Was feiern wir am 31. Oktober?
20. Februar 2020Pietismus
20. Februar 2020Und sie sagten einer zum anderen: Wohlan lasst uns Ziegel streichen und hart brennen! Und der Ziegel diente ihnen als Stein, und der Asphalt diente ihnen als Mörtel.
Und sie sprachen: Wohlan wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen, und seine Spitze bis an den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Fläche der Erde zerstreuen!“
Die Übersetzung des hebräischen Textes orientiert sich im Wesentlichen an:
Die Bibel. Aus dem Grundtext übersetzt. Revidierte Eberfelder Bibel, Wuppertal/u.a. 1987
Dieser alte Bericht aus den Anfängen der Menschheitsgeschichte hat uns auch heute erstaunlich viel zu sagen. Wir werden sehen, welche Denk- und Verhaltensmuster Menschen in früher alttestamentlicher Zeit hatten und haben die Möglichkeit, diese Erkenntnisse mit modernen Menschen von heute zu vergleichen.
Wie kam es zum Bau des Turms?
1. Die Menschen, die Gott nicht gehorchen wollten, trennten sich von denen, die nach Gottes Gesetzen lebten.
Wir haben kein genaues Datum für die Grundsteinlegung des Turms, wissen aber, dass es nach der Sintflut und vor der Reise Abrams nach Haran war. Als Anhaltspunkt dient das frühe 3. Jahrtausend v. Chr, in dem Noah eingeordnet wird.
Nach den schrecklichen Erlebnissen der Sintflut und der wunderbaren Rettung durch Gott in der Arche, dürften wir vermuten, dass alle Menschen treu an Gott festhielten. Noah und seine Familie werden all ihren Nachkommen von ihren Glaubenserfahrungen erzählt haben – mit dem Ziel, dass sie alle im Glauben gehorsam lebten. Da Gott versprach, nie wieder eine weltumspannende Flut zu senden (siehe 1. Mose 8,21.22. , wäre es schön gewesen, wenn auch kein Anlass dazu bestanden hätte, d.h. dass nie wieder die „Bosheit der Menschen groß war auf Erden“ 1. Mose 6,5 .
Noah lebte noch 350 Jahre nach der Sintflut 1. Mose 9,29 und sah somit seine Nachkommen in vielen Generationen. Doch schon sehr früh nach der Flut traten Probleme auf. Da Ham seinen betrunkenen Vater nackt sah, verfluchte ihn Noah und bestimmte ihn zum Knecht seiner Brüder 1. Mose 9,21-25 . Das friedliche, segensreiche Miteinander der Nachkommen Noahs war also schon frühzeitig gestört.
Als die Nachkommen immer zahlreicher wurden, beanspruchten sie auch mehr Platz und weiteten sich aus. Das allein hätte kein Problem sein müssen. Doch wir lesen in Patriarchen und Propheten interessante Details:
„Eine Zeitlang blieben Noahs Nachkommen in den Bergen wohnen, wo die Arche gelandet war. Aber als sie zahlenmäßig wuchsen, führte der Glaubensabfall bald zur Trennung. Die ohne Gott und Gesetzeszwang leben wollten, fühlten sich durch das Beispiel und die Verkündigung ihrer gottesfürchtigen Mitmenschen ständig behelligt. Deshalb beschlossen sie nach einiger Zeit, sich von denen zu trennen, die Gott verehrten. Sie zogen in die Ebene Sinear am Ufer des Euphrat.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 95
Es ist interessant zu erfahren, dass nicht die Gläubigen sich von den Ungläubigen trennten, sondern umgekehrt. Den Ungläubigen war es ein unerfreuliches Miteinander und sie fühlten sich von den Gläubigen schlichtweg belästigt. Das Wort „Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?“ 2. Korinther 6,14 bedeutet nicht nur, dass sich Gläubige bei Ungläubigen einer Glaubensgefährdung aussetzen, sondern auch festgestellt wird: Bewusst Gläubige und praktizierende Feinde Gottes passen schwer zusammen.
