Was lerne ich von einer 88jährigen im Pflegebett?
20. Februar 2020Jugend mit Mission
20. Februar 2020Die Waldenser
Petrus Waldes ist im 12. Jahrhundert der erste unter ihnen. Der Kaufmann in Lyon begründete als religiöser Laie und Wanderprediger die Glaubensgemeinschaft der später nach ihm benannten Waldenser. Seine Ziele waren: Bibelübersetzung in die Volkssprache, Evangeliumsverkündigung, Laienpredigtdienst, Bibeltreue kontra Kirchensatzungen und -traditionen (Ablehnung von Fegefeuer, Heiligenverehrung) sowie ein Leben in Einfachheit. Er starb 1218. Eine reine aufrichtige Frömmigkeit zeichnete das Leben der Waldenser aus. Die Wahrheit der Bibel hatte Priorität. Vom Kindesalter an wurde eine biblische Unterweisung erteilt, wobei große Teile der Bibel auswendig gelernt wurden. Das Leben war hart und schon die Kinder lernten, mit Schwierigkeiten zurechtzukommen und Opfer zu bringen. Das Waldenserzeichen trägt die Inschrift: „Das Licht leuchtet in der Finsternis“.
„Die Waldenser gehörten mit zu den ersten Völkern Europas, die in den Besitz einer Übersetzung der Heiligen Schrift gelangten. Jahrhunderte vor der Reformation besaßen sie eine Abschrift der Bibel in ihrer Muttersprache; damit besaßen sie die Wahrheit unverfälscht und zogen sich dadurch in besonderer Weise Hass und Verfolgung zu. Sie erklärten die römische Kirche für das abtrünnige Babylon aus der Offenbarung und erhoben sich unter Gefahr ihres Lebens, um seinen Verführungen zu widerstehen. („Vom Antichrist“; siehe Hahn, „Geschichte der Waldenser“, S. 80 – 88)“ (E.G. White, Der gr. Konflikt, S. 65)
Was können wir von den Waldensern lernen?
– Lies täglich in der Bibel! Lerne wichtige Verse auswendig!
– Du bist ein Prediger – mit Worten und Taten!
– Erkenne den Wert des einfachen Lebens!
– Lass Dir nichts wichtiger sein als Gott!
Der Morgenstern der Reformation
John Wiklif (ca. 1330-1384) war ein englischer Theologe und Reformator. Er genoss eine gute Erziehung und hohe Ausbildung, wobei er eifrig die Bibel studierte. „Wiklifs Charakter ist ein Zeugnis für die bildende, umgestaltende Macht der Heiligen Schrift. Die Bibel machte ihn zu dem, was er war.“ (E.G. White, Der gr. Konflikt, S. 93)
Wyclif verbreitete Grundsätze im Volk, die an die Lehren der 150 Jahre später erfolgten protestantischen Reformation erinnern. Der Reformator wandte sich gegen den Machtanspruch des Papstes, das päpstliche Antichristentum, die Bilder-, Reliquien- und Heiligenverehrung, das Priesterzölibat, die Transsubstantiationslehre (Verwandlung von Brot und Wein beim Abendmahl in den tatsächlichen Leib und das Blut Christi), die Ohrenbeichte und den Verschwendungssucht des Klerus.
„Er lehrte nicht nur, dass die Bibel eine vollkommene Offenbarung des göttlichen Willens ist, sondern auch, dass der Heilige Geist ihr einziger Ausleger ist und jedermann durch das Erforschen ihrer Lehren selbst seine Pflicht erkennen muss.“ (E.G. White, Der gr. Konflikt, S. 93)
Hier finden sich schon die Grundsätze der Reformation des 16. Jahrhunderts: Allein die Gnade! Allein die Bibel!
Wiklif wurde mehrfach angeklagt, zum Ketzer erklärt und seine Schriften verbrannt; doch Gott bewahrte ihn. Verbrannt wurde er auch – allerdings erst 30 Jahre nach seinem Tod.
Der englische Reformator wirkte zweifach. Zunächst durch sein Leben und seine persönliche Verkündigung. Seine Nachfolger, die Lollarden, verkündigten das Evangelium weiter. Auch sie wurden um ihrer Glaubenstreue willen verfolgt. Besonders weit reichte Wiklifs Einfluss durch seine Schriften. „Von Wiklifs Schriften angeregt, sagte sich Jan Hus in Böhmen von vielen Irrtümern der römischen Kirche los und begann eine auf Erneuerung abzielende Tätigkeit zu entfalten.“ (E.G. White, Der gr. Konflikt, S. 95)
Was können wir von John Wiklif lernen?
– Eigne Dir Wissen mit Ewigkeitswert an!
– Nimm die Probleme Deiner Umgebung wahr!
– Bringe Gottes Licht zu denen in der Finsternis!
– Nutze Möglichkeiten, die Bibelbotschaft über Länder und Generationen weiterzutragen!
Die böhmischen Reformatoren
Jan Hus (ca. 1369-1415) war Theologe, Prediger und Reformator in Böhmen. Von geringer Herkunft wurde er gottesfürchtig erzogen. Seine gute Ausbildung ebnete den Weg zu einer theologischen Karriere und als Priester war Hus zunächst ein aufrichtiger Kirchenanhänger. „Nachdem er seine Studien vollendet hatte, trat er in den Priesterstand, in dem er rasch zu Ehren kam und bald an den königlichen Hof gezogen wurde. Auch wurde er zum Professor und später zum Rektor der Universität ernannt, an der er studiert hatte. In wenigen Jahren war der bescheidene Freischüler der Stolz seines Vaterlandes geworden, und sein Name wurde in ganz Europa berühmt.“ (E.G. White, Der gr. Konflikt, S. 97)
Jan Hus liest die Schriften Wiklifs, prüft sie gründlich an der Bibel und ist tief beeindruckt.
