Immer nach Lust und Laune
20. Februar 2020Verwirf mich nicht in meinem Alter
20. Februar 2020Als die Einschulung unseres ältesten Sohnes in greifbare Nähe rückte, gerieten wir förmlich in Panik. Wie sollte das nur werden? Aus eigenem Erleben wussten wir, dass es nicht immer leicht ist, als Christ in eine nicht christliche Schule zu gehen. Wir machten uns ernsthafte Sorgen. Würde die atheistische Beeinflussung unsere bisherigen Erziehungsbemühungen zunichte machen? Was würde unserem Kind alles begegnen, zu dem wir als Christen kein Ja finden können? Würde unser Sohn um seines Glaubens willen verspottet werden?
Gemeinden sollten überdenken, ob es in ihren Möglichkeiten steht, eine Bekenntnisschule zu gründen. Dies sollte das Ziel sein. Dennoch wollen wir als Ermutigung für andere christliche Eltern, die keine Bekenntnisschule in der Nähe haben, unsere Erfahrungen mit staatlichen Schulen zu Papier bringen.
Unsere Kinder sind inzwischen 25, 24 und 21 Jahre alt – also längst der Schulzeit entwachsen. Dennoch denken wir gern an diese Zeit zurück.
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Was ist vor dem Schulanfang wichtig?
Schon lange bevor das Kind die Schule besucht, sollte für die Schule gebetet werden.
Ein Kind aus einem behüteten, christlichen Elternhaus macht mit der Schule vielleicht die erste bewusste Erfahrung, dass nicht alle Menschen Christen sind. Darauf sollte das Kind liebevoll vorbereitet werden. Es ist wichtig, dass wir von gläubig und nicht gläubig keine Parallelen ziehen zu gut und böse. Wir können nicht ungläubige Menschen (Lehrer und Schüler) auf die Stufe von „weniger liebenswürdig“ o. ä. stellen. Unsere christlichen Kinder werden erleben, wie nett und freundlich Menschen sind, die nicht unseren Glauben teilen. Wir vergeben uns nichts, wenn wir mit Hochachtung und Verständnis von ihnen sprechen.
Es ist sinnvoll, schon vor dem ersten Schultag ein vertrauensvolles Gespräch mit der Klassenlehrerin zu führen. Dabei sind nicht so sehr einzelne Glaubenspunkte von Bedeutung, als vielmehr die Tatsache, dass christliche Eltern ein gutes, aktives Verhältnis zur Schule wünschen. Die Schule wird stets mehr an Taten als an Erörterungen interessiert sein.
Unsere Kinder haben ihren Schulanfang im Sabbatgottesdienst erlebt. Die Nichtteilnahme an der Schuleinführung bereitete keine Probleme. Unseren Lehrern war es wichtig zu wissen, dass dieser Tag in besonderer Weise für den Schulanfänger gestaltet wird und es z.B. auch eine Schultüte bekam. Wir wollen behaupten, dass so ein Schulanfang, an dem sich der ganze Gottesdienst dem Erstklässler und dem Thema Schule widmet, durchaus mit dem Programm eine Schulfeier messen kann. Es ist günstig, wenn in diesem Fall am Sonntag (oder schon vorher) der Stundenplan für den ersten Schultag besorgt wird, damit der Unterricht mit allen nötigen Materialien für das Kind beginnt.
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Ist die Schule ein leidiges Übel und nur ein Ort negativer Einflüsse?