2. Die Menschen wollten berühmt werden.
Wer hätte das gedacht? In Zeiten von „Deutschland sucht den Superstar“ und ähnlichen Präsentierflächen für das eigene Ego, also Castingshows, meinen wir vielleicht, dieser Wunsch nach Popularität sei ein neuzeitliches Thema. Weit gefehlt. Die Erfinder des Starrummels sind quasi die Turmbauer zu Babel.
„Ferner planten sie, hier eine Stadt und in ihr einen Turm von solch gewaltiger Höhe zu bauen, dass er einmal die Bewunderung der Welt erregen sollte. …
Das ganze stolze Unternehmen war dazu bestimmt, den Ruhm seiner Erbauer zu mehren.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 96
35.343 junge Leute bewarben sich für „Deutschland sucht den Superstar 2014“. (http://www.rtl.de/cms/sendungen/superstar/dsds-news)
Jeder einzelne von ihnen möchte berühmt werden – und den allermeisten wird es nicht gut bekommen, denn „Wer bei „DSDS“, „Das Supertalent“ oder „The Voice“ mitmacht, hat eine hohe Chance, dass er nach der Show depressiv wird! Für die Studie hat ein Institut knapp 60 ehemalige Kandidaten von Castingsshows befragt. Ein Fünftel von ihnen hatte nach der Show ernsthafte, psychische Negativ-Folgen.“ (http://www.starflash.de/artikel/dsds-depressionen-419827.html)
Ob es den Turmbauern von Babel ähnlich erging? Wir werden feststellen, ob das Turmergebnis für alle ein positives Turmerlebnis wurde.
3. Die Turmbauer wollten ihre Macht zeigen.
„Der bis in den Himmel aufstrebende großartige Turm sollte als ein Denkmal der Macht und Weisheit seiner Erbauer gelten und ihren Ruhm bis zu den fernsten Geschlechtern weiterleben lassen.“ (E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 96)
Wenn wir heute das Wort „Machtdemonstration“ googeln, finden wir hauptsächlich Berichte aus den Bereichen Militär (z.B. nukleare Machtdemonstration), Politik (z.B. „Rot-rot-grüne Machtdemonstration im Bundesrat“) und Sport (z.B. „Dortmund liefert eine Machtdemonstration ab“). Doch auch im religiösen Bereich gibt es dieses Imponiergehabe. Unter der Schlagzeile „Türkei: Megamoschee als Machtdemonstration“ lesen wir in der Mediathek der ARD: „Türkeis Ministerpräsident Tayyip Erdogan hat große Pläne: Auf der asiatischen Seite Istanbuls will er ein gigantisches Gebetshaus errichten lassen. Es bietet Platz für 30.000 Gläubige.“ (http://www.ardmediathek.de/das-erste/europamagazin)
Seine eigene Stellung mächtig zeigen zu wollen und auf Untergebene, Andersdenkende, Verlierer und Schwächere herabzublicken, ist ein uraltes Menschheitsproblem, deren Anfänge bis zu den Turmerbauern von Babel reichen.
4. Die Menschen wollten eine große Stadt statt vieler kleiner Dörfer.
„Der Sinn dieses Unternehmens war, kleine, verstreute Ansiedlungen zu verhindern. Gott hatte den Menschen geboten, sich über die ganze Erde auszubreiten, sie zu füllen und sich untertan zu machen. Aber die Erbauer von Babel wurden sich einig, beieinander zu bleiben und ein Reich zu gründen, das schließlich die ganze Erde umfassen sollte. Ihre Stadt würde dann Mittelpunkt dieses Weltreiches sein.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 96
Sicher denken viele, Zentralisierung/Zentralisation seien Kennzeichen der Moderne, des Industriezeitalters und Globalismus. Heute wird uns Zentralisierung als Rezept gegen allerlei Nöte angepriesen. Menschen wohnen zentralisiert in Großstädten und ganze Dörfer und ländliche Regionen sterben aus. Kinder werden in großen Stadtschulen zusammengefasst und Dorfschulen kämpfen jährlich um ihren Fortbestand. Im Wirtschaftsbereich werden Aufgaben und Entscheidungsabläufe zentralisiert. Auch das Kapital wird zentralisiert und befindet sich in der Hand weniger. Selbst im Kreis der Gläubigen beobachten wir Zentralistionen: Kleine Gemeinden werden zu einer großen zusammengelegt.