Der Reformator kritisierte den weltlichen Besitz der Kirche, die Habsucht und Lasterleben des Klerus und die Doktrin der Amtskirche mit dem Papst als letzter Instanz in Glaubensfragen. Seine reformatorischen Ziele waren die Reform der verweltlichten Kirche, die Gewissensfreiheit, die Anerkennung der Bibel als die einzige Autorität in Glaubensfragen und das Abhalten der Gottesdienste in der Landessprache.
Jan Hus wurde auf dem Konzil zu Konstanz 1415 zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt, weil er seine Lehren nicht widerrief. Im Angesicht der drohenden Hinrichtung sprach er:
„Ich hoffe auf Gott, meinen allmächtigen Heiland, dass er seiner Verheißung wegen und wegen eures heißen Gebets mir Weisheit verleihen wird und eine geschickte Zunge, so dass ich ihnen zu widerstehen versuchen werde. … Wenn mein Tod seinen Ruhm verherrlichen kann, so möge er ihn beschleunigen und mir die Gnade geben, alles Übel, welches es auch sei, guten Muts ertragen zu können. Wenn es aber für mein Heil besser ist, dass ich zu euch zurückkehre, so wollen wir Gott darum bitten, dass ich ohne Unrecht vom Konzil wieder zu euch komme, das heißt ohne Beeinträchtigung seiner Wahrheit, so dass wir dieselbe nachher reiner erkennen können, die Lehre des Antichrist vertilgen und unseren Brüdern ein gutes Beispiel zurücklassen.“ Auf dem Scheiterhaufen, zum Widerruf seiner Irrtümer aufgefordert, sagte Hus: „Welche Irrtümer sollte ich widerrufen, da ich mir keines Irrtums bewusst bin? Ich rufe Gott zum Zeugen an, dass ich das, was falsche Zeugen gegen mich behaupten, weder gelehrt noch gepredigt habe! Ich wollte die Menschen von ihren Sünden abbringen! Was immer ich sagte und schrieb, war stets für die Wahrheit; deshalb stehe ich bereit, die Wahrheit, welche ich geschrieben und gepredigt habe, freudigst mit meinem Blut zu besiegeln.“ (Neander, „Kirchengeschichte“; E.G. White, Der gr. Kampf, S. 104.108.)
Der Mitstreiter von Jan Hus, Hieronymus von Prag, erlitt das gleiche Schicksal auf dem Scheiterhaufen. Vor den Richtern sagte er: „Ihr habt Wyklif und Hus verdammt, nicht etwa, weil sie an den Lehren der Kirche gerüttelt, sondern weil sie die Schandtaten der Geistlichkeit, ihren Aufwand, Hochmut und ihre Laster gebrandmarkt hatten. Ihre Behauptungen sind unwiderlegbar, auch ich halte daran fest, gleichwie sie.“ (Bonnechose; E.G. White, Der gr. Kampf, S. 112)
Was können wir von Jan Hus lernen?
– Aus kleinen, einfachen Leuten kann Großes werden!
– Achtung bei weltlichen Positionen und Karriere!
– Lass Dir Gottes Weg der wichtigste sein!
– Allein die Bibel ist die Richtschnur!
Luther war nicht allein
Überall leuchteten die Lichter der Reformation: John Knox (1514-1572) und Thomas Cranmer (1489-1556) in England, Ulrich Zwingli (1484-1531) in der Schweiz, Johannes Bugenhagen (1485-1558) im Norden Deutschlands, Johannes Calvin (1509-1564) in Frankreich, Guillaume Farel (1489-1565) in der französischen Schweiz, um einige der bekanntesten Namen zu nennen.
„Als die Reformatoren das Wort Gottes predigten, hatten sie nicht im Sinn, sich von der bestehenden Kirche zu trennen. Aber die geistlichen Führer duldeten das Licht nicht.
… Oftmals werden Menschen, die wirklich den Fußtapfen der Reformatoren folgen, gezwungen, sich von den Kirchen, an denen sie sehr hängen, zu trennen, um die klare Lehre des Wortes Gottes verkündigen zu können.“ (E.G. White, Das Leben Jesu, S. 216)
„Die Waldenser, Johann Wiklif, Hus und Hieronymus, Martin Luther und Zwingli, Cranmer, Latimer und Knox, die Hugenotten, John und Charles Wesley und viele andere setzten auf diesen Grund Baumaterial, das bis in alle Ewigkeit bestehen wird. In späteren Jahren leisteten andere durch ihren Einsatz ihr Teil zur Verbreitung des Wortes Gottes und arbeiteten an der Errichtung des Baues ebenso wie jene, die durch ihre Tätigkeit in fernen Ländern der letzten großen Botschaft den Weg bereiteten.“ (E.G. White, Das Wirken der Apostel, S. 593)
Der Geist Gottes entfachte das Licht der biblischen Wahrheit in den Herzen der Menschen, denen der Glaube wichtiger war als ein gesichertes irdisches Auskommen, als Ansehen und Erfolg und letztlich als ihr Leben. Viele treue Christen, deren Namen wir vergeblich in den Geschichtsbüchern suchen, stehen im Buch des Lebens. Gott kennt sie und hält die Siegeskrone für sie bereit.