Loslassen und Festhalten
20. Februar 2020Tabuthema Tod
20. Februar 2020Ich drückte mein Erstaunen aus und dann sagte er: ‚Ach, bis vor zwei Jahren habe ich das Leben eines toten Mannes gelebt. Ich wusste nicht, was es bedeutet zu leben, bis ich das Leben fand, das mit Christus in Gott verborgen ist.‘“1
Für Alt und Jung ist es notwendig, das Wort Gottes nicht nur zu lesen, sondern es unter Gebet mit tiefernstem Interesse zu studieren und nach der Wahrheit zu suchen, wie nach einem verborgenen Schatz. Wer sich so verhält, wird dafür belohnt, denn Christus wird das Verständnis beleben.2
Nicht einer von denen, die da glauben alles zu wissen, ist zu alt oder zu weise, um von dem aller geringsten Boten des lebendigen Gottes zu lernen.3
Christi Diener, die wahrhaftig und getreu sind, mögen von Menschen nicht anerkannt und nicht geehrt sein …, doch der Herr wird sie ehren. Gott wird sie nicht vergessen. Er wird sie durch seine Gegenwart ehren, denn sie sind für wahrhaftig und getreu befunden worden. Diejenigen, die in der Sache des Werkes Gottes alt geworden sind, besitzen eine Erfahrung, die für die Gemeinde von hohem Wert ist. Gott ehrt seine Diener, die in seinem Dienst alt geworden sind. Die herrlichsten Wahrheiten bezüglich der letzten Kapitel dieser Weltgeschichte wurden dem gealterten Jünger gegeben, den Jesus liebte.4
Längst nicht zum „alten Eisen“
Gott wünscht, dass wir nicht ziellos durchs Leben gehen, sondern Gutes tun.5
Nachdem Johannes im Dienst des Herrn alt geworden war, wurde er nach Patmos verbannt. Und auf dieser einsamen Insel empfing er mehr Botschaften vom Himmel, als er in seiner übrigen Lebenszeit empfangen hatte.6
Wie Elisa von seinen Ochsen auf dem Felde weggerufen wurde, um den Mantel zu empfangen, der ihn zum Prophetenamt weihte, so wurde William Miller aufgefordert, seinen Pflug zu verlassen und dem Volk die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verkünden. Mit Zittern begann er seine Aufgabe und führte seine Zuhörer Schritt für Schritt durch die prophetischen Abschnitte hindurch bis in die Zeit der Wiederkunft Christi. Mit jeder Anstrengung gewann er Kraft und Mut, denn er bemerkte das weitverbreitete Aufsehen, das seine Worte hervorriefen.
Nur dadurch, dass seine Glaubensbrüder, in deren Worten er den Ruf Gottes vernahm, ihn dazu aufforderten, ließ sich Miller bewegen, seine Auffassungen öffentlich vorzutragen. Er war nun fünfzig Jahre alt und des öffentlichen Auftretens ungewohnt. Er hatte das Gefühl, der vor ihm liegenden Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Aber von Anfang an wurden seine Bemühungen zur Rettung von Seelen in bemerkenswerter Weise gesegnet. Seinem ersten Vortrag folgte eine religiöse Erweckung, bei der dreizehn Familien mit Ausnahme von zwei Personen bekehrt wurden. Man bat ihn sofort, auch an andern Orten zu sprechen, und fast überall zeigte sich eine Wiederbelebung der Sache Gottes. Sünder wurden bekehrt, Christen zu größerer Hingabe angeregt und Deisten und Ungläubige zur Anerkennung der Bibelwahrheiten und der christlichen Religion gebracht.7
Ihr (Ellen G. White) Leben voller Selbstübergabe, Gehorsam und Gebet um göttliche Hilfe wurde durch die Verleihung der Gabe der Weissagung, einer der herrlichsten Gaben des Geistes, belohnt. …
Kein jemals lebender christlicher Lehrer, kein religiöser Reformator vergangener Zeiten hat die Bibel höher geschätzt. In allen ihren Schriften wird sie als das Buch aller Bücher, der höchste, alleinige Führer für die ganze menschliche Familie hingestellt. …
In dieser Weise diente sie volle siebzig Jahre dem Werk Gottes für die sündige, leidende, kummervolle Menschheit.8
Lebensinventur
Jung und Alt, Gott prüft euch jetzt. Ihr entscheidet heute über euer ewiges Schicksal. Euer Stolz, eure Liebe zu den Moden der Welt, euer eitles und leeres Geschwätz, eure Selbstsucht – alles wird in die Waagschale gelegt, und das Gewicht des Bösen zeugt furchtbar gegen euch. … Der Plan systematischer Wohltätigkeit gefällt Gott.9
Kannst du mit Vergnügen dein Leben oder den Einfluss, den du ausgeübt hast, überblicken? Willst du jetzt auf dein Verhalten achten? Willst du dich jetzt anstrengen, mit Gott ins rechte Verhältnis zu kommen? Ich glaube nicht, dass dein Herz für Eindrücke unempfänglich ist. Ich weiß, dass Gottes liebevolle Freundlichkeit und zärtliche Barmherzigkeit wunderbar sind. Dir steht noch eine kurze Gnadenzeit zur Verfügung. Willst du sie auskaufen, während Jesus noch sein Blut vor dem Vater geltend macht? Er hat in Gnaden dein Leben verschont. Aber es war dem unfruchtbaren Feigenbaum gleich, auf dem Jahr um Jahr keine Frucht erschien, nichts als Blätter. Wie lange noch willst du den Meister enttäuschen? Wirst du ihn zwingen zu sagen: „Nun wachse auf dir nimmermehr eine Frucht“ Matthäus 21,19 oder „Haue ihn ab! Was hindert er das Land?“ Lukas 13,7. Ach, warte nicht, bis der Herr seine Hand wider dich erhebt und dein angehäuftes Vermögen zerstreut. Denke daran, dass dein ganzer Reichtum dir auf dem Sterbebett weder süße Zusicherung noch Frieden vermitteln wird.10
Wo will mich Gott jetzt brauchen?