Sicher müssen Einzelfälle geprüft werden und Aufgaben im Dienste aller können gut zentral erledigt werden. Doch wie wir es beim Turmbau sehen, ging diese Zentralisation auf Kosten der weltweiten Besiedelung, die Gottes Auftrag war.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Definition von Zentralisierung in der Medizin: „Unter Zentralisierung bzw. Zentralisation versteht man (patho)physiologische Anpassungsvorgänge des Blutversorgung, die zu einer Umverteilung des zirkulierenden Blutes aus der Körperperipherie auf lebenswichtige Organe (Herz, Gehirn) führen. Die Zentralisation ist ein typischer Vorgang im Rahmen eines Schocks. Nach der lebensrettenden Soforttherapie müssen weitere Komplikationen des Schocks verhindert oder – wenn bereits eingetreten – behandelt werden.“ (http://flexikon.doccheck.com/de/Hypovolämischer_Schock)
Zentralisation als Schock – das dürfte der Turmbau letztlich für seine Erbauer gewesen sein.
5. Viele Menschen hatten Angst, dass es wieder eine Sintflut geben könnte.
„Die Bewohner der Ebene Sinear zweifelten an der Bundesverheißung, dass keine Flut wieder über die Erde kommen werde. …
Jene Leute hatten bei der Errichtung des Turmes auch ihre Sicherheit im Auge, falls doch wieder eine Sintflut käme. Sie wollten den Bau weit höher ausführen, als die Wasserflut damals gestiegen war, und damit glaubten sie, alle Gefahren gebannt zu haben.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 96
Gott hatte sein Versprechen, seine Verheißung gegeben, dass er nie wieder so eine Sintflut senden würde 1. Mose 8,21.22. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, wie darauf reagiert werden kann: glauben oder nicht glauben. Generell kein Vertrauen haben zu können, ist ein pathologischer Zustand, der durch Defizite in der frühen Kindheitsentwicklung oder traumatische Erfahrungen begründet ist. „Vertrauen können ist eine wichtige Basis für alle Beziehungen, ob im persönlichen/privaten oder beruflichen Bereich.“ sagt der Psychologe Dr. Rolf Merkle (http://www.psychotipps.com/Vertrauen.html) Gott zu vertrauen war damals wie heute existenziell für das Wohlergehen des Menschen. „Religion macht glücklich und stressresistenter“ lesen wir in der Zeitung Die Welt. „Gläubige Menschen sind in ihrem Leben zufriedener und kommen leichter mit Schocks wie Jobverlust oder Scheidung zurecht. Die gesammelten Daten tausender Europäer lassen vermuten, dass Religion entscheidenden Einfluss auf das Glück eines Menschen haben könnte.“ (http://www.welt.de/wissenschaft/article1821028)
Es darf daher resümiert werden: Hätten die Planer des Turmbaus Gott vertraut und ihm gehorcht, wären sie glücklich geworden. So aber hatten sie Angst vor einer neuen Flut und sich in ein Riesenbauprojekt gestürzt.
