In der Welt habt ihr Angst
4. Mai 2020Einsamkeit
10. Mai 2020Entfernt uns die Corona-Krise von Gott?
„Auf Abstand zu Gott“ nannte die Mitteldeutsche Zeitung am 18. April 2020 ihren Beitrag zu gestrichenen Gottesdiensten während der Corona-Pandemie.
Diese Überschrift erfüllte ihren Zweck. Sie animierte mich zum Lesen. Der Text beschreibt die aktuellen Vorschriften, die er als „Beschränkung des Praktizierens des Glaubenslebens bezeichnet“. Sogar der Papst soll erklärt haben, dass virtuelle Gottesdienste gefährlich seien, weil diese nicht die wahre Kirche wären.
Entfernt uns die Corona-Krise von Gott?
Die Bibel fordert uns im Jakobusbrief auf:
„Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch!“ Jakobus 4,8
Was hatte der Schreiber im Sinn?
Sollten sich die Empfänger seines Briefes auf den Weg zum nächsten religiösen Gebäude machen?
Ging es ihm um die regelmäßige Teilnahme an frommen Zusammenkünften?
Und was wäre, wie im aktuellen Fall, wenn so eine Räumlichkeit nicht verfügbar wäre?
Die Bibel berichtet von Gläubigen, die in den ausweglosesten Situationen und an schrecklichsten Orten im engen Kontakt mit Gott standen.
Paulus uns Silas beteten und lobten Gott – im Gefängnis. Apostelgeschichte 16,25 berichtet davon.
Daniel betete für alle sichtbar am Fenster – als darauf die Todesstrafe stand – nachzulesen im Buch Daniel, Kapitel 6.
Jonah nahte sich zu Gott – aus dem Bauch eines Fisches heraus, der ihn verschluckt hatte. So berichtet es das Buch Jona, Kapitel 2,2.
Wer in der Bibel forscht, wird viele weitere Beispiele finden.
Jesus selbst suchte die Gemeinschaft zu seinem himmlischen Vater in der Abgeschiedenheit. Er betete z.B. allein auf einem Berg, in der Wüste und in einem Garten. In Matthäus 14,23, Lukas 5,16 und Matthäus 26,26 lesen wir davon.
Die enge Gemeinschaft mit Gott ist nicht von einem Gebäude abhängig, auch nicht von einem dafür hergerichteten Versammlungsort. So wertvoll das auch ist, am schönen Ort mit religiösem Charakter Gottesdienst feiern zu können, zwingend notwendig ist das nicht.
Der Hebräerbrief fordert auf, die geistlichen Versammlungen nicht zu verlassen. (vgl. Hebräer 10,25) Schon im nächsten Kapitel berichtet der Schreiber davon, womit die Gläubigen der letzten Zeit zu rechnen haben. Sie werden bedrängt und verfolgt. Von Wüsten, Bergen, Höhlen und Erdlöchern ist die Rede. (Hebräer 11,38).
Haben diese Menschen dann Gott verlassen oder er sich gar von ihnen entfernt?
Nein. Die Bibel hebt den Glauben dieser Menschen hervor. Wir lesen davon in Vers 39. Ein Glaube, der nicht ortsgebunden ist!
Ich möchte zum Jakobusbrief zurückkommen.
Was ist denn nun gemeint, mit diesem „Naht euch zu Gott“?
Dieser Vers 8 im 4. Kapitel geht weiter: „Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, ihr Wankelmütigen.“
Der Abstand zu Gott wird größer durch unsere Sünde. Wir trennen uns von Gott, wir entfernen uns selbst, wenn wir seinem Willen nicht Gehorsam sind. Wenn uns die Gebote Gottes nicht so wichtig sind und wir nicht danach trachten, sie ausleben zu wollen, dann legen wir uns eine Beschränkung auf.
Gott ist immer da und möchte uns nah sein! Doch wollen wir das auch?
Ich spreche von einem Praktizieren des Glaubenslebens, um die Formulierung aus dem erwähnten Zeitungstext aufzugreifen, das nicht an Orte gebunden ist.
Gott wohnt nicht in einem Haus, in dem ich ihn gelegentlich besuche. Von Jesus Christus, Gottes Sohn, lesen wir:
„Merkst du es denn nicht? Noch stehe ich vor deiner Tür und klopfe an. Wer jetzt auf meine Stimme hört und mir die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und Gemeinschaft mit ihm haben.“ Offenbarung 3,20 berichtet uns dies, hier nach der Hoffnung für alle-Übertragung.
Ich bin Gottes Haus! Ich bin die Wohnung, in die der Schöpfer des Himmels und der Erde einziehen möchte! Mein Herz ist der Platz, an dem ein Gottesdienst stattfinden sollte – jeden Tag.
Paulus nennt unseren Körper einen Tempel des Heiligen Geistes. (1. Korinther 6,19) Im Römerbrief beschreibt er, dass wir Gott wohlgefällig leben sollten. Das sei unser vernünftiger Gottesdienst. (Römer 12,1)
Damit sind wir wieder beim Jakobusbrief. Wir lesen von der Heiligung der Herzen, vom Demütigen vor dem Herrn. Dann folgen viele Ermahnungen, die unser Glaubensleben betreffen. Lest diesen Brief und staunt, wie der Schreiber den Gläubigen ans Herz legt, worum es geht: „Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein …“ (Jakobus 1,22)
Wir sind eingeladen, an jedem Ort, zu jeder Zeit und unter allen Umständen die enge Verbindung mit Gott zu haben.
Jesus zeichnete das Bild eines Hirten. Er ist der gute Hirte, in dessen Hand wir sein dürfen. Niemand kann uns daraus reißen – auch nicht die gegenwärtige Lage. In Johannes 10,11-28 ist dies nachzulesen.
Bei Jesus zu sein, heißt, ihn als Erlöser angenommen zu haben. Er ist die Versöhnung unserer Schuld. Er hat es ermöglicht, dass wir mit dem himmlischen Vater und ihm Gemeinschaft haben können. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ sagt Jesus in Johannes 14,6. „Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Der Platz dieser Verbindung zu Gott, dieses praktischen Glaubenslebens hat keine Mauern und keine Fenster.
Der Ort ist nicht von einem irdischen Architekten entworfen oder steht auf einer Weltkulturerbe-Liste, wie recht neu der Naumburger Dom.
Ich wohne in Naumburg und kenne die Freude und den Stolz über diesen bedeutenden Dom.
Doch wer ist größer, bedeutender und wichtiger für meinen Glauben?
Um welchen Ort geht es?
Um Jesu Hand! Dort dürfen wir sein! Das ist das Zuhause eines Christen.
Hier findet sein Gottesdienst statt – ein Leben in der Liebe Jesu, die nach außen strahlt.
Freu Dich, wenn Du wieder einen Gottesdienst mit Deinen Glaubensgeschwistern vor Ort besuchen darfst.
Bis dahin nutze die Möglichkeiten über die Medien, wenn es Dir möglich ist.
Doch sei ganz sicher: Gott ist bei Dir!
Er geht niemals auf Abstand zu Dir, wenn Du ihn in Dein Herz und Leben lässt!
Gott segne Dich! Amen
Ines Müller, 19.4.20