Kindern Jesus nahebringen – 4.-6. Lebensjahr
20. Februar 2020Was bedeutest Du mir?
20. Februar 2020In meiner Jugend haben wir über unsere altmodischen Vorfahren gelächelt, die die Kinder auf Knaben- oder Mädchenschulen schickten und auch sonst allerlei geschlechtsspezifische Sortierungen kannten, die inzwischen als wissenschaftlich widerlegt galten. Schließlich habe die Gleichberechtigung auch unter Kindern zu gelten. – Und heute?
Heutige Erkenntnisse sind wieder beim Wissen unserer Vorfahren angekommen: Man kann Jungen und Mädchen nicht als identische Kinder sehen, sondern sie sind sehr verschieden. So gibt es inzwischen wieder Verfechter der getrennten Schulen, denn Jungen und Mädchen entwickeln sich und lernen sehr unterschiedlich. In einer gemischten Klasse mit einem genormten Lehrplan kann man beiden nicht optimal gerecht werden.
„Kleine Jungen haben es immer schwerer“
Dies war die Überschrift eines interessanten Artikels in unserer Tageszeitung und der Autor Andreas Heimann schlussfolgerte: „Starkes Geschlecht braucht in Kindheit mehr Aufmerksamkeit“. (1) Aha, dachte ich. Hat die Bibel doch Recht, wenn sie die Erziehung der Söhne so hervorhebt!
Mir persönlich fehlt der Vergleich zwischen der Erziehung von Jungen und Mädchen. Doch ich darf behaupten, dass die Erziehung unserer drei Söhne viel Zeit, Geduld, Verständnis und Anleitung erfordert hat – neben all der Freude, die ich natürlich nicht vergessen möchte.
Wo genau haben es die Jungen schwerer?
Jungen liegen in vielen traurigen Statistiken vorn: Frühgeburten, Geburtskomplikationen, Missbildungen, Erbkrankheiten, plötzlicher Kindstod, Krebserkrankungen, Asthma, Verkehrsunfälle …. „Selbst die Aufmerksamkeitsstörungen ADS und ADHS kommen bei Jungen viel häufiger vor als bei Mädchen“, sagt Psychotherapeut Matthias Probandt. (1)
Die Sprachstörung Stottern tritt bei Jungen viel häufiger auf als bei Mädchen und ist bei erwachsenen Männern achtmal häufiger als bei Frauen. (2)
Chronische Angstzustände, wie Tierphobien oder Angst vor unbelebten Gegenständen, kommen bei Jungen häufiger vor. (2)
Die gesamte Entwicklung, vom „Sauberwerden“ über die Sprachentwicklung bis hin zum Lesen und Schreiben, vollzieht sich beim Jungen langsamer. Erst im höheren Schulalter haben die Jungen aufgeholt. (2)
Christoph Blomberg von der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendarbeit in Dortmund sagt: „Jungen brauchen nicht nur Grenzen, sondern auch Unterstützung.“ (1)
Wo liegen Probleme im Verhalten?
Kleine Jungen sind schon im Säuglingsalter weniger „pflegeleicht“, denn sie brauchen weniger Schlaf als Mädchen, die übrigens mehr lächeln als Jungen.
Jungen regen sich mehr über Dinge auf, die nicht erwartungsgemäß verlaufen und sind wütender über Ungerechtigkeit und Unfairness. Sie lügen häufiger und liegen oft mit ihrer Mutter im Streit, vermutlich weil sie mit den normalen Regeln von Anstand und Etikette auf „Kriegsfuß“ stehen. Haben Jungen eine Prüfung nicht bestanden, sehen sie ihre eigene Unfähigkeit als Ursache; Mädchen machen mangelnden Fleiß verantwortlich.
Ein typisches Jungenverhalten: Sie verteidigen ein Kind, das körperlich angegriffen wird, sprich: Sie prügeln sich. Interessanterweise machen sich Jungen auch mehr Gedanken über Geld.
Das Ergebnis einer Umfrage unter männlichen amerikanischen College-Schülern hat mich besonders erschreckt. 35% von ihnen würden eine Vergewaltigung begehen, wenn sie garantiert nicht geschnappt würden. Kommen Jungen generell mehr mit dem Gesetz in Konflikt, weil sie glauben, nicht erwischt zu werden? (2)
Frank Beuster, Beratungslehrer und Experte für „Jungenerziehung“ in Hamburg, sagt in seinem Buch „Die Jungen-Katastrophe“: „Jungen sind anders, und diese Andersartigkeit will berücksichtigt sein.“ (1)
Was fehlt unseren Jungen?