6. Manche Menschen glaubten nicht mehr an die Existenz Gottes.
„Viele bestritten … das Dasein Gottes und machten natürliche Ursachen für die Flut verantwortlich.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 96
Wenn wir dachten, erst seit Darwins Evolutionstheorie hätten wir mit der Leugnung der Existenz Gottes zu tun, dann waren wir im Irrtum. Unglaublich früh in der Menschheitsgeschichte gab es bereits Atheisten. Das Wirken Gottes umzudeuten und anders zu erklären, wir nennen das heute meist „wissenschaftlich“, ist also ein sehr altes Thema. Achselzuckend, traurig und auch ärgerlich stehen wir heute vor manchen Erklärungen, die Gott aus der Geschichte und dem aktuellen Geschehen wegdiskutieren. Ich weiß nicht, ob es uns trösten kann, dass die Gläubigen zur Zeit des Turmbaus ähnliches erlebten. Zumindest dürfen wir uns ihnen nah fühlen.
7. Manche Menschen lehnten sich bewusst gegen Gott auf.
Eine andere Gruppe der Menschen sagte schon damals Gott den Kampf an.
„Andere glaubten noch an ein höheres Wesen, das die vorsintflutliche Welt vernichtete, aber sie begehrten dagegen auf wie einst Kain.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 96
Gibt es das auch in jüngerer Zeit? „Ich bin der persönliche Feind Gottes.“ sagte Lenin. (http://www.moeff.de/zitatesammlung)
„Ich möchte mich an dem Einen rächen, der dort oben herrscht.“ sind die Worte von Karl Marx, der einmal ein gläubiger Christ war. (siehe http://www.horst-koch.de/okkultismus)
Wohin diese Gottesfeindschaft führte, zeigt der Lauf der Geschichte.
8. Der Turm sollte alle Menschen von Gott ablenken.
„Das ganze stolze Unternehmen war dazu bestimmt, … künftige Generationen von Gott abzulenken … Babels Erbauer waren ein mit Gott unzufriedenes Volk … Babels Bewohner wollten ein von Gott unabhängiges Reich errichten. “ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 96.98.
Was wird heute nicht alles unternommen, damit die Menschen keine Zeit für Gott haben. Wenn wir in einer Fußgängerzone christliche Schriften verteilen, hören wir oft: „Ich habe keine Zeit.“ Nicht selten wird das kostenlose Abo unserer christlichen Zeitschrift mit der Begründung abbestellt: „Ich habe leider keine Zeit, sie zu lesen.“ Wir spüren alle den Zeitdruck und die Überlastung, die unseren Alltag beherrschen.
Von den reichlich 41 Millionen Arbeitnehmern in der BRD fühlen sich 10 % ständig und 22% häufig gestresst. Die Ursachen betreffen hauptsächlich die Bereiche Schule, Studium, Beruf, Finanzen, Anforderung an Mobilität und Flexibilität, Beziehungs- und Familienprobleme. (siehe http://www.stress-ambulanz.de/statistik.html) Das bisschen Freizeit, also ohne Hausarbeit darunter zu verstehen, wird mehr zum Vergnügen, weniger zur Erholung und noch weniger für Gott genutzt.
„In unserer gegenwärtigen Zeit, da das Ende aller irdischen Dinge schnell naht, macht Satan verzweifelte Anstrengungen, um die Welt zu verführen. Er ersinnt viele Pläne, um das Denken der Menschen mit ihnen auszufüllen und sie von den für ihr ewiges Heil entscheidenden Wahrheiten abzulenken.“ (E.G. White, Das Wirken der Apostel, S. 218)
9. Die Menschen sollten zum Götzendienst verführt werden.
„Das ganze stolze Unternehmen war dazu bestimmt, … zur Abgötterei zu verführen.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 96
Wir stecken den Begriff „Götzendienst“ gern in die Schublade: „Das betrifft moderne Menschen nicht!“. Doch absolut alles, was Gott den ersten Platz in unserem Leben streitig macht, wird zu unserem Götzen.