Wenn vor dem ersten Schulanfänger fünf Personen zur Familie gehörten, so sind es jetzt sechs. Die Schule ist jetzt unsere Schule; sie ist ein Familienmitglied geworden. Die zuvor fremde Schulatmosphäre samt Lehrern, Schülern und dem Gebäude gehört jetzt zu unserem Leben – in positiver Form. Es ist wichtig, dass wir dieses Zugehörigkeitsgefühl entwickeln. Dies wird sich in all den folgenden Jahren in unserem Denken, Reden und Handeln niederschlagen. Schule ist nicht etwas, das mir jemand anderes überstülpt (und sei es der Staat), sondern ist etwas, das ich ganz praktisch mit gestalten kann. „Ihr seid das Salz der Erde. … Ihr seid das Licht der Welt.“ Matth. 5, 13-14Gerade kleinere Kinder sind stolz auf ihre Schule, weil sie jetzt endlich dazugehören. Sie lieben ihre Lehrerin. Wir begehen einen großen Fehler, wenn wir das abwerten. Es ist unsere Aufgabe, diese positiven Gefühle beim Kind zu erhalten. Ansonsten hätten wir ein Kind, das jeden Tag an einen ungeliebten Ort zu ungeliebten Lehrern geht. Wir können uns ausmalen, dass dies der Entwicklung unserer Kinder nicht gut täte.
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Wird sich mein Kind alles Negative vorbehaltlos aneignen?
Die Schule ist zunächst ein relativ neutrales Gefäß, abgesehen vom Konzept, das den Rahmen vorgibt. Sie wird gefüllt von Lehrern, Kindern und Eltern, die alle mehr oder weniger ihre Persönlichkeit einbringen. Wir können von allen Lehrern, die uns begegneten, sagen, dass sie sich wirklich die größte Mühe geben und vollen Einsatz zeigen, den Schulalltag für jedes Kind zu einem positiven Erlebnis werden zu lassen. Die Ziele der Erziehungsarbeit der Lehrer decken sich in vielen Punkten mit den Vorstellungen und Punkten christlicher Eltern. Die Schwerpunkte der Bibel müssen natürlich Zuhause ergänzt werden. Das Gute im Schulleben sollte als Gottes Wirken kommentiert werden.
„Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“ 2. Tim. 3, 16-17
Eine Schulklasse setzt sich zusammen aus ca. 25 verschiedenen Kindern, aus unterschiedlichen Charakteren, aus anders von Elternhaus und/oder Kindergarten geprägten und erzogenen Kindern, aus 25 verschiedenen Erwartungen und Verhaltensmustern. Diese Kinder prägen in ihrer Gesamtheit die Atmosphäre der Klasse: ruhig oder lebhafter, wißbegierig oder eher unmotiviert, einträchtig oder konfliktbeladen.
Wir haben beobachtet, dass ein Kind schon als gefestigte Persönlichkeit in die erste Klasse kommt. Sein Charakter, sein Verhalten, die Lernbereitschaft, die Wünsche und Hoffnungen sind in den meisten Fällen dieselben, wie in all den folgenden Schuljahren. Das ist ein wichtiger Punkt, wenn wir befürchten, die Schule würde unsere Kinder völlig umformen. Die Kinder sind schon vor der Schule charakterlich fast fertig geformt. Das bedeutet: wir sollten uns der Wichtigkeit der Erziehung in den ersten Lebensjahren bewusst werden und in ihnen in Liebe und Konsequenz ein Fundament legen, damit sie zwischen Gut und Böse unterscheiden können und sich selbst auf die richtige Seite stellen lernen.
„Schon einen Knaben erkennt man an seinem Tun, ob er lauter oder redlich werden will.“ Spr. 20, 10
Je älter ein Kind ist, desto schwieriger gestaltet sich die positive Charakterbildung. Schwierig heißt aber nicht, dass es unmöglich ist. Unter Gebet und ernsthaftem Bemühen können wir auch größere Kinder charakterlich formen. Ältere Kinder können so auch bewusste Erfahrungen mit Sünde und Bekehrung machen, die ihnen im Umgang mit anderen später sehr hilfreich sind. Wer selbst Glaubenskämpfe durchgestanden hat, wird verständnisvoll auf andere eingehen können. Auch Kinder können Kämpfer in ihrem Umfeld sein. Wir sollten sie ermutigen und die neue christliche Erziehungsaufgabe vorwärts blickend anpacken. Gott möchte uns gern dabei helfen und uns vor allem Freude dazu schenken!