Computer, Markenklamotten, Stammtisch bei McDonalds, Dauerkarte fürs Kino … Sollte da etwas fehlen? Die Experten sind sich einig: Den heutigen Jungen fehlen männliche Vorbilder! Kindergärtnerinnen, Grundschullehrerinnen und viele allein erziehende Mütter geben alle ihr Bestes, doch sie sind Frauen und damit nicht in allen Bereichen Vorbilder, wenn aus kleinen Jungen „echte Männer“ werden wollen. Der bei der Erziehung von Söhnen fehlende Vater ist ein Problem, das schon die Bibel aufgreift. „Fehlen“ kann der Vater auf mancherlei Weise: Er kann schon vor der Geburt seines Kindes das Weite suchen, später dem Familienstress entfliehen oder auch durch ständige arbeitsbedingte, hobbymäßige und sogar gemeindeaktive Abwesenheit sein Kind kaum erziehen. Es gibt durchaus verheiratete Mütter, die praktisch allein erziehend sind.
Wenn Väter, Lehrer, Brüder in der Gemeinde, Männer im Verwandten- und Freundeskreis nicht als Vorbild zur Verfügung stehen, treten andere an deren Stelle. Es ist wie bei den Entenküken, die nach dem Schlüpfen allem hinterherlaufen, was sie sehen, ob es nun die Entenmutter ist oder nicht. Wem oder was laufen unsere Jungen hinterher? Wie bei den Küken dem, das sich anbietet: Ältere Jungen von „Rang und Namen“ (meist negativ), Figuren aus Fernsehserien, Profisportler, den Stars aus der Musikszene …
Je weniger sich ein Junge zu Hause anerkannt fühlt, desto mehr sucht er diese Anerkennung in der Gruppe Gleichaltriger. Er wünscht sich die Beachtung seiner Leistung und braucht diesen Halt durch andere. Insbesondere ist es für einen Sohn unerlässlich zu wissen, dass sein Vater ihn liebt, dass dieser gern mit ihm zusammen ist und sich freut, sein Vater sein zu dürfen. Das „Wohlgefallen“ des Vaters am Sohn ist für beide Seiten wichtig. Sprüche 3,12 Wenn diese Beziehung gestört ist, werden andere Bindungen geknüpft, die nicht selten in traurige Lebenswege führen.
Vater werden ist nicht schwer …
… Vater sein dagegen sehr? Das Traurigste, was ein Vater machen kann, ist, sich vollständig aus der Erziehung herauszuhalten. Warum verabschieden sich Männer so gern von ihrer Vaterrolle? Ist es die Angst davor, etwas falsch zu machen? Glaubt „Mann“ keine Ahnung davon zu haben – und Mutti kann ja ohnehin alles besser? Ist Erziehung zu nervig, gilt gar als unmännlich und ist schließlich Arbeit, wovon der Mann schon genug den ganzen Tag hatte? Ich weiß es nicht. Dabei könnte es so einfach sein. Es geht in der Erziehung gar nicht um ausgefeilte wissenschaftliche Konzepte. Es geht vor allem darum, da zu sein! Nur ein anwesendes Vorbild kann seine Aufgabe wahrnehmen. „Wenn sich ein Vater jeden Tag nur eine Stunde für das Zusammensein mit seinem Sohn freihält, ist das schon toll.“ rät Gisela Preuschoff in ihrem Buch „Arme Jungs“, Papyrossa Verlag. (1)
Gott weiß das alles schon viel länger und er sagt uns:
„Gewöhne einen Knaben an seinen Weg, so lässt er auch nicht davon, wenn er alt wird.“ Sprüche 22,6
Wenn wir wünschen, dass unsere Kinder den Lebensweg mit Gott gehen, dann müssen wir ihnen das vorleben. In vielen Kreisen herrscht die Meinung vor, „Kirche“ sei etwas für Frauen. Wir brauchen gläubige Männer, Männer, die beten und die eine Kinderstunde halten, die am Bett ihres Sohnes eine biblische Geschichte erzählen können und zu einer Kinderrüstzeit mit den Kleinen herumtoben! Es sind Väter gefragt, die ihr Verhältnis zu Christus den Kindern und Jugendlichen auch anziehend zeigen (ein Vor-Bild sein!) und nicht nur in hochgeistigen Debatten oder Versammlungen Erwachsener ein „frommes Bild“ darstellen! Denken wir an den bedeutenden, für sein Volk wichtigen Hohepriester Eli, der als Vater kein Vorbild für heutige Väter ist. 1. Samuel 2,12-36 Wir können viele wichtige Aufgaben übernehmen, die alle ihre Berechtigung haben. Viele dieser Aufgaben können unsere Achtung und unser Lob vermehren, uns guten Lohn einbringen und uns stolz sein lassen. Doch kaum eine versäumte Aufgabe wird uns so traurig sein lassen und so wenig zu korrigieren sein, wie die Vernachlässigung unserer Aufgaben als Vater und Mutter!
„Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten. … Züchtige deinen Sohn, solange Hoffnung da ist, aber lass dich nicht hinreißen, ihn zu töten.“ Sprüche 13,24; 19,18
Dürfen solche Verse noch zitiert werden? Immerhin steht jegliche körperliche Gewalt in der Erziehung unter Strafe. Aber die Verse stehen in der Bibel und möchten uns sagen: Sieh dir deinen Sohn an und achte darauf, was er tut! Setze ihm Grenzen, solange er klein ist! Zeige ihm was Recht und Unrecht ist! Es darf dir nicht gleichgültig sein, was er denkt, was er fühlt und wie er sich warum verhält! Nimm deine Aufgabe als Vater wahr!
Es ist nötig an dieser Stelle zu erwähnen, dass weder eine zu strenge noch eine zu lasche Erziehung richtig ist.
„Beide Extreme – autoritär und antiautoritär – führen zu Eigensinn und Aufsässigkeit. … Zwischen diesen Extremen steht die Erziehungsform, die von Liebe und Einfühlungsvermögen, aber auch von Konsequenz und Disziplin geprägt ist.“ (3)
„… ein Knabe, sich selbst überlassen, macht seiner Mutter Schande.“ Sprüche 29,15
Dieser Vers erklärt uns nicht, wer den Jungen sich selbst überlassen hat, Vater oder Mutter. Dürfen wir annehmen, es waren beide? Ich denke, ja. Doch hier wird besonders die Mutter als diejenige erwähnt, die unter der traurigen Entwicklung des Sohnes leidet. Sprüche 10,1 bestätigt diesen Gedanken: „Ein weiser Sohn ist seines Vaters Freude; aber ein törichter Sohn ist seiner Mutter Grämen.“ Es darf geschlussfolgert werden:
Überlassen beide Elternteile ihren Sohn nicht sich selbst, wird das beste Fundament für die Entwicklung des Kindes gelegt, der Vater darf sich freuen und die Mutter muss sich nicht grämen.
Gott gab uns sein Wort …
damit „… die Jünglinge vernünftig und besonnen werden“ Sprüche 1,4 Die Bibel räumt mit allerlei irrtümlichen Vorstellungen über Jungen und Männer auf. Hart, gefühllos, impulsiv, aggressiv, verantwortungslos, pflichtvergessen – das alles mag in den Augen der Welt einen „ganzen Kerl“ ausmachen. Aber so beschreibt uns die Bibel nicht einen „Mann nach dem Herzen Gottes“. Wir erfahren in 1. Samuel 13,14, dass Sauls Königtum nicht bestehen wird. Gott hat sich einen „Mann nach seinem Herzen“ erwählt, denn Saul hat Gottes Gebot nicht gehalten. Entsprechend dürfen wir sagen: Ein Mann nach Gottes Herzen ist einer, der Gott gehorsam ist!
Das darf das Ziel der Erziehung unserer Söhne sein: dass aus ihnen Männer nach Gottes Herzen werden!
Jesus Christus als Vorbild
Alle Menschen dürfen im Leben Jesu eine Richtschnur für ihr eigenes Handeln sehen. Doch ganz besonders möchten sich die Jungen und Männer angesprochen fühlen, wenn Jesus ruft: „Kommt her zu mir … lernt von mir!“ Matthäus 11,28.29. Was genau dürfen die Jungen lernen? Sanftmut und Demut! (Vers 29) Geht einmal in einen Kindergarten oder auf den Pausenhof einer Grundschule! Findet ihr da sanftmütige, demütige Jungs? Dort lassen die Jungs alles raus, was in ihnen steckt: „die Torheit des Herzens“ Sprüche 22,15 , denn sie „sind böse von Jugend auf.“ 1. Mose 8,21 Wenn niemand die Kinder zu Christus zieht, können sie sich gar nicht zu dem entwickeln, was Gott mit ihnen vorhat. Lasst uns auf unsere Söhne Acht haben, damit sie „hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollendeten Maß der Fülle Christi.“ Epheser 4,13
Ines Müller
Quellen aus diesem Artikel
1(1) „Mitteldeutsche Zeitung“, 12.08.2006, Seite 11 (2) „Therapy“ Spiel zur menschlichen Psyche – mit vielen Fakten belegt (3) „Glück beginnt zu Hause“, E.G. White, S. 166.167.