Unter dem Titel „Moderne Götzen“ sind im Internet gute Gedanken zu lesen:
„Was ist wichtig in meinem Leben? Was setze ich an die erste Stelle? Das Wort „idole“ (Französisch für „Götze“) kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Bild“, „Figur“, „Darstellung“, aber auch „Gespenst“, „Phantom“, „vergängliche Erscheinung“. Der Götze ist eine Täuschung, denn er bringt seinen Betrachter von der Wirklichkeit ab, um ihn ins Reich des Scheins zu verbannen. Aber ist dies nicht eine Versuchung, die unserer Epoche eigen ist, die die einzige ist, auf die wir wirksam einwirken können? Die Versuchung, eine Vergangenheit, die nicht mehr ist, zu vergötzen und dabei deren Mängel zu vergessen; die Versuchung, eine Zukunft, die noch nicht existiert, zu vergötzen und dabei zu glauben, dass der Mensch mit seinen Kräften allein das Reich ewiger Glückseligkeit auf der Erde schaffen kann! … Paulus erklärt den Kolossern, dass die unersättliche Begierde ein Götzendienst ist (vgl. Kol 3,5 und erinnert seinen Schüler Timotheus daran, dass die Geldgier die Wurzel aller Übel ist. Weil sie sich ihr hingegeben haben, führt er weiter aus, „sind nicht wenige … vom Glauben abgeirrt und haben sich viele Qualen bereitet“ 1 Tim 6,10 . Haben etwa nicht das Geld, die Gier nach Besitz, nach Macht und sogar nach Wissen den Menschen von seinem wahren Ziel abgebracht?“ (http://www.welt.de/welt_print/article2444992/Moderne-Goetzen.html)
10. Der Turm wurde teilweise den Götzen geweiht.
„Als der Turm teilweise fertiggestellt war, benutzte man einige Räume als Wohnung. Andere prächtig eingerichtete und ausgeschmückte Gemächer weihten sie ihren Göttern. Alle freuten sich über ihren Erfolg, priesen die silbernen und goldenen Götzen und erhoben sich gegen den Herrscher des Himmels und der Erde.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 96
Zusammenfassend darf festgestellt werden: Der Turm wurde nicht zur Ehre Gottes gebaut. Gott hatte keinen Platz während der Planung, der Bauphase und der beabsichtigten Nutzung des Turms.
E.G. White schreibt dazu: „In ihrem Reich billigten sie Gott weder Herrschaft noch Ehre zu, sondern suchten die Verherrlichung ihrer selbst.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 98
Fakten zum Turm
Bevor wir schauen, was aus dem Turmbau wurde, mögen uns einige Fakten interessieren. Aus alten Gemälden wissen wir, dass sich jeder Künstler den Turm anders aussehend vorstellte. Was haben inzwischen Archäologen entdecken können?
Schon die Angaben seiner Größe schwanken. Die Grundfläche wird allgemein mit 90 mal 90 Metern angegeben, doch die Höhenangabe liegt zwischen 77 und 91 Metern. Für die damalige Zeit war das eine beachtliche Größe. Der innere Kern des Turms hatte eine Fläche von 60 mal 60 Metern; er bestand vollständig aus nicht gebrannten Ziegeln. Den Turm umhüllte ein Mantel aus gemauerten Ziegeln, die besser den großen Witterungsschwankungen trotzen konnten. Abwasser- und Lüftungsschächte sowie ein ausgeklügeltes System aus Holzbalken sollten dem Sakralbau ein langes Leben bescheren.
Das Monumentalbauwerk von Babel verjüngte sich nach oben und schloss mit dem Tempel an der Spitze ab. Es war dem babylonischen Hauptgott Marduk geweiht. Insgesamt fünf Stufen besaßen die babylonischen Zikkurate (babylonisch „hoch aufragend/ aufgetürmt, Himmelshügel, Götterberg“), die in jeder größeren Stadt errichtet worden waren.
Das genaue Aussehen des Tempelaufbaus ist nicht mehr korrekt rekonstruierbar. Daher hat man einige Referenzbauten aus den Ruinen der Stadt „Ur“ zu Rate gezogen und mit der Skizze der Tempelrekonstruktionen kombiniert. (Siehe http://www.igh.hd.bw.schule.de/schulleben und http://de.wikipedia.org/wiki/Turmbau_zu_Babel)
Genesis 11, 5-9
Und JHWH fuhr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten.