Die Mitschüler unserer Kinder haben sich nach einigen Schuljahren äußerlich gewaltig verändert, ihr Wesen ist aber ungefähr so, wie am ersten Schultag. Es ist uns ein Trost, dass wir unsere Kinder schon vor dem Schulstart fest gründen können. Andererseits zeigt es auch unsere große, verantwortungsvolle Aufgabe, die wir mit der Elternschaft übernommen haben.
Das pädagogische Anliegen, auch ungläubiger Lehrer ist es, die guten Anlagen in den Kindern zu stärken und auszubauen und gleichzeitig die Schwächen zu dämpfen.
Gleich welche Schule wir einmal für unser Kind wählen, ob staatliche Schule, Bekenntnisschule oder andere Schulformen, wir sollten den Schulstart gründlich vorbereiten.
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Ist es ratsam, als Christ aktiv in der Schule mitzuarbeiten?
Als Christen haben wir eine gewisse Vorstellung, was wir an Erziehung und Bildung für unsere Kinder wünschen. Vieles von dem ist allgemeingültig, also auch für alle sinnvoll, die nicht Christen sind. Wenn wir diese Gedanken und Ziele in die Schule einbringen können, wird die Schule immer mehr dem entsprechen, was für unsere Kinder wichtig ist.
Die staatliche Schule bietet uns viele Gelegenheiten, uns zu Jesus Christus zu bekennen. Allerdings sollte es schon ein aktives Bekenntnis sein.
„Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unseren Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen.“ 2. Kor. 3, 3
Zunächst ist es wichtig, dass wir alles Nötige tun, um den Unterrichtsablauf zu fördern:
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Förderung einer positiven Einstellung des Kindes zur Schule
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Motivation zum Lernen und vorbildlichen Verhalten
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Bereitstellung aller Materialien, die das Kind benötigt
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pünktliches Erscheinen zum Unterricht
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Kontrolle der Anfertigung aller Hausaufgaben (mündliche und schriftliche)
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Teilnahme an Elternversammlungen
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Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule
Christliche Eltern könnten den Wunsch verspüren, mehr zu tun, als das unbedingt Nötige. Folgendes bietet sich an:
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Mitarbeit im Klassenelternrat: + Aktivitäten der Klasse planen und mit gestalten
+ Probleme besprechen – Lösungen suchen
+ vielseitige Unterstützung der Lehrer
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Mitarbeit im Schulelternrat: + Anliegen der gesamten Schule mit tragen, beraten,
entscheiden (weitere Mitarbeit im Stadt- und Kreis-Elternrat wäre denkbar)
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Mitarbeit in Fachkonferenzen: + Anliegen in speziellen Fächern beraten
Für die genannten Arbeitskreise finden Wahlen statt. Die Absichtserklärung, sich aktiv in das Schulgeschehen einbringen zu wollen, wird meist dankbar angenommen und schlägt sich entsprechend in der Wahl nieder.
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Schulprojekte:
+ Eltern können im Rahmen eines Schulprojekts in der Schule Stunden in der Form einer Arbeitsgemeinschaft durchführen. Wir haben mehrmals solche Projekte (jeweils im 20 Stunden-Umfang)
gestaltet; eine Dichterwerkstatt und verschiedene Umweltkreise.
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Was können wir tun, wenn der Lehrstoff von der Bibel her nicht zu vertreten ist?
Wir sind stets auf großes Verständnis gestoßen. Es ist wichtig, seine eigenen Gedanken, Vorstellungen und Gewissensnöte darzustellen, ohne der Schule oder dem Lehrer Vorwürfe zu machen. Wer ruhig und taktvoll seine biblischen Sichtweisen erklärt, hat das Problem schon halb gelöst. Die andere Hälfte betrifft die Praxis.
„Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein.“ Jak. 1, 22
Wir haben es uns zum Grundsatz gemacht, bei allem, was uns nicht gefällt, etwas anderes, möglichst besseres, als Ersatz anzubieten. Wer für seine Kritik keine Alternative anbieten kann, sollte sich gründlich überlegen, ob die Kritik wirklich anzubringen ist. Alternativen anzubieten, kostet natürlich Zeit, Kraft und Ideen, macht aber auch sehr viel Freude. Folgendes möchte als Beispiel dienen:
ungeeignete Lesetexte – andere Texte mitgeben, am besten selbst etwas Passendes schreiben ungeeignete Gedichte – andere Gedichte suchen oder besser selbst dichten ungeeignete Ausmalbilder – andere Ausmalbilder mitgeben ungeeignete Lieder – andere Lieder lernen
Es ist wichtig, alles mit dem Lehrer abzusprechen. Oft stieß unser Selbstgemachtes auf größeres Interesse, als der vorgeschriebene Lehrstoff.
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Sind außerunterrichtliche Angebote für Christen vertretbar?
Wer im Klassenelternrat aktiv mitarbeitet, kann hier seine Vorstellungen mit einbringen. Natürlich wird nicht immer alles nach unserem Kopf gehen. Aber im Allgemeinen wird es gern angenommen, wenn wir gute Vorschläge machen und sie vor allem gleich selbst umsetzen.
Die Teilnahme an Wandertagen gibt uns die Möglichkeit, die Klasse besser kennenzulernen. Wer dafür Zeit findet, sollte dies nutzen. Spätestens dann werden wir erfahren, dass es eine schwere Aufgabe ist, in unserer turbulenten Zeit Lehrer zu sein.
In der Adventszeit erzählen wir gern die Geschichte der Geburt Jesu in den Klassen (mit großen Flanellbildern). Einmal saß eine Schulklasse in unserem kleinen Wohnzimmer, um das Video über die Geburt Jesu zu sehen. Wir gingen mehrmals mit einem Kulturprogramm ins Altersheim und sammelten in der Stadt für ein Kinderheim in Afrika. Gern sind wir auch ins Kinderkrankenhaus gegangen und verteilten dort Geschenke an die kranken Kinder. Das geplante Theaterstück zur Weihnachtsfeier schrieben wir selbst. So konnten wir ein Thema für 25 Kinder-Rollen maßschneidern und hatten gleichzeitig einen Inhalt, der uns am Herzen lag.
Schulfeste sind oft am Sabbat, aber nicht immer. Wir nutzten die Möglichkeit, als das Schulfest freitags stattfand, und organisierten einen Flohmarkt. Den Erlös spendeten wir für ein Kinderheim in Afrika. Für Schulfeste am Sabbat haben wir dennoch unser Material zur Verfügung gestellt (z.B. Gewürzquiz, Schnupperkarton).
Christliche Anliegen sind oft auch allgemeine pädagogische Anliegen. Wir können immer wieder die Gedanken der Nächstenliebe, der Hilfe für Schwächere und Notleidende, die Gesundheitserziehung und den Schutz der Schöpfung einschließlich der Tierliebe einfließen lassen. So half einmal die ganze Schulklasse unsere mutterlosen Meerschweinchenbabys mit Nuckelfläschchen aufzupäppeln. Vor und nach dem Trinken wurden die Tiere gewogen, so dass wir gleich Sachkunde und Mathematik verbinden konnten.
„Folge nicht dem Bösen nach, sondern dem Guten. Wer Gutes tut, der ist von Gott; wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen.“ 3.Joh. 11
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Wie offen dürfen wir unseren Glauben vor anderen darstellen?
Vielleicht wird mein Kind ausgelacht, wenn andere Kinder erfahren, dass wir gläubig sind? Diese Sorge ist verständlich, aber wir haben nie derartiges in der Schule erlebt. Von Anfang an haben wir uns vor die Schulklassen gestellt und erzählt, wie wir vieles als Christen sehen. Die Kinder lernten es als selbstverständlich kennen. Es ist wichtig, unseren Glauben als eine zutiefst schöne und besonders für Kinder fröhliche Lebensgrundlage vorzuleben. Wir haben keinen verbietenden, einengenden Glauben, sondern einen befreienden, helfenden, hoffnungsvollen Glauben, der uns auch durch Schwierigkeiten trägt und uns Kraft schenkt, anderen Gutes zu tun.
