Solange die Menschen sterblich sind, versuchen sie, dagegen anzukämpfen. Manch einer hält sich für unsterblich, ein Anderer sucht nach einem verjüngenden Elixier, wieder Andere suchen das Problem wissenschaftlich zu lösen oder meditieren sich in ferne Sphären.
Jugendlichkeit und Gesundheit werden groß geschrieben – beides ist gut und wertvoll. Leider ist es in unserer sündigen Welt so, dass ganz nah am Guten auch stets das Bedenkliche lauert. Wenn die Omi meint, in allem, besonders im Äußeren, mit ihrer Enkelin mithalten zu müssen, wird der Bereich des Grotesken berührt. Wird ein Sechzigjähriger von seinem Chef entlassen, weil er statt diesem einen spritzigen Zwanzigjährigen mit möglichst „zwanzigjähriger Berufserfahrung“ einstellt, dann wird leider die Weisheit und Erfahrung des Alters geringgeschätzt.
Mit der Angst vor Krankheit lassen sich gute Geschäfte machen. Es ist nicht immer leicht herauszufinden, wo mir aufrichtig geholfen werden möchte.
Wenn Jugend und Gesundheit, im oberflächlichen Sinne, das Maß aller Dinge sind, wo bleiben dann all die Älteren, Behinderten oder Kranken? Diese Welt kann den Leidenden keine Zuflucht bieten, doch Jesus kann es und wir als Christen sollten es!
„Hallo! Wie geht es dir?“ – Was antworten wir auf diese Frage, wenn wir gerade ein Problem haben oder krank sind? Werden wir nicht überlegen, wem wir was anvertrauen können und welche Folgen es haben könnte, wenn bekannt wird, dass ich …?
„Gott hat mich so gesegnet!“ jubelt mancher, der uns vermitteln möchte, wie gesund, sorgenlos, reich, beliebt und erfolgreich er ist. Könnte es sein, dass wir verschreckt zusammenzucken, weil gerade ein Problem uns belastet, eine Krankheit eingetreten ist – vielleicht sogar ein chronisches Leiden? Wäre nicht die logische Schlussfolgerung: „Gott kann mich nicht segnen. Gott hat mich verlassen.“?
Unser schwaches menschliches Denken geht leider solche Wege, die nicht nur grausam unserem Nächsten gegenüber, sondern zudem auch völlig falsch sind. Größte Vorsicht ist geboten, wenn einer zu wissen meint, jemand sei erkrankt, weil er dieses oder jenes getan oder nicht getan hat, und das wäre nun die gerechte Strafe Gottes. Die Aussprüche „Gott straft dich!“ oder gar „Du bist von Gott verflucht!“ sollten nicht zu unseren Redewendungen gehören, denn „wen der Herr liebhat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.“ Hebräer 12,6 Vielmehr sollte es uns zu denken geben, wenn stets eitel Sonnenschein herrscht, denn wir wollen den ganzen Zusammenhang lesen: „Es dient zu eurer Erziehung, wenn ihr dulden müsst. Wie mit seinen Kindern geht Gott mit euch um; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Seid ihr aber ohne Züchtigung, die doch alle erfahren haben, so seid ihr Ausgestoßene und nicht Kinder.“ (Verse 7.8.)
Chronisch Kranke dürfen wissen, dass auch unsere Glaubensväter körperliche Leiden kannten.
Paulus hatte eine Augenerkrankung Galater 4, 14.15. und Isaak litt an einer verrenkten Hüfte 1. Mose 32, 26.32. . Beschwerden des Alters werden uns z. B. von Isaak 1. Mose 27,1 und David beschrieben 1. Könige 1,1 .
Wir sprechen so gern von der liebevollen Fürsorge Jesu, die uns umgibt, und werfen einen freudigen Ausblick auf die neue, ewige Erde. Auch die Hoffnung der baldigen Wiederkunft Jesu ist uns gegenwärtig. Und der Tod? Hat der Tod einen Platz im Denken eines Christen? Gehen wir mit diesem Thema anders um als ungläubige Menschen?
„Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Psalm 90,12
Die Bibel spricht ganz nüchtern davon, dass wir mit unserem Tod rechnen müssen und dass uns dieses Wissen etwas lehren sollte.
Wir kennen eine alte, sehr liebe Glaubensschwester, die schon länger erhebliche gesundheitliche Probleme hat und Gott um ihren Tod bittet. Sind wir nicht erschrocken über solche Gedanken? Schließlich ist der Tod unser größter Feind, oder? Nein! Wer glaubt, der vertraut auf den, der den Tod überwunden hat: Jesus Christus. Für Christen ist der Tod nicht das Ende, denn sie wissen sich getragen von der lebendigen Hoffnung auf die Auferstehung, wenn Jesus die Seinen aus den Gräbern ruft.
Dieser feste Glaube lässt uns mit alten, schwerkranken und sterbenden Menschen anders umgehen. Wir wissen, dass der Tod unausweichlich ist, seit die ersten Menschen in Sünde fielen. Es sind nicht nur Adam und Eva, die sterblich waren. Nein, wir, du und ich, sind sterblich! Es ist nicht erforderlich, einem hochbetagten Kranken Vorwürfe zu machen, Versäumnisse in der gesunden Lebensweise zu suchen oder nach eventuellen Sünden in seiner Vergangenheit zu graben, die man glaubt, für seinen baldigen Tod verantwortlich zu machen.
Ein Leben im gläubigen Gehorsam möchte uns in die Ewigkeit führen, aber es kann uns nicht vor dem Tod bewahren. Auch die Beachtung der Gesundheitsgrundsätze ist keine Garantie für das Ausbleiben jeglicher Erkrankungen.
„Es wurde mir gezeigt, dass Gott für sein gesetzestreues Volk eine Ernährungsreform vorsah und dass sich bei Annahme dieser Reform Krankheiten und Leid bedeutend verringern würden.“ (E. G. White, Bewusst essen, S. 249)
Ein völliges Freisein von jeglicher Krankheit ist uns nicht verheißen.
Wir kennen die wunderbare Zusage: „Du kannst nie tiefer fallen, als in Gottes Hand!“ Dieses Wort gibt uns Trost und Kraft, Nöte zu tragen. Gleichzeitig aber ist es eine Anleitung, wie wir mit anderen umgehen sollten, denn tröstende, heilsame Worte mögen über unsere Lippen kommen:
„Gott ist dir auch in der Krankheit nahe! Wenn Gott dich jetzt zur Ruhe legen sollte, geschieht auch das aus Liebe! Wir wollen bei dir sein und dir helfen. Mach dir keine Sorgen!“ Es ist unsere Freude, in Gottes Hand sein zu dürfen und unser Vertrauen, all unsere Geschicke aus Gottes Hand zu empfangen. Darüber hinaus dürfen wir einander die helfende Hand reichen, jemanden an die Hand nehmen, eine zitternde Hand tröstend halten und uns besonders in schwierigen Situationen begleiten – bis ans Sterbebett.Eine Frau, die ihren 47jährigen, krebskranken Mann im Sterben begleitete, schreibt in dem Büchlein „Sterben ist ein Teil des Lebens“ (R. Klingler, Hänssler, S. 61.62.):
„Einen sterbenden Menschen begleiten heißt, …: Schritt zu halten auf dem Weg des Abschieds. Wir brauchen nicht vorauszueilen und ihn schon im Grab sehen, wenn die Therapie in Gang ist und für ihn selbst Anzeichen der Hoffnung auf Stillstand vorhanden sind. Wie viel Freude wurde uns geschenkt über kleine Zeichen der Besserung… Schritt zu halten gilt es dann auch, wenn erkennbar wird, dass die Hoffnung auf ein Heilungswunder der Hoffnung und Ausrichtung auf das ewige Leben weicht. Hier sehe ich auch den Ort meines Loslassens. … Auf der allerletzten Wegstrecke konnte ich nicht mehr innerlich mitgehen, sondern nur still dabeibleiben im Gehenlassen.“
„Lasst uns nicht trauern, wie die, die keine Hoffnung haben.“ 1. Thessalonicher 4,13
Als ein noch junger, sehr lieber Freund von uns starb, wählte seine Familie diesen Bibelvers für die Traueranzeige. Spätestens wenn der Tod kommt, zeigt sich, ob unser Glaube eine Tragkraft über den Tod hinaus besitzt und ob unsere Hoffnung lebendig ist.