Und JHWH sprach: “Siehe ein Volk sind sie, und eine Sprache haben sie alle, und dies ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts unmöglich sein, was sie zu tun ersinnen. Wohlan lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht mehr verstehen!”
Und JHWH zerstreute sie von dort über die ganze Erde; und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. Darum gab man ihr den Namen Babel; denn dort verwirrte JHWH die Sprache der ganzen Erde, und von dort zerstreute sie JHWH über die ganze Erde.
Die Übersetzung des hebräischen Textes orientiert sich im Wesentlichen an:
Die Bibel. Aus dem Grundtext übersetzt. Revidierte Eberfelder Bibel, Wuppertal/u.a. 1987
Wie stoppte Gott den Turmbau?
„Plötzlich wurde dem scheinbar so glücklich vorangegangenen Werk Einhalt geboten. Engel kamen, die Absicht der Erbauer zunichte zu machen. Der Turm hatte inzwischen eine stattliche Höhe erreicht. Jene Männer, die oben bauten, konnten die Untenstehenden nicht mehr verstehen. Deshalb wurden an verschiedenen Stellen Posten aufgestellt. Jeder dieser Posten übernahm Befehle für notwendiges Material oder andere Arbeitsanweisungen und gab sie an den nächsten weiter.
Als eines Tages wie bisher Anweisungen hin und her gegeben wurden, verwirrte Gott die Sprache. Daraufhin wurden zunächst die falschen Materialien und Befehle weitergeleitet, bis schließlich ein völliges sprachliches Durcheinander und Bestürzung herrschte. Eine Zusammenarbeit war nicht mehr möglich. Das ganze Werk kam zum Stillstand.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 96.97.
Können wir uns diese Situation vorstellen? Wir wissen, wie schwer es heute ist, Bauvorhaben zu stoppen, sei es aus Gründen des Umweltschutzes, der Kostenexplosion oder was auch immer. Ämter, Staat, Bauherren und Bürgerinitiativen streiten manchmal jahrelang um ein Bauvorhaben. Im Fall des Turmbaus sollte das bisher größte Bauprojekt gestoppt werden. Warum sandte Gott keinen Boten mit der Bitte: „Hört auf zu bauen!“? – Es hätte sicher niemand darauf gehört. Warum überbrachte Gott nicht eine amtliche Order: „Als höchster Herr verhänge ich einen Baustopp!“? Auch da wäre wohl die allgemeine Meinung der selbstherrlichen Erbauer gewesen: „Wir lassen uns von niemandem etwas sagen, auch von Gott nicht!“. Gottes Idee, wie der Bau gestoppt werden würde, war Ausdruck seiner göttlichen Weisheit. Ohne Drohungen und ohne die geringste Gewaltanwendung kam der Bau zum Erliegen. Alle Sicherungsmaßnahmen, damit das Bauprojekt nicht gefährdet würde, waren im Fall der Sprachenverwirrung nutzlos gewesen. Weder die fähigsten Arbeiter, noch der Einsatz besten Materials und guter Werkzeuge, noch das Aufstellen von Wachen, konnten die Bauausführung sicherstellen. Gott ist größer und Er hat Wege und Möglichkeiten weit außerhalb unserer Vorstellungskraft.
„Der Herr macht zunichte der Heiden Rat und wehrt den Gedanken der Völker. Aber der Ratschluss des Herrn bleibt ewiglich, seines Herzens Gedanken für und für.“ Psalm 33,10.11.
Ob sich heute Schulkinder mit dem Erlernen anderer Sprachen abmühen, Dolmetscher in allen Bereichen benötigt werden oder wir unser Missionsmaterial übersetzen müssen, im Turmbau zu Babel haben wir dafür den Grund.
Gottes Baustopp geschah aus Gnade!