Mit zunehmendem Alter wurden unsere Kinder viel gefragt, was ihren Glauben betraf. Es ist wichtig, dass unsere Kinder nicht nur das Fachwissen haben, sondern auch die rechte Art im Umgang mit Andersdenkenden. Unsere Kinder hatten Schulfreunde, die nicht christlich waren, aber mit denen sie viele schöne Gespräche führten.
Auch im Unterricht wurden unsere Kinder gern gefragt, wie bestimmte Dinge von der Bibel her zu verstehen sind. Wir haben diese Gespräche immer positiv gesehen. Sie trugen dazu bei, dass unsere Kinder lernten, ihren Glauben aktiv nach außen zu vertreten.
„Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.“ Röm. 1, 16
Es mag vorkommen, dass ein Mitschüler lächelnd über den Glauben spricht. Das passiert uns Erwachsenen ja auch. Damit kann man umgehen lernen. Wenn unser Großer sich etwas daneben benahm und sein Freund ihn erinnerte: „Christoph, pass auf! Gott sieht alles!“, ärgerte sich Christoph nicht. „Du hast völlig recht.“ musste er dann zugeben.
Natürlich kam auch mal eine Hänselei vor. Gehänselt werden aber nicht nur Christen. Wir haben nicht erlebt, dass unsere Kinder ihren Glauben verleugnen, um vielleicht besser angesehen zu sein. „Die 6 Stunden in der Schule halte ich schon aus. Dann bin ich doch wieder zu Hause und alles ist in Ordnung.“ war der Kommentar unseres Ältesten. Hier zeigt sich unsere Elternaufgabe ganz deutlich: Wir sollten versuchen, die besten Freunde unserer Kinder zu sein. Es sollte das Schönste für ein Kind sei, nach Hause zu kommen – egal wie alt es ist!
Da wir in nächster Schulnähe wohnen, wurden unsere Kindern gern von ihren Mitschülern abgeholt. Die ersten Male waren wir verunsichert. Sollten wir mit den fremden Kindern gemeinsam beten, so wie wir es immer tun, bevor ein Kind das Haus verlässt? Würden nicht alle lachen? Wir nahmen unseren Mut zusammen, brachten einige erklärende Worte vor und beteten dann. Keiner hat gelacht. Im Gegenteil. Jahrelang gehörte das Gebet für alle Besucher dazu. Wir besprachen die Anliegen des Tages und beteten dann für die ganze Schule, alle Schüler und Lehrer, auch für persönliche Anliegen oder für Kranke, für Klassenarbeiten usw. Wir waren dankbar für diese schönen Augenblicke bevor alle das Haus verließen. „Jeder von uns lebe so, dass er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Erbauung.“ Röm. 15, 2
Das wollten wir versuchen, mit Gottes Hilfe, in der Schule umzusetzen. -
Sind die letzten Schuljahre problematischer?
Allgemein wird angenommen, dass der elterliche Einfluss stetig abnimmt und die Kontakte zum Kind weniger werden. Über eine rebellische Pubertätszeit wird viel geklagt und viele Kinder können es kaum erwarten, endlich das Elternhaus zu verlassen. Das empfinden wir als sehr traurig.
Unsere Erfahrungen sind ganz anderer Natur. Wir haben nach wie vor ein enges Verhältnis zu unseren Kindern. Ja, und bis jetzt blieb die Rebellion der Jugendzeit aus, so dass wir annehmen dürfen, dass sie jetzt auch nicht mehr kommt.
Sicher haben wir in der Sekundarschule und auf dem Gymnasium weniger in der Schule mitgestaltet, als in der Grundschule. Doch wir nutzten jede sich bietende Möglichkeit. Im Schul- und Stadtelternrat waren wir weiterhin aktiv. Es gab auch immer wieder Gelegenheiten, sich in das Unterrichtsgeschehen einzubringen, z.B. ein Anti-Aggressions-Seminar auf dem Gymnasium oder eine Bio-Stunde über Blutegel, die wir natürlich mitbrachten.