Der Bibelvers besagt nicht, dass wir gar nicht trauern sollten. Wer schon auf einer atheistischen Beerdigung war, kennt die furchtbare Hilf- und Hoffnungslosigkeit, das förmliche Schreien nach dem „Warum?“ und das Fehlen jeglichen Trostes für die Angehörigen.
Die Trauer über den Verlust eines lieben Verstorbenen, erst recht, wenn ein junger Mensch starb, empfinden alle Hinterbliebenen. Doch welch einen liebevollen Trost hat uns Gott in der Auferstehungshoffnung geschenkt! Auf einem sehr alten Grabstein las ich: „Lasst mich ruhen. Der Herr wird mich aufwecken!“
Am Ende unserer Straße liegt ein Friedhof. Manch einem gruselt es bei diesem Gedanken. Ich war schon als Kind gern auf Friedhöfen, las besonders gern die alten Grabinschriften aus Zeiten, in denen Wert auf aussagekräftige Grabsteine gelegt wurde, und machte mir so meine Gedanken.
Sich die Zeit zu nehmen, ganz in Ruhe über einen Friedhof zu gehen, kann unser Leben ins rechte Lot bringen. Friedhöfe vermitteln uns viele Botschaften:
Wenn wir sagen, wir glauben an die baldige Wiederkunft Jesu, dann glauben wir auch, dass Jesus seine Kinder aus den Gräbern ruft. Können wir uns die unbeschreibliche Freude vorstellen, die dann auf einem Friedhof herrscht?!
„Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben …“ Offenbarung 14,13
Aus dem Leben von E. G. White erfahren wir:
„Während meiner Krankheit lernte ich eine köstliche Lehre – ich lernte zu vertrauen, wo ich nicht sehen konnte, lernte, während ich unfähig war, irgend etwas zu tun, still und friedlich in den Armen Jesu zu ruhen. …
Ich erwarte jetzt nicht, allen Schwächen und Trübsalen enthoben zu sein und auf der Reise nach dem Himmel einen glatten See zu haben. Ich erwarte Prüfungen, Verluste, Enttäuschungen und Schmerzen; aber der Heiland hat mir seine Verheißung gegeben, daß seine Gnade mir genügen wird. Wir müssen es nicht als etwas Befremdliches ansehen, wenn wir von dem Feind aller Gerechtigkeit angegriffen werden. Christus hat verheißen, uns eine gegenwärtige Hilfe in jeder Not zu sein; aber er hat uns nicht gesagt, dass wir von Prüfungen frei sein werden. Im Gegenteil, er hat uns deutlich gesagt, dass wir Mühsal haben werden. Geprüft und geläutert zu werden ist ein Teil unserer moralischen Erziehung. Hier können wir die wertvollsten Lehren lernen und die köstlichsten Tugenden erlangen, wenn wir uns zu Gott nahen und in seiner Kraft alles ertragen.
Meine Krankheit zeigte mir meine eigene Schwäche, meines Heilandes Geduld und Liebe und seine Macht, zu retten. … Er sieht unsere Schwäche, er weiß, wie sehr wir des Glaubens und des Mutes ermangeln; aber doch verwirft er uns nicht. Er hat Mitleid und zärtliches Mitgefühl mit uns.“ (Leben und Wirken, S. 254.255.)
Unser Umgang mit Krankheiten, Leiden und Tod – eigenen oder bei unserem Nächsten – wird der Welt darstellen, wie glaubwürdig unser Bekenntnis zu Christus ist.