Es stellt sich die Frage, ob Gott nicht so tolerant hätte sein können, die Menschen einfach ihren Turm bauen zu lassen. E.G. White gibt uns die Antwort:
„Hätte Gott dieses Bündnis bestehen lassen, wäre durch eine machtvolle Bewegung alle Gerechtigkeit – und damit zugleich Friede, Glück und Sicherheit – von den Erdbewohnern genommen worden. Denn das göttliche Gesetz, das „heilig, recht und gut“ Römer 7,12 ist, suchten jene Leute durch Gebote zu ersetzen, die ihren eigenen selbstsüchtigen und grausamen Wünschen besser entsprachen.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 98
Was ist aus dem Turm geworden?
Das Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall.“ Sprüche 16,18 hat eine buchstäbliche Dimension in dieser Geschichte.
Mehrere Archäologenteams befassten sich mit dem Turm zu Babel, so 1913 unter der Leitung des deutschen Architekten und Archäologen Robert Koldewey. Als sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Irak den in der Bibel erwähnten Turm von Babel entdeckten, war von diesem einstigen Wunderwerk nur noch ein Haufen aus Stein und Lehm übrig….
„Der Turm von Babel ist nur noch ein Quadrat aus Lehm und rundherum Wasser“, so die Innsbrucker Orientalistin Helga Trenkwalder, die die Grabungen 1980 leitete.“ (siehe Schulprojekt Gesamtschule Heidelberg und http://de.wikipedia.org/wiki/Borsippa)
„Der Turmbau zu Babel endete beschämend für seine Erfinder, und die Reste ihres stolzen Unternehmens blieben zur Erinnerung an ihre Torheit erhalten.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 99
Der Turmbau zu Babel – ein Lehrstück für uns heute
Warum ist diese alte Geschichte eines missglückten Bauprojekts in der Bibel zu finden? Hätte so eine peinliche Niederlage nicht lieber unerwähnt bleiben sollen?
Diese Geschichte ist für uns aus demselben Grund überliefert, aus dem alle anderen Begebenheiten in der Bibel stehen: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt.“ 2.Timotheus 3,16-17.
Moderne Menschen sind in ihren Denkstrukturen, ihren Wünschen und Zielen, ihrem Verhalten und ihrer Reaktion auf Verführungen den Menschen vor Tausenden von Jahren sehr ähnlich. Wir verstehen uns so viel fortschrittlicher, aufgeklärter, wissender und unabhängiger und begehen doch oft genug die gleichen Fehler wie die Turmbauer Babels.
„Es gibt auch in unserer Zeit Menschen mit hochfliegenden Plänen, Turmbauern vergleichbar. …
In der vorgeblich christlichen Welt wenden sich viele von den klaren biblischen Lehren ab und bauen sich ein Glaubensbekenntnis aus menschlichen Überlegungen und gefälligen Unwahrheiten auf, auf das sie als den Weg zur Seligkeit hinweisen. …
Viele suchen sich schon hier durch den Erwerb von Reichtum und Macht einen Himmel zu verschaffen.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 99.100.
E.G. White fasst unser Lernziel treffend zusammen:
„Der Herr wird sich nicht mit Plänen begnügen, die die menschliche Selbstsucht befriedigen und zum Verderben seines Werkes dienen. Er wird solchen Vorhaben, die seinen Geboten zuwiderlaufen, kein Gelingen schenken.“ E.G. White, Bibelkommentar, S. 141
Zeichen des baldigen Kommens Jesu Christi
Der Name Babel oder Babylon wird mit „verwirren“ und „zerstreuen“ übersetzt.
(Lexikon zur Bibel, Brockhaus Verlag) Wenn wir uns umschauen, so erscheint uns diese Welt auf allen Ebenen verwirrt und fern davon, die guten Absichten Gottes auszuleben. Auch im religiösen Bereich haben wir mit dem Begriff „Babylon“ zu tun.