Zu welchem anderen Zweck leben denn ältere Menschen, als den Jungen und Hilflosen zu helfen und für sie zu sorgen? Gott hat sie uns anvertraut, die wir älter sind und Erfahrung haben. Er wird uns zur Verantwortung ziehen, wenn wir unsere Pflichten diesbezüglich vernachlässigen.11
Diejenigen, die alt und im Werke erfahren sind und in Anspruch genommen haben, was dem Werk Gottes dienlich war, sollten von den jüngeren Männern, die noch wenig Erfahrung in dem Werk haben, als Ratgeber geschätzt werden. Auf diese Weise werden ihre Weisheit und ihr Taktgefühl zunehmen und sie werden sich den Erfolg sichern, von dem ein gutes Werk begleitet sein sollte …12
Der Geist Christi offenbart sich als ein Missionsgeist. Das erneuerte Herz drängt zu allererst dahin, andere Menschen zum Heiland zu bringen. Derart war auch der Geist der Waldenser. … Die Sendboten gingen zu zweien hinaus, wie Jesus einst seine Jünger ausgesandt hatte. Jeden Jüngling begleitete gewöhnlich ein erfahrener Alter, der dem Jüngeren als Führer diente und für dessen Ausbildung er verantwortlich war. Seinen Anweisungen musste jener folgen. Diese Mitarbeiter waren nicht immer beisammen, trafen sich aber oft, um zu beten und zu beraten. Auf diese Weise stärkten sie sich gegenseitig im Glauben.13
Jeder, der von der Kraft der zukünftigen Welt geschmeckt hat – er sei jung oder alt, gelehrt oder ungelehrt -, wird von dem Geist bewegt, der Christus trieb. Die erste Regung des erneuerten Herzens ist, auch andere zum Heiland zu bringen. Wer diesen Wunsch nicht hegt, beweist, dass er seine erste Liebe verloren hat. Er prüfe darum sein Herz im Lichte des Wortes Gottes genau und trachte ernstlich nach einer neuen Taufe durch den Geist Christi. Er sollte um tieferes Verständnis der wunderbaren Liebe bitten, welche Jesus für uns bekundete, als er das Reich der Herrlichkeit verließ und in eine gefallene Welt kam, die Verlorenen zu retten.
Im Weinberg des Herrn gibt es für jeden von uns Arbeit. Wir dürfen aber nicht den Platz suchen, der uns die meiste Freude oder den größten Gewinn verspricht. Wahre Religion ist frei von Selbstsucht. Missionsgeist ist ein Geist persönlicher Opferbereitschaft. Wir sollen immer und überall für das Werk des Meisters bis zum letzten Einsatz arbeiten.14
Sehr häufig ist es der Fall, dass betagte Personen das Nachlassen ihrer Verstandeskräfte weder einsehen noch eingestehen wollen. Sie verkürzen ihre Tage, indem sie Sorgen auf sich nehmen, die eigentlich ihren Kindern zukommen. Satan beeinflusst ihre Einbildungskraft und hält sie in ständiger Angst wegen ihres Geldes, das sie zum Abgott erhoben haben und mit der Sorgfalt eines Geizhalses behüten. Mitunter berauben sie sich selbst vieler Bequemlichkeiten des Lebens, arbeiten über ihre Kräfte, ehe sie die Mittel einsetzen, über die sie verfügen. Auf diese Weise leben sie in ständiger Furcht, in Zukunft vielleicht Not leiden zu müssen. Alle diese Befürchtungen sind das Werk Satans. Er entfesselt innere Kräfte, die zu Misstrauen und sklavischer Furcht führen, die ihrerseits wieder den Adel der Seele verderben und erhebende Gedanken und Gefühle abtöten. Solche Menschen geraten aus dem Gleichgewicht, sobald es sich um Geldangelegenheiten handelt. Verhielten sie sich in der von Gott gewünschten Weise, würden ihre letzten Lebenstage zu ihren besten und glücklichsten zählen. Wer Kinder hat, zu deren ehrlichem und einsichtsvollem Verhalten er begründetes Vertrauen haben darf, hat Grund dazu, sich von ihnen glücklich machen zu lassen. Verfährt er nicht so, wird Satan aus seinen verringerten Verstandeskräften Nutzen ziehen und die Zügel in die Hand nehmen. Sie sollten Sorgen und Bürden beiseite tun und ihre Zeit so glücklich wie möglich zubringen, während sie dem Himmel entgegenreifen.15
Ines Müller
Quellen aus diesem Artikel
1 Ellen G. White, Orientierung für das Leben, IMG, Edelstein-Verlag 2010, S. 225-228 1: Brief 160, 1903. Evangelisation, S. 410 2: Christi Gleichnisse, S. 72 3: TSS 62-66, Ratschläge für das Sabbatschulwerk, S. 27 4: MS 109, 1897., Bibelkommentar, S. 507 5: Zeugnisse Band 3, S. 157 6: RH, 26. Juli 1906), Bibelkommentar S. 507 7: Der große Kampf, S. 334 8: Leben und Wirken, S. 451 9: Zeugnisse Band 1, S. 209-210 10: Zeugnisse Band 5, S. 369 11: Zeugnisse Band 2, S. 327 12: Ratschläge für das Sabbatschulwerk, S. 123 13: Großer Kampf, S. 70 14: Zeugnisse Band 5, S. 406 15: Zeugnisse Band 1, S. 447