Es blieb uns wichtig, die Lehrer zu kennen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und dadurch auch viel über das Verhalten unserer Kinder in der Schule zu erfahren. Ebenso wichtig war es für uns, die Mitschüler zu kennen und mit ihnen zwanglos zu reden. Am Ergehen mancher von ihnen nehmen wir bis heute Anteil.
Auch in den höheren Klassen haben wir uns sehr für die Lerninhalte interessiert und unsere Kinder bei Hausaufgaben, Schulprojekten, Präsentationen usw. unterstützt. Ich erinnere mich an eine besondere Hausarbeit im Religionsunterricht von Marcus über den Propheten Amos, die wir auch gemeinsam als Predigt gestalteten. -
In Schwierigkeiten war Gott besonders nah!
Gab es denn wirklich keine Probleme? mag sich nun mancher Leser fragen. Doch, die gab es natürlich auch. Die beiden schlimmsten Erlebnisse möchte ich deshalb nicht unerwähnt lassen.
In der Sekundarschule vertraute ein Mitschüler unserem Benjamin unter dem Siegel der Verschwiegenheit seinen Plan an: Es ging um einen Amoklauf! Benjamin kam verstört nach Hause und erzählte uns schließlich die Geschichte. Da war guter Rat teuer. Wir riefen den Schulleiter an, den wir sehr gut kannten und dann nahm die Sache ihren Lauf: Polizei, Zeugenaussagen, Kontakt mit dem Täter in spe, um Näheres zu erfahren usw. Dieser stieß inzwischen gegen unseren Sohn eine Morddrohung aus, da er ihn verraten hatte. Es war alles nicht leicht, wir haben viel gebetet. Im Endeffekt konnte die Tat verhindert werden. Jahrelang ging uns dieser Junge aus dem Weg, inzwischen spricht er wieder mit uns. Er hat seinen Fehler eingesehen.
Die zweite Geschichte ist etwas weniger dramatisch, aber wir setzten trotzdem allerlei Hebel in Bewegung. Mit 13 Jahren musste Christoph ein Buch lesen, in dem sehr viel und in derber, schmutzigster Form über Sexualität geschrieben wurde. Wir gingen mit unserem Erstaunen freundlich zur Deutschlehrerin. Die fand es unerhört, warum wir von dem Buch wussten. Nun, Christoph hatte uns die „pikanten“ Passagen vorgelesen. Die Lehrerin fand das Buch toll. „Endlich lesen die Schüler mal freiwillig ein Buch!“ war ihre Meinung. Obwohl der Schulleiter auf unserer Seite war, erreichten wir nicht viel. Wir gestalteten Arbeitsblätter zu dem Buch, die wir der Lehrerin anboten, um mit den Schülern ins Gespräch zu kommen. Sie lehnte ab, denn über Sexualität wolle sie nicht reden. So blieben die Kinder mit diesem Lesestoff allein. Das fanden wir unerhört. Unser Schreiben an das Kultusministerium hatte die Antwort, wir sollten uns nicht so haben. Das Buch sei schließlich ausgezeichnet worden. Wir mussten uns geschlagen geben. Christoph hat das Buch nicht geschadet, denn wir konnten über alles reden – aber die anderen …
Es ist wichtig, alles in Gottes Hand zu legen und auch zu akzeptieren, dass es nicht immer nach unseren Wünschen geht. Wo sich aber Möglichkeiten boten, und das waren sehr viele, haben wir gern und freudig mitgeholfen, mitgestaltet und vielfältig Einfluss genommen.
Auch in den Aus- und Weiterbildungszeiten unserer Kinder und beim Studium gab und gibt es reichlich für uns Eltern zu tun: beten, zuhören, sich interessieren, helfen wo immer möglich, an Veranstaltungen teilnehmen, sich besuchen … Ich habe Eltern sagen hören: „Ihr seid schön blöd!“ Aber wir möchten es mit dem Motto unserer Eltern halten: „Wir freuen uns, dass wir an eurem Leben Anteil haben dürfen!“.
Unser Herr Jesus Christus schenke uns allen Kraft und Freude dafür. Mögen wir alle einmal mit unseren Kindern auf der neuen Erde vereint sein.