„Die Bibel bezeichnet die verwirrende Vielfalt der Glaubensbekenntnisse und Gefolgschaften mit dem Ausdruck „Babylon“, den der Prophet auf die weltliebenden Kirchen der letzten Zeit anwendet.“ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 9.100.
Wir haben uns mit den Turmbauern zu Babel und ihrer Situation gründlich beschäftigt und können nun prüfen, wie groß die Parallelen zu unserer Zeit sind. Hier haben wir den Gradmesser, wie nahe die Wiederkunft Jesu ist, denn „Wie es in den Tagen Noahs war, so wird auch sein das Kommen des Menschensohnes.“ Matthäus 24,37
Turmbaugeschichten aus der Anfangszeit dieser Welt sind auch Themen am Ende der Menschheitsgeschichte. Während sich junge Eltern freuen, wenn ihr Kleinkind aus seinen Bauklötzen seinen ersten Turm baut und damit einen großen Entwicklungsschritt gemeistert hat, so beherrschen auch hochdramatische Ereignisse unsere Zeit.
E.G. White sah in einer Vision:
„Ganz unerwartet wird Feuer ausbrechen, das niemand löschen kann. Die Paläste auf Erden werden durch die Gewalt der Flammen vernichtet. …
Von den Fenstern aus konnte ich eine schreckliche Feuersbrunst sehen. Große Feuerkugeln fielen auf die Häuser, und von diesen Kugeln flogen feurige Pfeile in jede Richtung. Es war unmöglich, die Feuer, die entfacht wurden, unter Kontrolle zu halten, und viele Stätten wurden zerstört. Der Schrecken der Menschen war unbeschreiblich. Nach einer Zeit wachte ich auf und fand mich zu Hause. – Ev, 29 (1906)
Ich sah einen riesigen Feuerball zwischen einige wunderschöne Herrenhäuser fallen, die sofort zerstört wurden.“ Christus kommt bald, S. 19.20.
Woran denken wir, wenn wir das lesen? Nicht wenige werden an das World Trade Center denken.
Unter der Schlagzeile Dubai, Babel, Crash lesen wir in Cicero online, Magazin für politische Kultur:
„Das höchste Haus (700-800m), das größte Hotel, die spektakulärste Luxusvilla der Welt: Rekorde, Giganten und Superlative wurden gefeiert. Erleben wir den Turmbau zu Babel unserer Zeit? … Für die einen ist er der zu Stein gewordene Größenwahn, der moderne Turmbau zu Babel, das Emblem der Geld- und Gierjahre. Für die anderen ist er ein Meisterwerk menschlicher Intelligenz und Baukunst. Wahrscheinlich ist er beides zugleich.“ 19. Dezember 2008 cicero.de
Dubai – zu wessen Ehre ist dieser Turm gebaut worden? Wie viele der analysierten Punkte über die Gedanken und Absichten der Turmbauer von Babel treffen auch auf Dubai zu?
„Die Zeit ist gekommen, dass der Höchste mit der Untersuchung beginnt; er wird herabkommen und sehen, was die Menschenkinder gebaut haben. Seine Allmacht wird dabei offenbar werden und die aus menschlichem Hochmut erstandenen Werke stürzen.
„Der Herr schaut vom Himmel und sieht alle Menschenkinder. Von seinem festen Thron sieht er auf alle, die auf Erden wohnen.“ Psalm 33,13.14. –
„Der Herr macht zunichte der Heiden Rat und wehrt den Gedanken der Völker. Aber der Ratschluss des Herrn bleibt ewiglich, seines Herzens Gedanken für und für.“ Psalm 33,10.11. “ E.G. White, Patriarchen und Propheten, S. 99.100.
Was immer Du tust, planst, Dir wünschst und auch baust, lass es zur Ehre Gottes sein!
„Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.“ 1.Korinther 10,31
Mögen wir zu jedem guten Werk bitten können: „O Herr, hilf! O Herr, lass wohlgelingen!“ Psalm 118,25
Gott schenke Gelingen für Eure Projekte im Geiste und Auftrag Gottes!