzen. Diese habe er dann wahrgenommen, und sich bis zum Kriegsende versteckt gehalten. Mit dieser Antwort, die belegt war, waren wir zu frieden. Dazu ist noch zu bemerken, dass Br. Paul Heink in der Zeit der Not ein Gelübde machte, wenn der Herr ihn hier durchführe, wolle er für ihn arbeiten. Nach langem Zö- gern, in der damaligen DDR, wo die Reformer wieder unter Druck standen, erinnerte ein anderer Bruder ihn an sein Versprechen, bis er es einlöste.
Ist die Reformationsbewegung in der Auflösung begriffen?
„GLAUBEN HEUTE“ legt diesen Schluss nahe. In verschiedenen Lagern erwartet man diesen Tag.
Die Adventgemeinde hat zu diesem Ereignis auch den Schlüssel in der Hand. Sie kann die Reformgemeinde überflüssig machen, indem sie selbst die nötigen Reformen durchführt, die den alten Glauben wiederherstellen, wie er uns im Wort Gottes vorgegeben ist. Dazu bedarf es allerdings mehr, als eine fragwürdige Dokumentation, die Fakten entstellt, Bibelworte eigenwillig deutet und Zeugnisse missinterpretiert oder gar verändert. Es bedarf auch mehr als einer dialektischen Rhetorik, die in bunten Farben haarscharf an der Wahrheit vorbeiargumentiert. Wahrheitssucher sind doch Menschen, denen es nicht nur um gute Worte, sondern um eine Sache geht, um Gottes Sache. Darunter sind auch heute Brüder, die unter Diktaturen fünf Jahre und mehr im Gefängnis und Arbeitslager um ihres Glaubens willen verbrachten. Sie werden Schein von Sein zu unterscheiden wissen. Mit Worten den Nichtkämpferstandpunkt vertreten und gleichzeitig Militärseelsorger zu unterhalten, die die Soldaten der Gemeinschaft in aller Welt betreuen ist ein Widerspruch in sich.
Bei den Gesprächen damals in Friedensau 1920 sagten die Reformer, dass es ihr Ziel sei, weiterhin „Kämpfer unter dem Kreuz“ heranzubilden. Es werden Leute sein, die verstanden haben, was es meint, wenn Jesus sagt:
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
Es werden treue Verkündiger sein, die dem Auftrag Jesu entsprechen:
„Und lehret sie halten alles was ich euch befohlen habe“
dann gilt ihnen auch seine Verheißung:
„Und siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ Matth. 28, 20.
Leute, die unter dieser Zusage leben, werden sich auch unter das andere Wort beugen können:
„Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben!“ Offb. 2,10.
Wenn die Adventgemeinde diese Aufgabe in vollem Umfang wieder wahr nimmt, wird sich die „Reformation“ erübrigen, denn Reformation wird in den eigenen Reihen durchgeführt. Bis dahin werden Gegner dieser Reformation wohl umsonst auf ihr Ende warten, wie damals Br. Arthur Daniells: Er sagte zum Abschluss der Friedensauer Gespräche:
„…Ich weiß heute morgen ganz genau, was die Folge dieses Weges sein wird, was nach zehn Jahren sein wird, sollte der Herr bis dahin noch nicht gekommen sein… schließlich wird die ganze Sache wie Wasser im Sande verlaufen.“ Protokoll von Friedensau S. 36.
Wäre die Reformationsbewegung auf Sand gebaut, hätte sich seine Voraussage sicher erfüllt. Nun aber wird sie bald 100 Jahre alt sein. Gewiss war ihr Weg oft von Schwächen und Fehlern begleitet, aber weil ihr Glaubensfundament noch auf dem Felsen Jesus Christus und seiner Lehre steht, steht auch sie noch. Allen die darauf stehen gilt die Verheißung:
„die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“ Matth. 16,18.
Deshalb braucht man keine menschlichen Überlebensstrategien entwickeln, die Gottes ewige Wahrheit verraten.
Anderswo werden denen, die sich voll für eine Sache einsetzten, dafür litten, oder gar zu Märtyrern wurden, Denkmäler gesetzt. Wir möchten hiermit wenigstens einen Beitrag leisten, dass sie nicht weiterhin verleumdet werden und ihr Andenken beschmutzt wird.